so einsam sind die schlüsselblumen

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Frodomir

Mitglied
Hallo Ubertas,

ich lese hier ein Gedicht über das Thema Vergänglichkeit, geschrieben in einem Spannungsverhältnis zwischen der Akzeptanz der Endlichkeit des eigenen Lebens und dem gleichzeitigen Festhalten daran. Dabei bleiben viele Verse nur am Andeutungshaften, was aber keineswegs negativ ist, sondern dem Thema gerecht wird - alles scheint sich aufzulösen, aber mit jedem kurzen Vers bittet das Lyrische Ich nachdrücklich darum, dass man ihm doch noch irgendetwas lassen möge, und sei es im schnellen Lauf des Flusses zum Meer doch wenigstens nur eine Pfütze.

Das Gedicht endet dann mit dem Kreislauf, dass nun neue Menschen den Weg des Lebens, aber eben auch des Vergehens, wieder von vorn erleben (müssen). Dass die Kinder dabei auf Händen getragen werden, gibt diesem Schicksal aber eine tiefe menschliche Würde, die mich mit einem Lächeln aus dem Gedicht entlässt.

Ich hoffe, ich konnte dir vermitteln, dass ich dieses lyrische Werk von dir sehr gern gelesen habe. Manchmal kommt ein Text zur richtigen Zeit, das war hier so. Danke dafür.

Liebe Grüße
Frodomir
 

sufnus

Mitglied
Hey Ubi!
Ich bin ja sowas von begeistert!
Erstrahlte das gute alte Jahrbuch der Lyrik noch in herausgeberischer Pracht wie annodunnemals, würd ich ja eine Dorteinsendung empfehlen; da die Schoeffling-Crew der Post-Schoeffling-Zeit aber irgendwie etwas vom Kurs abgekommen zu sein scheint, fänd ich dein Gedicht dafür sogar zu schad. Aber da müsste sich bestimmt eine andere hinreichend adäquate Publikationsplattform finden lassen. :)
LG!
S.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Empfehlung!

Ansonsten bin ich sprachlos ob der Schönheit dieses Gedichtes.

Liebe Grüße
Manfred
 
Hallo Ubertas,

ich überlege nun schon eine ganze Weile, wie ich ausdrücken soll, was ich an dem Gedicht mag.
Aber bin (gerade?) nicht fähig.
Schön zu lesen isses, das auf jeden Fall.
Liebe Grüße
vom Clown
 

Shallow

Mitglied
Hallo @Ubertas,

schließe mich dem Lob gern an: Tolles Gedicht, sehr dichte Atmosphäre, "lass mir den saum / vom ufer" ist ein starker Einstieg. Gratulation!

Schönen Gruß von

Shallow
 

fee_reloaded

Mitglied
schilf
und pfützen
seiner kleider
Eine herrliche Verflechtung von Natur und Mensch, liebe ubertas!

Du hast mir eben erst das große Kompliment gemacht, dass meine Texte den Lesern eine Freiheit gewähren, sich im Gedicht selbst einzufinden - dieses möchte ich hier - nein, muss ich - zurückgeben! Es ist eben nicht "nichts mehr". Und dennoch fließt das Thema des Wandels und somit der Vergänglichkeit des Augenblicks durch jede Zeile. Das "nun" wird im Naturerlebnis wunderbar spürbar. Und der Schluss versöhnt mit der Vergänglichkeit bzw. der Tatsache, dass wir nichts festhalten können. Doch wir können das Junge, Neue hintragen zu den bleibenden Werten und Schätzen.

Sehr schön!!!!

Liebe Grüße,
fee
 

seefeldmaren

Mitglied
nur kurz noch: ich finde den titel ja auch so entzückend, er hat einen gewissen sound im naivitätsmodus, er kommt leise, singend und unaufdringlich daher.
sowas kenne ich eigentlich nur, in einem anderen rahmen, von selma meerbaum.
da muss man schon sehr feinfühlig mit seinen versen durchs leben sehen.

bitte treibe dein schreiben weiter voran!
 

sufnus

Mitglied
Hey!

