Mößner Bernhard
Mitglied
Sitzkultur
Seit seinem etwas unrühmlichen Auszug aus dem Paradies, müht sich der Mensch, nicht nur seine Blöse zu bedecken, sondern auch etwas zu besitzen. Von der Natur mit einem dafür geeigneten Sitzorgan ausgestattet, setzt er alles daran, sich auf alle denkbaren Sitzgelegenheiten nieder zu setzen. Besatzungsmächte entwickeln die üble Angewohnheit, sich oft längere Zeit in fremden Ländern festzusetzen, ohne dass sie von den Besetzten darum gebeten worden wären. Wer bereits in der Schule sitzen bleibt, erhält die Chance, ein Jahr zu wiederholen, eine Möglichkeit, die uns die Schule des Lebens später leider nicht wieder bietet.
Wo die Menschheit sich niederzusetzen hatte, darüber ent-schieden in grauer Vorzeit allein die himmlischen Mächte: Bei Eberbraten und Met saßen die Götter unserer germanischen Urväter bei ihren Sitzungen auf rauen Bären-fellen, während die Götterkollegen aus dem etwas sonnigeren Olymp lieber bei den Erdentöchtern saßen, wo sie, sehr zum Missfallen ihrer göttlichen Gemahlinnen, nicht nur Europas Kultur stellenweise befruchtet haben.
Stürmisch verlief die Entwicklung der Sitzgewohnheiten derweil bei den erdebewohnenden, sterblichen Menschen: Sie wurden sesshaft! Eine Sitzungshochkultur folgte nun der anderen. Saßen Vorsitzende in grauer Vorzeit noch im Schatten von Linden und Eschen, um vorzusitzen, so pressten diese ihre erlauchten Hintern später mit Vorliebe auf goldverzierte Throne. Inwischen sitzt man ehrenamtlich auf gediegenen Regierungssitzen, sofern die parlamentarische Sitzverteilung dies zulässt und kassiert dafür bescheidene Sitzungsgelder. Die industrielle Entwicklung von Sitzmöbeln revolutionierte die Sitzmöglichkeit der Sitzungsbeflis-senen. Die Ergonomie ist die Wissenschaft des körperbewusst Sitzenden. Wer auf dieser Welt Großes leistet, leistet dies im Sitzen!
Eingesessene Firmenbesitzer besetzen Marktanteile und gründen neben ihren Firmenhauptsitzen nach Möglichkeit noch einige Nebensitze. Große Firmen firmieren dagegen oft ganz bescheiden im Briefkasten eines fernen Zwergstaates oder sie gründen eine "Holding", deren Vorsitzende in der Regel auf irgendwelchen Inselchen sitzen, um ihre schwer verdien-ten Gewinne vor den festgesetzten Steuersätzen ihrer heimischen Finanzbehörde zu retten. Die Mitglieder von Verbänden, Parteien oder Vereinen wählen bei eigens einberufenen Sitzungen satzungsgemäß ihre Vorsitzenden. Im Gegensatz zu gewählten Vorsitzenden werden uns Vorgesetzte vorgesetzt. Vor unsere eigene Nase zumeist, wo wir uns sowieso nicht hätten hinsetzen können. Dort sitzen sie nun, die Vorgesetzten und achten darauf, dass wir übrigen Arbeitsplatzbesetzer nicht einfach nur so auf unseren Arbeitsplätzen herum sitzen.
Tückische Sitzgefahren lauern in Ämtersesseln: Durch langes Verweilen in diesen kommunalen und staatlichen Dienstsitzen, verformt sich das anfangs zarte Sitzfleisch dieser bedauernswerten Mitbürger zu zähem Sitzleder. Wer einmal einen solchen Platz besetzt hat, der sitzt dort meistens bis zu seiner Pensionierung fest.
Andere, meist nicht beamtete Mitmenschen, sehen sich nach Gerichtsitzungen gar gezwungen, bei Wasser und Brot eine längere Zeit in dafür bestimmten Einsitzhäusern einzusitzen.
Ein weltweit bekannter Politiker mit imposanter Sitzfläche war dank seiner Kunst, sich durchzusetzen und Probleme auszusitzen, nur schwer von seinen Kommandositzen abzulösen. Spontan besetzt und meist freiwillig wieder geräumt werden dagegen mehr oder weniger ergonomisch geformte Keramiksitze, auf denen man gerne, was allzu irdisch ist, hinter sich lässt. Ähnlichkeiten zu Regieruns-sitzen bestehen dabei nur insofern, dass auch hier der Damensitz und das Sitzen zwischen den Sitzen vermieden werden sollte. Auch soll der Mensch nicht sitzen, wo die Spötter sitzen!
