Arno Abendschön
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Da lese ich heute ein Gedicht und fühle mich gleich stark berührt. Es ist von einem Vater die Rede und es zeigt sich ein miserables Vater-Sohn-Verhältnis - ich kenne das, nur zu gut. Wie mein eigener war auch jener Vater im Krieg in Russland, eine beide prägende Zeit. Der andere Vater liegt im Sterben und das Lyrische Ich rechnet mit ihm ab. Ich wollte nie abrechnen, nur meinen Weg gehen und später dann: verstehen … Der andere Vater schlug den Sohn, meiner tat das niemals. Es wäre gegen seine Natur gewesen.
Auch wir kämpften miteinander, als ich sehr jung war. Ich hasste ihn vorübergehend, solange er mir Grenzen setzen, mich führen wollte. Es misslang ihm, wie so vieles in seinem Leben. Ich behielt die Oberhand, setzte meinen Willen auf Dauer durch. Wenn ich mich erforsche, so warf ich ihm damals insgeheim vor, zu schwach zu sein für die übernommene traditionelle Rolle. Er war ohne Neigung in sie geschlüpft, nur aus Pflichtgefühl; es wurde allzu deutlich.
Sobald ich mein eigenes Leben führte, begann er mich erst recht zu beunruhigen. Wenn ich, selten genug, wieder daheim war, sah ich ihn entblößt vor mir: schwach, erschöpft, resigniert. Er hätte mich dauern können, aber ich erschrak immer wieder darüber, dass ich uns ähnlich fand in unseren Reaktionen, Verhaltensweisen. Ich fühlte Mitleid, doch zugleich fürchtete ich Selbstmitleid. Ihn länger anzusehen, wurde mir unerträglich. Was war ich selbst? Nur eine Variante?
Er ist schon lange tot. Heute bin ich ihm näher als zu seinen Lebzeiten. In mir ist nur noch Erbarmen - zu spät.
Auch wir kämpften miteinander, als ich sehr jung war. Ich hasste ihn vorübergehend, solange er mir Grenzen setzen, mich führen wollte. Es misslang ihm, wie so vieles in seinem Leben. Ich behielt die Oberhand, setzte meinen Willen auf Dauer durch. Wenn ich mich erforsche, so warf ich ihm damals insgeheim vor, zu schwach zu sein für die übernommene traditionelle Rolle. Er war ohne Neigung in sie geschlüpft, nur aus Pflichtgefühl; es wurde allzu deutlich.
Sobald ich mein eigenes Leben führte, begann er mich erst recht zu beunruhigen. Wenn ich, selten genug, wieder daheim war, sah ich ihn entblößt vor mir: schwach, erschöpft, resigniert. Er hätte mich dauern können, aber ich erschrak immer wieder darüber, dass ich uns ähnlich fand in unseren Reaktionen, Verhaltensweisen. Ich fühlte Mitleid, doch zugleich fürchtete ich Selbstmitleid. Ihn länger anzusehen, wurde mir unerträglich. Was war ich selbst? Nur eine Variante?
Er ist schon lange tot. Heute bin ich ihm näher als zu seinen Lebzeiten. In mir ist nur noch Erbarmen - zu spät.