Small talk in der Pizzabude

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Mäck

Mitglied
PIZZA FRANCESCO


Nach längerer Zeit besann ich mich plötzlich, mal wieder Franco in seiner Pizzabude bei mir ums Eck aufzusuchen. Die Pizzen, die sein Neffe zubereitete, waren nicht gerade der Hit, aber Franco, ein kleiner dicklicher Italiener so um die Mitte fuffzig, war eine unglaubliche Erscheinung. Der vielleicht beste Alleinunterhalter, der mir je unterkam. Die Leute gingen nur wegen ihm dorthin, um sich über ihn zu amüsieren und auf andere Gedanken zu kommen. Er hätte sich locker beim Fernsehen bewerben können, dann wäre ihm seine eigene Show sicher gewesen. Ein toller Typ.

„Ciao Marko, lange nix gesehen! Wie geht es dir?“

„Hey Franco, du alter Mafioso, geht schon, geht schon. Laß‘ mal ein Bier rüberwachsen, bitte, und dann hätte ich gern noch ne Pizza Margherita zum mitnehmen. Wie laufen so die Geschäfte?“

„Ah weißt du, mal besser, mal schlechter, ich bin zufrieden, ich kann nix meckern. Viele Leute, die Bier trinken!“

Schließlich fing er wieder laut zu trällern an, irgendwelche alten italienischen Opern, und die anderen Gäste prosteten ihm dabei grinsend zu. Dann kam er mit meinem Bier wieder an den Tresen.

„Was treibst du so zur Zeit? Hast du noch diese kleine Blondine bei dir, die mit den große Brüsten und den kleine süße Schmollmund?“

„Du meinst Bettye? Nein, das ist vorbei. Ich war ja mit der auch gar nicht so richtig zusammen. Du weißt schon. Sie ist nur so ne Bekannte.“

„Verstehe, verstehe, eine kleine Betthase. Ja, sowas ist gut.“

Ich hatte nie behauptet, mit Bettye in die Kiste gesprungen zu sein, viel eher hatte ich Interesse an ihrem Bruder, aber das ist eine andere Geschichte. Franco ging allerdings davon aus, also ließ ich ihn in seinem Glauben.

„Und bei dir so? Erzähl mal wieder was von deinen speziellen Kunden, du weißt schon, von den Härtefällen.“

„Ah! Du meinst die Bekloppten? Ah, Marko, hier erlebt man Sachen, die sind incredibile…“

„Ja, des is immer wieder interessant. Erzähl uns was von denen“, rief ein anderer Gast.

„Si! Also, da hatten wir letzte Woche eine Kunden, der rief an und wollte Pizza. Okay? Pizza Francesco, die mit allem drauf. Gut – wir machen und packen ein und schicken den Fahrer Mario zu Adresse. Pizza wird ausgeliefert, Kunde zahlt – alles gut. Dann der Kunde ruft bei uns an und sagt, wir hätten ihm Pizzabrot geliefert. Ich schaue Alfredo an, aber er sagt ‚nein nein nein, ich habe schon richtige Pizza gebacken‘, okay, dann ist alles gut, ich glaubte ihm! Dann der Kunde ruft fünf Minuten später wieder an: ‚Ah, tut mir leid, ich habe gerade gesehen, das ich Pizzakarton verkehrt herum aufgemacht hatte – ist schon alle Belag drauf, nur halt auf untere Seite, entschuldigung!‘ Na, was sagt ihr dazu ?“

Der ganze Laden gröhlte.

„Si, si, ich habe mir nur an Kopf gefasst und gedacht, ‚Mamma mia, wie kann sowas gehen? Warum er zieht Brille nicht an?“

„Ja, sowas ist immer wieder genial. Aber der mit dem Bammelmann war besser!“

„Ah, Du meinst den Kerl mit seine pisello in den Händen!“

„Genau den. Wie war das? Der Kunde öffnete die Haustür und holte sich dabei einen runter?“

„Ohhh, das war schlimme Situation, Mario hätte beinahe seine Fäuste geschwungen. Das war hart an Grenze.“

„Wieso, was war da los?“, wollte ein anderer amüsierter Gast wissen, der die Story offenbar noch nicht kannte.

