Should i stay or should i go

Maggi

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Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, welche von Tiefs und Rückschlägen beherrscht wurde. Unmittelbar nach der großen Corona Welle. Die Menschen mussten sich erst wieder finden, viele Existenzen lagen in Scherben. Die Stimmung war von Ablehnung und Egoismus geprägt, was mir täglich von meinen Kunden bewiesen wurde.

Da war ich nun, auf dem Weg nach Hause. Die Straße lag leer und von dichten Nebelschwaden verdeckt vor mir. Kaum ein Sonnenstrahl schaffte es durch die dichte Wolkendecke. So düster wie meine Stimmung.

Langsam baute sich eine erneute Schmerzwelle in meinem Unterleib auf. Ich biss die Zähne zusammen und umklammere krampfhaft das Lenkrad. Meine Beine wurden taub, kaum noch spürte ich das Pedal.

Ein jämmerliches Schluchzen erkämpfte sich seinen Weg durch meine angespannte Kehle. Tränen beginnen meinen Blick zu trüben.

Ich hasse es! Ich hasse mein Leben! Seit meiner Kindheit quälten mich Endometriose Schmerzen. Stell dich nicht so an. Du kannst dich doch nicht wegen ein wenig Bauchweh krank melden. Viele haben das, das ist normal.

Die Worte meiner Lehrer, Ärzte und Arbeitgeber hallten in meinen Gedanken wieder. So viele Jahre musste ich diese Schmerzen erdulden, es gab kein Entrinnen. Weder einen Pausenknopf noch einen Notausgang. Nur die Hoffnung auf Besserung blieb, auch wenn diese immer mehr verschwand. Hochdosierte Medikation und Hormoneinnahme stabilisierten mich weitestgehend, doch nicht von Dauer.

Seit einigen Jahren nun erschienen die Schmerzen täglich. Beim Sport, bei Stress, beim Sex, oder einfach nur so. Weihnachts- wie auch Silvesterfeiern musste ich frühzeitig verlassen. Während ich weinend unter der viel zu heißen Dusche stand, begrüßten meine Freunde das neue Jahr. Ich war eifersüchtig, und wie ich das war. Wieso geschah das nur mit mir? Was hatte ich verbrochen, um diese Schmerzen zu verdienen?

Und dann die Ärzte. Während und nach der Corona Pandemie gab es kaum Termine. Nach all der Zeit des Wartens wurde ich stets von den Göttern in Weiß abgespeist. Ich hätte immerhin keine Ahnung von der Erkrankung, einfach eine andere Pille und alles wird gut! Natürlich wurde es das nicht.

Wut staute sich in mir auf. Wieso nur nahm mich keiner Ernst? Wieso half mir denn niemand! Lag das Problem doch bei mir? Übertrieb ich denn wirklich?

Langsam drückte ich das Gaspedal tiefer. Die Nadel des Tachos hob sich langsam aber stetig.

Mein Mann verlor seinen Betrieb und befand sich vor einem riesigen Trümmerhaufen. Es gab keine der versprochenen staatlichen Hilfen. Die Kundschaft blieb aus und so kam es, wie es kommen musste. Vieles nagte an seinem Geist. All die Verlustängste und das Gefühl versagt zu haben trieben ihn schließlich in eine Depression.

Wieder übte ich mehr Druck auf das Gaspedal aus.

Wir verloren unsere Wohnung aufgrund von Eigenbedarf. Unser alter Vermieter verstarb und sein Sohn erbte alles. Dieser war ein furchtbarer Mensch. Er terrorisierte uns und verlangte, dass wir 15.000€ zahlen sollten, da wir die Wohnung innerhalb eines Jahres angeblich so ruiniert hätten. Alles Lügen! Überall! Das Gefühl der Machtlosigkeit schnürte mir die Kehle zu.

Die Tränen hatten gewonnen. Als wäre ein Damm gebrochen laufen sie ungebremst über meine Wangen und landen auf dem dunklen Stoff meiner Hose. Ich hasse einfach alles und jeden! Mein Leben, meine Arbeit, meinen Körper und die Menschen! Ich hasse diese ganze scheiß Welt!

Meine Gedanken rasten genauso schnell wie das Auto, welches immer schneller über die verlassene Waldstraße bretterte. Die Schmerzen in meinem Unterleib bohrten sich wie die Klinge eines Messers tief in mein Fleisch und betäubten mich von der Hüfte abwärts, während die Tränen meine Sicht komplett verschleierten. An diesen Schmerz kann man sich nicht gewöhnen, selbst nach so vielen Jahren.

„Halt an!“, rief mich eine Stimme der Vernunft, welche sich tief aus den Überbleibseln meiner Gedanken kämpfte. Langsam ließ ich den Blick zur Tachoanzeige wandern. Die Nadel war auf 120 km/h angestiegen. Mein Fuß entließ das Pedal nicht aus seinem Druck. Das kam nur zum Teil daher, dass ich ihn kaum noch spürte.

