So wird es sein

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Ganz sicher wird es Frühling sein.
Ganz sicher. Kann die Zukunft sehen.
Im glühend lichten Sonnenschein.
Ich sehe mich am Fenster stehen.

Ich stütz mich auf ein weiches Kissen.
Ich stütz mich nur ein kleines Weilchen.
Und träume kurz nur vom Vermissen.
Schon fliegt herbei ein weißes Teilchen.

Ich grüße sie, die Friedenstaube.
Ein wenig hängt sie in der Luft.
Ein wenig ist es Aberglaube.
Bevor sie meinen Namen ruft.

Der Täuberich fliegt hinterher.
Der Täuberich ist nicht so mutig.
Er denkt, dass ich gefährlich wär.
Sein Urvertrauen ist schon blutig.

Mit Argwohn frisst man aus der Hand.
Mit Argwohn, doch der Hunger treibt.
Vertrauen wird ein loses Pfand.
Während die Angst ein Fixum bleibt.

Wie sie sich dann mit Schnäbeln küssen.
Wie bin ich bloßes Publikum.
Sie fliegen, ohne mich zu grüßen.
Sie drehen sich noch nicht mal um.

Was sind sie schön.
Sind Wattebauschen.
Ich möcht die beiden wiedersehn.
Ich möcht mit keinem Fenster tauschen.

Mein Kopf wird schwer vor Licht und Wärme.
Er sinkt hinab. Fängt an zu träumen.
Er sieht im Traum die weißen Schwärme.
Wie sie an dieses Fenster schäumen.

Die vielen kleinen Taubenkinder!
Die Mutter hat sie hergebracht.
Und sind so klein und zart und minder.
Und wissen nichts von Niedertracht.

Sie blicken in mein Menschgesicht.
Mit jungen, unverbrauchten Augen.
Mit Liebe und mit Zuversicht.
Sie ahnen nicht, was Menschen taugen.

Sie kennen nur die Körnerhand.
Sie halten mir den Fraß zugute.
Vertrauen wird ein enges Band.
Mir wird ums Herz so weit zumute.

Wir teilen uns das Fensterbrett.
Wir sind gesättigt und verwöhnt.
Das alte Kissen. Unser Bett.
Ganz nah. Voll Liebe. Zugedröhnt.

So darf ich Flaum und Federn kosen.
So reibt sich Köpfchen an der Wange.
Wie könnt ich sie vom Bettrand stoßen?
Sie bleiben und sie bleiben lange.

In meiner Hand schläft einer ein.
Zwei auf der Schulter, auf dem Arm.
Die Mutter schaut ein wenig drein.
Die Mutter ist nicht richtig zahm.

Auch ich leg mich zum Dösen nieder.
Auch ich auf diesem Kissen. Weich.
Ich rege keines meiner Glieder.
Damit ich sie nicht doch verscheuch.

So wird es sein. Man darf doch hoffen.
Ein frecher Schnabel weckt mich auf.
Der Himmel steht nach oben offen.
Die Dinge nehmen ihren Lauf.
 

Tula

Mitglied
Hallo Erdling
Schöne Idee. Leider auch ein bissel zu lang. Vielleicht ließe sich das irgendwie straffen (?)
LG
Tula
 
Moin Tula!

Den Text straffen möchte ich eher nicht, möchte hier eher weich und fließend bleiben.

Und so einen fließend weichen Frühlingsmontag (in angemessener Länge) wünscht dir:


Erdling, mit lieben Grüßen
 



 
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