sine coda

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wenn der wind an einem tag
wie diesem die schwedenhimmelwolken
rasch vorübertreibt sie wie
blendverschlüsse kurz nur vor
die sonne schiebt entsteht
ein flimmern wie bewegte bilder
zwei drei handvoll pro sekunde
genug um meinem denken vorzugaukeln
ich würde schweben wäre augenzeuge
nur und nicht akteur in meinem
coming of age film sine coda
stets bleibt offen wie er endet
beißt sich der hund in seinen schwanz
schiebt diese eine schwere wolke
das pausenschild vor die kulisse
wäscht mit dem regen spuren fort
mit ihnen ahnungen von dem was
wäre wenn was war und sollte sein
ich blinzle erst wenn meine augen
zu viel tränen ein wolkenbruch nach
dem anderen alles ausradiert und der
blitz einschlägt in den nahen see




Version 2:
(mit weniger sprach-exotischem Titel und ohne Latein)



without end



wenn der wind an einem tag
wie diesem die schwedenhimmelwolken
rasch vorübertreibt sie wie
blendverschlüsse kurz nur vor
die sonne schiebt entsteht
ein flimmern wie bewegte bilder
zwei drei handvoll pro sekunde
genug um meinem denken vorzugaukeln
ich würde schweben wäre augenzeuge
nur und nicht akteur in meinem
coming of age film without end
stets bleibt es offen beißt sich
der hund in seinen schwanz
schiebt diese eine schwere wolke
das pausenschild vor die kulisse
wäscht mit dem regen spuren fort
mit ihnen ahnungen von dem was
wäre wenn was war und sollte sein
ich blinzle erst wenn meine augen
zu viel tränen ein wolkenbruch nach
dem anderen alles ausradiert und der
blitz einschlägt in den nahen see










.feb_2023
 
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lietzensee

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Hallo Fee,
für mich ist das ein sehr kräftiges Gedicht. Du konzentrierst dich auf ein Bild und malst es konsequent aus. Das Blitzende finde ich auch sehr wirkungsvoll.

Mit dem Text habe ich nur ein Problem, das an mir liegt. Ich weiß nicht, was "sine coda" bedeutet.

Viele Grüße
lietzensee
 
Zuletzt bearbeitet:

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Herzlichen Dank für das "sehr kräftige", lietzensee!

Das freut mich besonders, weil ich es beim Schreiben auch so empfunden habe bzw. versucht habe, dieses Gefühl rüberzubringen.

Ich weiß nicht, was die Worte "sine coda" bedeuten.
"sine coda" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "ohne Schwanz" (hier von mir im übertragenen, eher musikalischen Sinne als "Ende" - gemeint als letzter Abschnitt - verwendet). In der Musik ist die Coda der Schlussteil eines Musikstücks.

Vielleicht sollte ich einen weniger abgehobenen Titel wählen für mein Gedicht. Hm.
"without ending" wollte mir nicht gefallen, ehrlich gesagt. Also hab ich zum Nächsten gegriffen, das mir einfiel. *grübel

Danke fürs schöne Lob und Reinschauen!
LG,
fee


PS: ich habe jetzt eine neue Version mit (doch) englischem Titel und entsprechender Änderung im Text eingestellt. Noch mag ich Version 1 nicht aufgeben, aber Version 2 hat (fast) nichts von dem verloren, was mir wichtig war. Ich hoffe, du empfindest das auch so. LG!
 
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sufnus

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Hey Fee!
Ich find grad im Zeitalter von Suchmaschinen entsteht durch die Verwendung unbekannter, aber google-findbarer Begriffe keine allzugroße Exklusiv-Haltung, ja ich find es eigentlich ganz schön, wenn man durch einen Text auf ein neues Wort stößt. Vielleicht hat es mit dem Älterwerden der Gesellschaft zu tun, vielleicht nur mi eigener (dem eigenen Älterwerden geschuldeter) kulturpessimistischer Griesgrämigkeit... dunno... aber mir wills öfter so scheinen, als seien viele Mitmenschen irgendwie denkfauler geworden, verlören nach und nach ihre Lust auf was Neues. Auch bei ganz jungen Menschen stoß ich teilweise auf so eine Haltung, dass man am liebsten das denkt und von sich gibt, was man schon tausendmal durchgekaut hat, ohne irgendeinen Gedanken an Aufbruch in unbekannte Welten... wo ist Käptn Kirk, wenn man ihn braucht?
Naja... ein eingeschobenes Lamento, was jetzt - nicht missverstehen - aber nicht gegen Lietzes Nachfrage gerichtet war... ich tät auch nachhaken, wenn mir ein Ausdruck nix sagt, bevor ich mich ins Internet stürze. :)
Ich denke nur, man muss einen Text ja nicht zuuuu leichtverdaulich machen... Bildungsballaststoffe sind doch gut fürs Denkvermögen. :)
Also eindeutig: Team ohne Schwanz! :)
LG!
S.
 