Einfach ein kurzer Schlenker nach rechts und alles wäre vorbei. Die Schmerzen, die vielen Ängste und die Depression. Diese dunkle Wolke in meinem Kopf würde einfach verschwinden.

Meine Hand umschloss das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Nur ganz kurz, es brauchte nur eine kleine Bewegung, welche mich erlösen würde. Es wäre besser so. Wer bräuchte mich schon? Was würde passieren, wenn ich jetzt den Freitod wählen würde?

Mein Mann wundert sich, wo ich denn bleibe. Das Essen steht schon am Herd und blubbert fröhlich vor sich hin. Er hat mein Lieblingsgericht gekocht, um mich zu überraschen. Seit Stunden arbeitet er daran, nur um mir eine Freude zu bereiten.

Unsere Hündin wartet schon auf mich. Sie liegt vor der Haustüre und lässt diese mit ihren großen braunen Kulleraugen nicht eine Sekunde unbeobachtet. Ihre Ohren lauschen auf das charakteristische Geräusch des sich jeden Moment nahenden Motors, während ihre Rute schon ungeduldig auf und ab wippt.

Irgendwann wird ihnen bewusst, dass ich nicht komme. Wiederholte Anrufe führen nur auf den von mir besprochenen Anrufbeantworter. Mein Mann bekommt es mit der Angst zu tun. Kurz den Kopf der Hündin tätscheln, was sie freudig hecheln lässt und hinaus gehen. War der Weg zum Auto schon immer so lange?

Schnell den Schlüssel in die Zündung stecken und los fahren. Er kennt meinen Arbeitsweg. Sein Herz pocht nervös, während er die Augen auf die Straße heftet. Ein ungutes Gefühl legt sich bitter auf seine Zunge, doch er schluckt es herunter. Es wird schon alles gut sein. Wahrscheinlich hat sie sich verquatscht. Er versucht sich zu beruhigen, doch tief im Innern weiß er, dass etwas passiert ist.

Spätestens als er das Blaulicht entdeckt, bestätigt sich seine schlimmste Befürchtung. Es strahlte viel zu hell und brennt sich für immer in sein Gedächtnis ein. Viele Leute in bunter Kleidung laufen hektisch herum.

Er stoppt sein Fahrzeug abrupt und lässt es unbeachtet zurück. Unnachgiebig kämpft er sich durch die Menschen, sie wollen ihn nicht durch lassen, doch da sieht er es. Mein Auto, oder das, was davon übrig ist.

Mein Vater hält den Kopf in den Händen. Er fühlt nichts. Wie betäubt hört er, wie das medizinische Personal im Krankenhaus an ihm vorbei läuft. Es kann nicht sein! Es kann einfach nicht sein! Sein kleines Mädchen ist fort! Er möchte einfach nur verschwinden, genau wie ich.

Meine Hündin wartet noch immer vor der stillen Tür. Es ist sehr dunkel draußen, keines ihrer Herrchen ist zuhause. Wann kommen sie denn endlich heim? Es wird doch immerhin Zeit fürs Bett. Alleine kann sie nicht schlafen. Sie fühlt sich so einsam. Die Rute hat aufgehört zu schwingen. Ein kleines Winseln verlässt sie.

Meine Freunde blicken auf das große Bild über meiner Urne, welche mit bunten Blumen geschmückt wurde. Alle sind wie betäubt. Das alles kann doch nur ein schlechter Traum sein! Immer wieder checken sie meinen WhatsApp Status, doch ich war seither nicht mehr online. Seit diesem Tag bleiben ihre Nachrichten unbeantwortet. Der Pfarrer redet etwas, doch kaum einer hört zu. Es ist, als würden alle unter Schock stehen. Meine Brüder starren auf die silberne Urne. Ihre Augen haben dieselbe exotische Farbe wie meine, doch nun sind sie glanzlos und leer.

Meine Mutter wünscht sich, sie hätte sich mit mir ausgesprochen. Nun ist es zu spät.

Viel zu jung wurde ich aus dem Leben gerissen. Sie alle glauben daran, dass es ein Unfall war. Sie müssen daran glauben.

Doch mein Mann weiß es besser. Langsam läuft er hinter dem Pfarrer her, welcher die Urne zum Grab trägt. Er versucht, den Gang hinauszuzögern, denn er weiß, sobald meine Asche in der Erde verschwindet, ist es real.

„Ruf mich später nochmal an!“ Meine fröhliche Stimme ertönt aus dem Anrufbeantworter. Er legt auf und wählt noch einmal. Nur um mich zu hören, nur um ein kleines Stück der Illusion aufrecht zu erhalten. Gleich gehe ich ran und wir sprechen über den heutigen Tag. Über die Neuigkeiten, die ich seit jenem Tag verpasst hatte. Es sind so viele. Dinge, die ich nicht mehr miterlebt habe. Wie meine Lieblingsserie ausgegangen ist. Geschichten aus der Arbeit.