„Also, wir bekamen Bestellung: zwei Pizza und zwei Salate und zwei Flaschen vino. Si? Wir machen alles fertig und Mario fährt zu Adresse. Dunkle Innenhof, alles dunkel weil es war schon Abend. Dann er klingelt und geht rauf in dritte Stock. Tür da war zu, also hatte er geklopft. Dann geht Tür langsam auf, und eine dünne Mann mit, na, wie sagt man auf Deutsch… Maschera?“

„Maske?“

„Ja, si si, eine Maske von Leder vor Gesicht, und er ist vollkommen nudo, nackt, und er hält seine Pimmel in Händen und reibt ihn, und dann sagt er ‚Issch warte sschon soo lange auf dissch‘, si?“

„Und was ist dann passiert?“ Die drei anderen Gäste klebten an Francos Worten.

„Dann? Mario hat große Augen gekriegt und war voller Schock, und dann fragt er, ob Mann noch alle Tassen im Schrank hat!“

„Und dann?“

„Dann der Mann mit Maske hat Maske runter und ihm war peinlich, weil er hatte anderen Mann erwartet, aber nicht arme Mario mit Pizza und caprese! Er sagte, ‚Oh, Du bist gar nix Helmut, du bist der Pizzamann!“

„Und Mario wurde sauer?“

„Ja, aber nix wegen Maske oder wegen große pisello, sondern weil Kunde Tür dann zugeknallt hat und nix mehr aufgemacht. Mario hat wie eine wilde Tier an Tür gehämmert und geklopft, aber Kunde hat die Tür nix mehr geöffnet! €40 waren für culo!“

„Die Pizzen habt ihr dann selber gegessen, oder wie?“

„NEIN, WIR HABEN WEGGESCHMISSEN, was will man damit macken?“

„Zu geil! Aber der andere Kerl mit der umgedrehten Pizza erinnert mich an den Deppen, der sich mal bei euch beschwert hat, weil der Belag verrutscht war!“

„Jaaa, aber wie kann man nur so blöd sein, und Pizza schräg halten? Er war selber schuld, compreso?“

„Ja, schon klar.“

„Er hat hier bestellt und ist gegangen mit Pizza, als wär sie eine Aktentasche, hat einfach Pizza unter den Arm genommen. No, no, no. Als er dann war daheim, Belag war von Pizzaboden gerutscht.“

„Tja, mein lieber Franco, die Deutschen sind nun mal nicht so helle, wie sie immer tun. Das sind Pappnasen, mein Lieber! Und in dieses Kartoffelland bist du freiwillig gezogen...“

„Ach, das sind nix immer Deutsche! Mir egal, woher Kunde ursprünglich kommt. Deutscher, Italiano, Araber, ALLE GLEICH VOR GOTT, ABER ICH VERSTEHE GANZE MENSCHHEIT NIX MEHR! WARUM SIND MANCHE MENSCHEN SO DUMM? MIO DIO!“

„Da kann ich dir ganz andere Sachen erzählen, Franco. Erinnerst du dich daran, dass ich mal für diese große Abzockerversicherung gearbeitet habe? Bei denen in der Verteilerstelle, wo die Kundenbriefe gedruckt werden?“

„Oh, si, bekannte Name! Die mit blaue Buchstaben!“

„Genau die. Da war ich über zehn Jahre, und habe dort Kollegen kennengelernt, die sich vor ihren Ehefrauen fast schon in die Hosen gepisst haben.“

„Aber wiesooo? Mit Frau macht man schöööne amore, und schenkt ihr Blumen und singt ihr ein Lied!“

„Normalerweise schon, das stimmt. Aber die waren so verkrustet in ihrem kleinen Universum, dass einem das Kotzen kommen konnte. Gerade die mit Kindern. Die hatten eine solche Angst, nicht nur vor den eigenen Frauen, sondern auch vorm Chef, und zwar so sehr, dass sie ihm fast schon seinen fetten bayerischen Arsch geleckt hätten. Alles Deutsche, durch die Bank.“

„Aber wieso? Leben kann so einfach sein! Ich verstehe diese Verhalten nicht. Und warum hatten die Angst vor Ehefrau? Waren die Frauen sowas wie große Furien?“

„Ich weiß es nicht, Franco, ich hab die Weiber nie kennengelernt. Bin auch ganz froh drum. Ich weiß nur, daß sie gewisse Sachen vor ihren Frauen verheimlicht haben. Manche hatten Hobbies wie zum Beispiel Fußballspielen oder einen trinken gehen, und sie taten alles, um es vor ihren Weibern zu verheimlichen. Sie sagten dann immer, ‚Meine Frau darf das bloß nicht erfahren, sonst ist die Kacke am Dampfen!‘