Ich hab ja obig meine restlose Begeisterung bereits kundgetan, ohne mich groß mit Details aufzuhalten. ;)
Jetzt noch zwei etwas inhaltlichere Nachreichungen:

Ich lese auch, wie Frodomir und Fee, das Thema Vergänglichkeit aus den Zeilen, aber noch stärker bleibt bei mir der Eindruck eines großen Abschieds haften (natürlich sind Vergänglichkeit und Abschied miteinander verwandt - so weit bin ich damit also eh nicht von meine Vorleser*innen-Lesarten weg).
Dabei ist für mich der Abschiedsgestus so wehmütig (wenn auch mit einer Art Dankbarkeit durchsetzt), dass auch das Stichwort der Kinder am Ende für mich noch nicht hinführt zu einer wirklichen Tröstung; es bleibt für mich auch am Schluss noch vor allem eine große Melancholie bestehen, sicher auch mit einem leisen Lächeln, aber eben einem Lächeln, das gewissermaßen beschützend über der Traurigkeit liegt (eher Traurigkeit als Trauer übrigens).

Und dann noch zum Titel, weil Maren den ja auch nochmal angesprochen hat.
Ich finde ihn gar nicht änderungsbedürftig, aber bei mir wirkt er tatsächlich als ein kleiner Lesewiderhaken (im etwas irritierenden Sinn, aber auch im köderhaften Anbeißreiz-Sinn). Irgendwie kann ich mir nicht helfen, ich muss bei dem Titel an deutsche Filmtitel denken, die ich vor allem mit den 60er und 70er-verbinde und bei denen nach meiner Wahrnehmung häufig auch ein ganzer Satz inklusive Verb Verwendung fand.
In der Hinsicht ist der Titel für mich auf alle Fälle ein deutlicher "Hingucker" (was ja erstmal zum Kerngeschäft eines Titels gehört); vielleicht löst er ein ganz, ganz sachtes Huch!-Gefühl aus. Wahrscheinlich geht das hier aber eh nur mir so. ;)

LG!

S.
 

Ubertas

Mitglied
So, ein Rundschreiben:)
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Im Moment am besten gar nix. Mir fehlen die Worte und ich habe Tränen in den Augen und überschwemmte Unterlider und keine wasserfeste Wimperntusche. Ich kann heute nichts mehr sagen, außer aus tiefsten Herzen meinen Dank ausdrücken an euch alle, die ihr gelesen, geschrieben und bewertet habt. Jedes Wort berührt mich, ich bekomme es heute nicht mehr auf die Reihe, auszudrücken, wie nahe es mir geht. Aus tiefstem Herzen einen ganz lieben Dank an @Frodomir ,@sufnus, @Franke, @Aniella , @Shallow ,@Clown seiner Klasse ,@klausKuckuck ,@seefeldmaren, @fee_reloaded , @Rachel , @petrasmiles . Ich hoffe, niemand vergessen zu haben. Jedes Wort von Euch habe ich mir gemerkt, ich danke Euch von Herzen dafür. Mehr bringe ich gerade nicht heraus, weil es mich berührt.
Danke für die Empfehlung, lieber Manfred.
Euch allen eine gute Nacht und Danke!
Liebe Grüße, ubertas
 

Ubertas

Mitglied
So, ihr Lieben:)
Versuch eines Rundschreibens - Runde zwei!
Von einer, die auszog, um ihre Wortfindungsstörungen zu überwinden:)
Hoffentlich bekomme ich das jetzt hin.
Ich war gestern nicht mehr in der Lage, ausführlich zu antworten, weil mich die Resonanz zu meinem Gedicht durch Euch so überwältigt hat und mich noch immer überwältigt, dass von antworten nicht mehr die Rede sein konnte.
Ich freue mich so sehr. Es ist nicht selbstverständlich, was ich alles von euch lesen durfte!

@Frodomir
Lieber Frodomir,
du hast so wunderbare Worte gefunden und dem Gedicht etwas ebenso wunderbares "angetan" und zwar dein eigenes Empfinden darüber. Das lesen zu dürfen freut mich besonders. Denn es ist der allerbeste einzutreffende Fall, den es als Gedichtverfasser zu erleben gilt, lesen zu dürfen, wie es der andere wahrnimmt.

Manchmal kommt ein Text zur richtigen Zeit, das war hier so.
Das sind Worte, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Danke dafür:) Ein Zugewinn auf schönste Art für beide Seiten.

