Sie lief durch die Zeit (gelöscht)

B

bluefin

Gast
hallo @memo,

die gedanken hinter diesem text wären eigentlich sehr beeindruckend und sprachlich ist's auch sehr schön ausgeführt.

leider stört mich die fehldiagnose des jungarztes. auch wenn dieser mitsamt seinem krankenhaus als der s. o. gedacht gewesen sein sollte: dass es sich bei den sehr präzis beschriebenen symptomen um einen ordinären schlaganfall handelt, hätte er so oder so erkennen müssen. das zieht den text ein bisschen herunter; entweder denkt man sich: "oh, was für ein scheiß-gesundheitssystem!" oder: "mein gott, was für einen dödel hat sich die hübsche da angetan?"

tipp: ein bisschen weg von der profanen symptomatik, und schon bleibt dem leser der spielraum für eigenes.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

memo

Mitglied
Hallo bluefin!

Leider ist es in der Realität so, dass diese Symptome nicht immer auf dieser offensichtlichen Krankheit beruhen.
Diese Beschwerden können z. B. auch Anzeichen für MS (Multible Sklerose) sein und diese ist nicht immer sofort eindeutig feststellbar.
Andererseits ist es auch möglich, dass ein Mensch, der sich in einer, vielleicht selbst gar nicht bewussten wahrgenommenen psychischen Überlastung befindet - und so durch seine Depressionen zum Teil nicht mehr fähig ist, sich selbst zu spüren.

Vielen Dank für eine Rückmeldung. Hat mich sehr gefreut.

memo.
 
B

bluefin

Gast
hallo @memo,

falls ms differentialdiagnostisch in frage käme (das spontane erbrechen im badezimmer und die offenbar schlagartig auftretenden lähmungen sprechen eher dagegen): auch diese wäre ja unschwer zu diagnostizieren.

was ich dir sagen wollte, ist, dass - zumindest aus der literarischen sicht eines unterwasserwesens wie mir - die geschichte nur dann "drive" hätte, wenn die befindlichkeiten der protagonistin auch für den leser nicht wirklich zuzuordnen wären. dann wäre tatsächlich das alleingelassensein und die absolute hilflosigkeit im vordergrund und nicht nur die plumpe unfähigkeit eines diagnosezentrums.

vielleicht kann ich dir das mit der "verwandlung" besser erklären: gregor samsa erwachte eines morgens als sechsbeiniger, übelriechender kerf, mit dem (außer ganz zu anfang das schwesterchen) niemand auch nur das allergeringste mehr anfzufangen wusste, und ging in letzter konsequenz an seinen vorstellungen zugrunde. in kafkas erzählung stimmt die diagnose von anfang an - sowohl der patient als auch die "doktoren" stellen sofort fest: aha, kein mensch mehr, sondern ein käfer, der stinkt! dennoch gibt es für beide seiten aber keine hilfe und keinen ausweg.

das "am innersten eines menschen vorbei sehen", auf das es dir wohl auch ankommt, sollte nicht damit begründet sein, dass der "behandelnde arzt" bloß seine brille vergessen hat. dann wär nämlich er das fatale, und nicht die umstände.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

memo

Mitglied
Danke, bluefin-

Erstaunlich ist, dass ich in letzter Zeit auch oft an Kafkas Verwandlung denken musste.
Deine Anregungen sind sehr gut.
So gesehen verstehe ich, was du meinst.
Ich werde meinen Text löschen, nachdenken und überarbeiten.

Liebe Grüße nach München -
aus Österreich
memo
 



 
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