„Und warum Angst vor Chef?“

„Weil es Idioten sind, Franco. Weil es ganz einfach Idioten sind. Wenn se vorm Chef standen, hamse ihn angehimmelt und die Sabber lief ihnen schon aus ihren Hackfressen, und kaum war der Alte aus der Tür raus, fingen sie das Lästern an, aber so richtig heftig. So nach dem Motto, ‚Was bildet sich dieser blöde Bauer denn eigentlich ein, wenn er uns schon wieder sämtliche Freiheiten nimmt, indem wir jetzt neuerdings ausstempeln müssen, wenn wir Mittag essen gehen? Der hat doch 'nen Schuß, dieses Sackgesicht!‘ Und so weiter und so weiter. Die aus der Ostzone waren die größten Lästermäuler.“

„Und was hast du gemacht?“

„Gar nichts. Ich habe sie alle nur beobachtet und mir meinen Teil dabei gedacht. Keiner von denen hätte je den Arsch in der Hose besessen, dem Alten sowas direkt ins Gesicht zu sagen. Typisch Deutsch, Franco! Typisch Bayern.“

„Aber du bist auch Deutsch!“

„Ja, sogar abstammungsmäßig. Aber das wars dann auch schon. Ich gehöre nach New York, Franco. Oder nach Los Angeles. Oder wohin auch immer. Punkt. Deutschland ist ein schlechter Scherz.“

„Aber es gibt schöne Orte hier!“

„Stimmt auch wieder, da haste recht. Am Rhein isses geil, da an der Loreley. Würd ich am liebsten hinziehen, hab da tolle Erinnerungen dran. St. Goarshausen. Geiler Ort! Obwohl ich'n Stadtmensch bin. Oder oben in Garmisch Partenkirchen, da haste eine sagenhafte Luft und eine einzigartige Stimmung.“

„Si, oder an Starnberger See! Meine Frau und ich fahren nächste Wochenende hin, wenn die Sonne wieder scheint wärmer.“

„Ja, Deutschland kann ganz schön sein, wenn nur all die Menschen nicht wären.“

„Aahhh, warum so negativ, Markolino. Lach lieber, singe ein Lied, freue dich am Leben!“

„Wenn das so einfach wäre, Franco.“

„Ach, vergiss trübe Sal, komm, sing mit mir!“ Er fing wieder mit einer seiner italienischen Arien an.

„Nein Franco, gib mir lieber die Pizza. Was macht das?“

„€7,50.“

„Hier, €8, stimmt so.“

„Oh, Grazie! Und komm bald wieder! Am Besten mit hübsche Blondine mit große Brüsten!“

„Okay“, lachte ich, „werde ich machen. Ciao Franco!“
„Ciao Marko!“

Ich schnappte mir die Pizza, nahm sie unter den Arm wie eine Aktentasche und verließ den Laden.
 
A

aligaga

Gast
Das hier, lieber @Mäck,

ist kein bloßes Leseeckerl, das du mit deinen Stückerln versorgen müsstest, sondern ein Literaturforum. Es steht und fällt damit, dass wir nicht pausenlos mit unseren eigenen Ergüssen hausieren gehen, sondern auch die Werke anderer kritisch zur Kenntnis nehmen.

Leider schaut's da bei dir recht düster aus - bisher gibt's von dir nur ein einziges, belangloses Sätzlein zu den Werken anderer.

Das finde ich schade, denn so kommen wir hier nicht voran. Auch du möchtest doch, dass man deine Texte liest und sie kritisch würdigt. Also mach mal voran und beteilige dich!

Gruß

aligaga
 

Rudolph

Mitglied
Ich kann diese Geschichte beim besten Willen nicht witzig finden. Der eine Satz am Ende kann über die sonstige Einfallslosigkeit nicht hinwegtäuschen.

LG Rudolph
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Mäck,
ich kann leider auch nicht viel mit Deinem Text anfangen. Es ist für mich keine Geschichte, sondern nur die Wiedergabe einer Unterhaltung.
Was willst Du mit der Geschichte erzählen? Das Franco ein Aleinunterhalter ist oder ...?
Vielleicht kannst Du eine der Begebenheiten rauspicken und daraus eine Erzählung machen.
Herzliche Grüße Ilona
 



 
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