@Franke
Lieber Manfred, ich danke dir. Der eine Satz von dir hat mich sprachlos gemacht. Und macht mich sprachlos. Danke. Dieser Satz bedeutet mir mehr als viel.

@Aniella
Liebe Aniella, was gibt es Schöneres an einem Kommentarverlauf, als wenn die Worte Frodomirs dich und mich genauso freuen. Danke für deine Worte. Sie sind großartig. Sind es immer:) Ausrufezeichen.

@Clown seiner Klasse
Lieber Clown,
ich danke dir, dass du einfach geschrieben hast, wie es dir mit dem Gedicht ergeht. Ich freue mich sehr über deine Nachricht. Das ist eine ehrliche und wertschätzende Art, die ich aus deinen Zeilen herauslese:)

@Shallow
Lieber Shallow,
danke für deine Zeilen und deine Gratulation:) Ich schicke dir einen Saum vom Ufer, auf dass er immer bei dir ist!
Jeden Tag und jede Nacht.

@seefeldmaren
Liebe Maren,
wenn es jemanden gibt, der einen Kniefall macht, dann bin ich es: vor deiner Person und deinen Gedichten. Du und sie sind wie sprechende Flüsse im Regen. Regen auf (meiner) Haut und Schweigen. Dem schönsten Schweigen, das es gibt in einer Meerbaumhaut:)

@fee_reloaded
Liebe Fee,
nun ist nichts mehr zu sagen oder zu fühlen: Nur eines, wie ich es aus deinen Worten lese, die immer eines bleiben, ein Wort, ein Stamm aus Herz. Eine Tiefgründigkeit, die nur aus einem Menschen fließen kann, der fühlt. So schätze ich jedes einzelne Wort von dir. Du hast den Wechsel so gut erkannt, als einen der kein Wechsel ist. Danke.

@sufnus
Lieber Sufnus,
ich schenke uns jetzt einen Birnenschaumzuckerwein ein:) Aus der Normandie, vom Fass. Min. zwei Gläser plus sieben! Er trübt nichtens den Blick. Schon überhaupt nicht deinen. Du hast die Fähigkeit, Traurigkeit von Trauer zu unterscheiden. Das begegnet dem kleinen Menschenkind nicht oft.
Wenn ich etwas hätte, das deine Telepathie vermeidet, ich schmisse es meilenweit zum Fenster hinaus. Mit Karacho. Was den Titel anbetrifft, du hast vollkommen Recht. Er entsprang tatsächlich einem Huch meiner Hirnwindung und unter ihm entstand mein Gedicht. Ich danke dir:)

@klausKuckuck
@Rachel
@petrasmiles
Euch Lieben, einen lieben Dank für Euer Lesen, die Gedanken, die hinter den Sternen stehen und zu einer Überlegung geführt haben.

Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Ihr habt es bewiesen.
Danke für jedes Lob, für jedes Wort, einfach für alles von Euch.
Es ist eine Seltenheit.
DANKE, Eure ubertas.
 

Ubertas

Mitglied
Lieber Tula,
ganz lieben Dank für dein Lesen und die tolle Bewertung! Ich freue mich sehr:)
Liebe Grüße an dich, ubertas
 

seefeldmaren

Mitglied
liebe @Ubertas,

nach einer längeren pause folgt nun ein detailierter kommentar - ich hatte schon ein schlechtes gewissen, dass von mir immer kleine oder gar keine bröckchen kommen.
ich habe dein gedicht jetzt mehrfach gelesen, und jedes mal legt es eine neue, fast mikroskopische schicht frei. das sprechmoment scheint sich selbst in der auflösung zu betrachten wie ein motiv im spiegel, dessen spiegelbild ermattet oder wie isopropanol verfliegt.

wie mir scheint wandert das gedicht zwischen abwesenheit und spurenelement. die schlüsselblumen, die ja eigentlich als frühlingsboten für beginn, für licht, für aufkeimen stehen, erscheinen hier als etwas verlassenes, fast verwaistes. das ist ein ziemlich cooler und gegenläufiger zug: du drehst die bedeutung der pflanze um, kippst das hoffnungsbild in eine tonlose, posthum wirkende landschaft. es ist wie zu sagen, dass die entwicklung in dubai auf depression fuße. ich mag solche gedankenspiele, weil sie einen funken wahrheit in sich tragen.