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Wenn du "sine coda" zu googlen versuchst, wirst du (ausnahmsweise) nicht leicht fündig, sufnus,

weil ich das ja - wenn ich jetzt ein Zitat Plutarchs ausnehme - selbst zusammengestückelt habe als lateinische Formulierung (fünf Jahre Schullatein haben mit mir "etwas" gemacht ;) ). "senza coda" würde man weit öfter und leichter finden, weil noch im lebenden Sprachgebrauch (in der Musik vor allem) - aber ich wollte es vom Klang her auf Latein haben...
Insofern ist der Nicht-selbst-googlen-Vorwurf hier nicht ganz griffig und daher habe ich die Frage gerne beantwortet.
Ich persönlich google lieber zuerst (vermutlich auch aus dem niederen Motiv, meine Unwissenheit nicht eingestehen zu wollen...lol). :cool:
Aber zu fragen, finde ich nicht generell falsch. Ich hätte ja auch antworten können, dass google das viel besser beantworten kann als ich, wenn das der Fall gewesen wäre.

Aber vom Unwichtigen zum Text:

Team ohne Schwanz!
Gut, dass du das nicht auf Lateinisch geschrieben hast. Coda bezeichnet auch des Mannes bestes Stück...vielleicht magst du deine Teamzugehörigkeit ja nochmal ein wenig umformulieren....giggle.

LG,
fee
 

sufnus

Mitglied
Ach... ich war grad etwas albern drauf... manchmal sollte man(n) auch mal sein bestes Stück etwas in Frage stellen. :)
LG! :)
S.
 

revilo

Mitglied
ein sehr intensives gedicht.....um den lesefluss zu verbessern wären 1 oder 2 absätze nicht schlecht......aaber das ist meckern auf (sehr hohem niveau...)

LG
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Fee
"sine coda" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "ohne Schwanz" (hier von mir im übertragenen, eher musikalischen Sinne als "Ende" - gemeint als letzter Abschnitt - verwendet). In der Musik ist die Coda der Schlussteil eines Musikstücks.
Vielen Dank für die genaue Erklärung :)

Tatsächlich hatte ich hier erfolglos Onkel Google bemüht. Das mache ich aber nicht für jeden Text, nur wenn ich denke, dass es sich lohnt. Ein Teil deines schönen Gedichts war so an mir vorbeigegangen und vielleicht ging es anderen ähnlich.

Viele Grüße
lietzensee
 

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ein sehr intensives gedicht.....um den lesefluss zu verbessern wären 1 oder 2 absätze nicht schlecht......aaber das ist meckern auf (sehr hohem niveau...)
Danke schön, Oliver!

Freut mich!

Das mit den Absätzen hab ich mir natürlich überlegt. Ich bastle immer länger herum an Zeilenumbrüchen, Absätzen und Co. - auch, um für mich selbst herauszufinden, welche Variante am ehesten den mir vorschwebenden Rhythmus oder Lesefluss unterstützt. Hier wollte ich das Flimmern der Bilder (zwei drei handvoll pro sekunde) als Effekt auch sprachlich transporteren. Daher keine Pause durch Absätze.

Tatsächlich hatte ich hier erfolglos Onkel Google bemüht. Das mache ich aber nicht für jeden Text, nur wenn ich denke, dass es sich lohnt. Ein Teil deines schönen Gedichts war so an mir vorbeigegangen und vielleicht ging es anderen ähnlich.
Ja, lietzensee,

google bietet erst auf Seite 3 der Suchergebnisse einen Latein-Deutsch-Übersetzer an. Danke nochmals für die Rückmeldung!
Ich habe das nach deiner ersten Anmerkung bzw. Nachfrage selbst gecheckt und deshalb auch Variante 2 versucht und deine Frage natürlich gerne beantwortet. Ausschließen mag man LeserInnen defintiv nicht.

LG euch beiden,
fee
 

revilo

Mitglied
Freut mich!

Das mit den Absätzen hab ich mir natürlich überlegt. Ich bastle immer länger herum an Zeilenumbrüchen, Absätzen und Co. - auch, um für mich selbst herauszufinden, welche Variante am ehesten den mir vorschwebenden Rhythmus oder Lesefluss unterstützt. Hier wollte ich das Flimmern der Bilder (zwei drei handvoll pro sekunde) als Effekt auch sprachlich transporteren. Daher keine Pause durch Absätze.

das dachte ich mir fast.....aber es passt eigentlich ganz gut...........LG
 

revilo

Mitglied
ja, manchmal frickelt man lange an der form herum....länger als am text........vermutlich in einem guss geschrieben........so liest es sich zumindest.......LG...
 

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ja, manchmal frickelt man lange an der form herum....länger als am text........vermutlich in einem guss geschrieben........so liest es sich zumindest.
In dem Fall fast in einem Guss.

Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, mit diesen In-einem-Guss-Gedichten ganz bewusst besonders kritisch umzugehen und ich lasse sie auf jeden Fall eine Weile "abhängen" und bastle im Zweifelsfall auch mal länger an Alternativen für Umbrüche, gewählte Worte und Formulierungen, bis ich sicher bin, dass ich tatsächlich am nähesten an dem bin, was mich da "getrieben" hat beim Schreiben, aber eben auch für jemand anderen verständlich rüberkommt, was ich meine. Das geht ja nicht immer automatisch zusammen.
Manchmal entdecke ich auch, dass ich Stoff für mindestens zwei Gedichte versucht habe, in eins zu packen, und dann trenne ich und schmeiße vieles wieder raus.
Die Gefahr des Zuviel an "Gefrickel" ist andererseits auch, dass man sich schon mal ordentlich verrennen kann...alles schon gehabt. Aber das gehört dazu, oder?
Sonst wär's ja so einfach wie langweilig. :cool:
 

revilo

Mitglied
In dem Fall fast in einem Guss.

Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, mit diesen In-einem-Guss-Gedichten ganz bewusst besonders kritisch umzugehen und ich lasse sie auf jeden Fall eine Weile "abhängen" und bastle im Zweifelsfall auch mal länger an Alternativen für Umbrüche, gewählte Worte und Formulierungen, bis ich sicher bin, dass ich tatsächlich am nähesten an dem bin, was mich da "getrieben" hat beim Schreiben, aber eben auch für jemand anderen verständlich rüberkommt, was ich meine. Das geht ja nicht immer automatisch zusammen.
Manchmal entdecke ich auch, dass ich Stoff für mindestens zwei Gedichte versucht habe, in eins zu packen, und dann trenne ich und schmeiße vieles wieder raus.
Die Gefahr des Zuviel an "Gefrickel" ist andererseits auch, dass man sich schon mal ordentlich verrennen kann...alles schon gehabt. Aber das gehört dazu, oder?
Sonst wär's ja so einfach wie langweilig. :cool:
Gedichte, die man in einem Guss schreibt sind meist die besten. Du sitzt am Rechner und Zack – der Text kommt einem Orgasmus gleich einfach raus. Manchmal bekomme ich überhaupt nicht mit was ich das schreibe und lese dann erstaunt das Ergebnis. Ich sage dann immer, dass ich nicht diesen Text geschrieben habe, sondern er mich. Auch mir ist es schon passiert, dass ich noch so einem Erguss erkenne 2 Gedichte geschrieben zu haben. Und dann geht die Überlegung los: Lasse ich den Text so wie er ist? Mache ich aus dem einem Gedicht 2 Gedichte? Meistens entscheide ich mich aber den Text so zu lassen, wir ist. Ich habe z.B. im November einen flow gehabt und 7 Gedichte fast hintereinander geschrieben. Ich konnte gar nicht aufhören. Vielleicht war auch ein wenig der Gin-Tonic schuld, wer weiß.......

LG
 

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Ich sage dann immer, dass ich nicht diesen Text geschrieben habe, sondern er mich
Ja, das empfinde ich oft genauso.
Und dann gibt es wieder Zeiten, da sitzt du vor der Tastatur und es will und will nichts G'scheites dabei rauskommen...ohne den gewissen Flow oder eine innere Verbindung von Sprache und irgendetwas, das da in einem arbeitet und raus will, geht es bei mir auch nicht. Da kommen dann bestenfalls "Fingerübungen" raus (die aber als solche ja durchaus eine Berechtigung haben). ;)
 

revilo

Mitglied
Logo haben Fingerübungen ihre Berechtigungen. Kein Text wird umsonst geschrieben. Wenn ich sauer Gurken Zeit habe, verfahre ich wie folgt: Beim Schreiben(Passiert meist abends) höre ich gerne Radio(Meist Musiksendungen). Wenn mir absolut nichts einfällt, lasse ich mich durch prägnante Bemerkungen des Moderators oder der Moderatorin inspirieren. Und daraus mache ich dann spontan ein Gedicht. Entweder ich nehme eine Bemerkung als Überschrift oder bastele um eine interessante, von mir leicht verfremdete Anmerkung einen Text. Dabei kommen manchmal die erstaunlichsten Sachen heraus.

Selbst aus einer Meldung, dass die Autobahn 7 durchgängig gesperrt war, habe ich ein Gedicht gemacht. Das war allerdings so bescheuert, dass ich es hier nie veröffentlichen würde .Jeder Deutschlehrer würde mir dafür eine glatte 5 geben. Aber egal, so hat jeder seine Schreiberlebnisse. Und bei diesem Gedicht war deutlich der flow zu erkennen, in dem Du gesteckt hast. Und genau das fand ich an dem Gedicht so spannend. LG
 



 
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