Sein Blick wandert zu unserer Hündin, welche vor der Tür liegt und sie anstarrt. Sie wartet noch immer darauf, dass ich hindurch trete. Bis zu ihrem Ende wird sie warten. Auf ewig.


Mit Schrecken in den Gliedern ließ ich das Gaspedal los. Sofort verlor das Auto an Geschwindigkeit. Meine Lunge brannte, als ich heftig ein und aus atmete. Was hatte ich da gerade nur vor? Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen?

Die Türe öffnete sich, meine Hündin sprang freudig auf und hüfte aufgeregt um mich herum. Ich lachte und streichelte durch ihr langes weiches Fell.
Der Duft meines Lieblingsessens begrüßte mich in unserer warmen Wohnung. Das Lächeln meines Mannes vertreibt die Dunkelheit um meinem Herzen.

Von da an wurde mein Leben besser. Stück für Stück kämpfte ich mich weiter. Einen Schritt vor den anderen. Wenn ich nicht mehr konnte, half mir jemand. Meine Freunde, meine Familie, sogar meine Kollegen. Wenn man die Menschen lässt, dann sind sie gut.

Mittlerweile bin ich ohne Schmerzen. Nachdem ich so lange gesucht hatte, fand ich schließlich einen Arzt, der mich endlich ernst nahm und operierte.

Nun lebe ich mich aus, gehe meinen Interessen nach und kümmere mich nicht mehr um Leute, die mir nicht guttun.

Manchmal denke ich noch an die schwere Zeit zurück. Ich bin so froh, dass ich das Lenkrad damals fest gehalten habe. Das Leben ist endlich gut zu mir und das habe ich selbst erreicht. Der Weg war lang, doch es hat sich gelohnt.
 
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Johnson

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Hier sind im ersten Abschnitt Fehler:



Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, welche von Tiefs und Rückschlägen beherrscht wurde.



Besser ist: Ich erinnere mich an eine Zeit in meinem Leben, die von Tiefs und Rückschlägen beherrscht wurden.



Unmittelbar nach der großen Corona Welle



Besser ist: Unmittelbar nach der großen Coronawelle



Die Menschen mussten sich erst wieder finden.



Es heißt: Die Menschen mussten sich erst wiederfinden.



Die Stimmung war von Ablehnung und Egoismus geprägt, was wir täglich von meinen Kunden bewiesen wurde.



Besser ist: Das was klingt auch hier komisch.



Der zweite Abschnitt ist ok



Der dritte Abschnitt:



Ich biss die Zähne zusammen und umklammere krampfhaft das Lenkrad



Besser ist: Ich biss die Zähne zusammen und umklammerte….Vergangenheit



Vierter Abschnitt:

Tränen beginnen meinen Blick zu trüben.



Das Verb beginnen muss in der Vergangenheitsform gesetzt werden: begannen



Fünfter Abschnitt:



Ich hasse es! Ich hasse mein Leben! Seit meiner Kindheit „quälen“ mich Endometrioseschmerzen (Weil die Schmerzen ja noch bestehen)



….krank melden schreibt man krankmelden



Sechter Abschnitt:



Die Worte meiner Lehrer, Ärzte […] hallten in meinen Gedanken wieder.


Es heißt… Die Worte meiner Lehrer […] hallen in meine Gedanken wider.





Und dann folgen weitere Fehler im Text, die immer ganz ähnlich sind.



Zum Inhalt:



Die Coronapandemie und das daraus resultierende Chaos werden hier mit dem persönlichen Leiden einer Erkrankung verknüpft. Die Pandemie verstärkte die Erkrankung noch weiter. Zudem wird der Verlust der Arbeit des Ehemannes und der Wohnung thematisiert, während das lyrische Ich eine Autofahrt unternimmt. Während dieser Fahrt kommt es zu einem Selbstmordversuch, der jedoch vom Ich selbst vereitelt wird, da der Mann Essen zubereitet hat und die Hündin wartet. Anschließend wird in einer Passage erörtert, was passiert wäre, wenn das Ich Selbstmord begangen hätte. Trotz allem endet die Geschichte positiv. Das Thema Krankheit, Pandemie, Existenzängste und Selbstmord birgt tatsächlich Potenzial. Es könnte jedoch von einer Verbesserung der Grammatik profitieren und es wäre möglicherweise effektiver, wenn nicht mehr aus der Ich-Perspektive geschrieben würde, sondern aus der Sicht einer anderen Person. Wie der Kniff mit dem "Was wäre wenn" besser in den Text integriert werden könnte, ist mir selbst nicht klar.
 



 
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