Seit seinem etwas unrühmlichen Auszug aus dem Paradies, müht sich der Mensch, nicht nur seine Blöse zu bedecken, sondern auch etwas zu besitzen. Von der Natur mit einem dafür geeigneten Sitzorgan ausgestattet, setzt er alles daran, sich auf alle denkbaren Sitzgelegenheiten nieder zu setzen. Besatzungsmächte entwickeln die üble Angewohnheit, sich oft längere Zeit in fremden Ländern festzusetzen, ohne dass sie von den Besetzten darum gebeten worden wären. Wer bereits in der Schule sitzen bleibt, erhält die Chance, ein Jahr zu wiederholen, eine Möglichkeit, die uns die Schule des Lebens später leider nicht wieder bietet.
Wo die Menschheit sich niederzusetzen hatte, darüber ent-schieden in grauer Vorzeit allein die himmlischen Mächte: Bei Eberbraten und Met saßen die Götter unserer germanischen Urväter bei ihren Sitzungen auf rauen Bären-fellen, während die Götterkollegen aus dem etwas sonnigeren Olymp lieber bei den Erdentöchtern saßen, wo sie, sehr zum Missfallen ihrer göttlichen Gemahlinnen, nicht nur Europas Kultur stellenweise befruchtet haben.
Stürmisch verlief die Entwicklung der Sitzgewohnheiten derweil bei den erdebewohnenden, sterblichen Menschen: Sie wurden sesshaft! Eine Sitzungshochkultur folgte nun der anderen. Saßen Vorsitzende in grauer Vorzeit noch im Schatten von Linden und Eschen, um vorzusitzen, so pressten diese ihre erlauchten Hintern später mit Vorliebe auf goldverzierte Throne. Inwischen sitzt man ehrenamtlich auf gediegenen Regierungssitzen, sofern die parlamentarische Sitzverteilung dies zulässt und kassiert dafür bescheidene Sitzungsgelder. Die industrielle Entwicklung von Sitzmöbeln revolutionierte die Sitzmöglichkeit der Sitzungsbeflis-senen. Die Ergonomie ist die Wissenschaft des körperbewusst Sitzenden. Wer auf dieser Welt Großes leistet, leistet dies im Sitzen!
Eingesessene Firmenbesitzer besetzen Marktanteile und gründen neben ihren Firmenhauptsitzen nach Möglichkeit noch einige Nebensitze. Große Firmen firmieren dagegen oft ganz bescheiden im Briefkasten eines fernen Zwergstaates oder sie gründen eine "Holding", deren Vorsitzende in der Regel auf irgendwelchen Inselchen sitzen, um ihre schwer verdien-ten Gewinne vor den festgesetzten Steuersätzen ihrer heimischen Finanzbehörde zu retten. Die Mitglieder von Verbänden, Parteien oder Vereinen wählen bei eigens einberufenen Sitzungen satzungsgemäß ihre Vorsitzenden. Im Gegensatz zu gewählten Vorsitzenden werden uns Vorgesetzte vorgesetzt. Vor unsere eigene Nase zumeist, wo wir uns sowieso nicht hätten hinsetzen können. Dort sitzen sie nun, die Vorgesetzten und achten darauf, dass wir übrigen Arbeitsplatzbesetzer nicht einfach nur so auf unseren Arbeitsplätzen herum sitzen.
Tückische Sitzgefahren lauern in Ämtersesseln: Durch langes Verweilen in diesen kommunalen und staatlichen Dienstsitzen, verformt sich das anfangs zarte Sitzfleisch dieser bedauernswerten Mitbürger zu zähem Sitzleder. Wer einmal einen solchen Platz besetzt hat, der sitzt dort meistens bis zu seiner Pensionierung fest.
Andere, meist nicht beamtete Mitmenschen, sehen sich nach Gerichtsitzungen gar gezwungen, bei Wasser und Brot eine längere Zeit in dafür bestimmten Einsitzhäusern einzusitzen.
Ein weltweit bekannter Politiker mit imposanter Sitzfläche war dank seiner Kunst, sich durchzusetzen und Probleme auszusitzen, nur schwer von seinen Kommandositzen abzulösen. Spontan besetzt und meist freiwillig wieder geräumt werden dagegen mehr oder weniger ergonomisch geformte Keramiksitze, auf denen man gerne, was allzu irdisch ist, hinter sich lässt. Ähnlichkeiten zu Regieruns-sitzen bestehen dabei nur insofern, dass auch hier der Damensitz und das Sitzen zwischen den Sitzen vermieden werden sollte. Auch soll der Mensch nicht sitzen, wo die Spötter sitzen!