interessant ist auch, wie der text die syntaktische linearisierung verweigert. ich schätze, dass das dein unbewusstes schreiben macht; statt satz bildet es spur, so ein kleiner zwirn, der gerade so sichtbar ist.
das erzeugt für mich diese eigentümliche ruhe! nichts scheint fortzuschreiten, alles ist schon geschehen, und was bleibt, ist ein topografisches fragment. ich lese das als sprachliche erosion, als das, was nach dem verlust noch sagbar ist.

der mittlere teil: „den lauf / den stand / der böschung / schilf / und pfützen“ wirkt wie eine inventur, aber ohne besitzanspruch. ein umwälzen. ich mag das sehr. hier wird weniger geordnet, viel mehr wird benannt und durch weglassung konkretisiert (was es auch zu einem paradoxon macht!), und das verleiht den dingen, der erscheinung, und der form eine existenz jenseits der menschlichen perspektive. sie sind einfach da, gleichgültig gegen das sprechende ich. das ist eine form von - öhm - ökologischer demut?, die selten so subtil formuliert wird.

kritisch gefragt: im schlussbild, „nur alte / die auf händen / kinder tragen zum bach“, verschiebt sich der ton in etwas erzählerisches, fast ikonographisches. ich verstehe das als figuration der fürsorge, der generationen, die sich gegenseitig zur quelle tragen, im wörtlichen wie im mythischen sinn. aber gerade weil der rest des textes so radikal reduziert ist, wirkt dieses bild beinahe zu motivisch, zu lesbar. ich frage mich, ob es stärker wäre, wenn du diese letzte figur noch weiter anonymisierst - weniger „alte“ und „kinder“, mehr körperliche gestik, ein beiläufiges tragen. dadurch könnte der text noch stärker im präsens seiner stofflichkeit bleiben.

mir gefällt, dass du das wort „nun“ eingeschoben hast. es ist winzig, aber es kippt den text von einer beschreibung in eine art bilanzierung. da wird zeit plötzlich spürbar, ohne dass sie genannt wurde. solche kleinen scharniere zwischen semantik und der freude zu schreiben, machen dein schreiben, wie ich finde, so besonders.

außerdem merke ich deinen gedichten an, dass sie nicht für ein publikum geschrieben wurden. deine werke tragen eine leise überwindung in sich und das macht die lyrik lebendig und authentisch. und bevor du jetzt eine schnappatmung bekommst! wir alle hier schreiben und lieben lyrik und wir alle mögen es, wenn diese bewegend ist. nimm es einfach an! es ist kein verbrechen gut zu sein und jeder mit einem gesunden gemüt, wird dir das neidlos anerkennen!!

so. tütüt

maren
 

Ubertas

Mitglied
Liebe Maren,
oh my god:) manchmal habe ich den Eindruck, es gibt so etwas wie Telepathiescheiben über den fliegenden Iso-Tellerrändern. Schnappatmung war gestern, im Moment nur tüttüt!
Ich will deine Worte nur lesen und sie langsam begreifen. Du triffst es in die Herzensmitte:) Ich lasse deine Worte jetzt einfach auf mich wirken. Ohne Egotrip und Höhenflug vom Rollfeld.
ich frage mich, ob es stärker wäre, wenn du diese letzte figur noch weiter anonymisierst - weniger „alte“ und „kinder“, mehr körperliche gestik, ein beiläufiges tragen. dadurch könnte der text noch stärker im präsens seiner stofflichkeit bleiben.
Das ist so eine feinsinnige Wahrnehmung, liebe Maren! Diese Schwingung zu differenzieren, sagt mir: Hier liest du!
Und hier sitze ich, um deine Fähigkeit zu tiefstem Empfinden und Verstehen - nicht nur von Texten - als das, was sie ausmacht, in mich aufzunehmen.
Was mehr gibt es zu wünschen?
Nichts anderes.
Ich danke dir von Herzen und lese deine Worte. Hier und überall, wo sie sind.
Liebe Grüße, ubertas
 

Ubertas

Mitglied
Uuuuiiiii !!! Da nehm ich auch eins.
Liebe Maren,
ich wünsche dir einen zart von der Waffel schmelzenden Sonntag:)
Liebe Grüße, ubertas
 



 
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