Solo Greg (gelöscht)

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rothsten

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Hallo buchstab,

um es mal frei nach dem hier bemühten Mark Twain zu sagen: Schreiben ist einfach, man muss nur die falschen Wörter weglassen.

Dein Prot ist ein Trommler, der auf einem Mississippi-Dampfer in der Bordband spielt und die Gäste beim Einnehmen von Speis und Trank unterhalten soll. Er begleitet Jesper zunächst auf dessen Saxophon, dann stimmt er ein Trommelsolo ein. Die Szenerie ist ein Gewusel, der Musik wird zunächst keine Aufmerksamkeit geschenkt. Soweit komme ich noch mit.

Das Kleid, in das Du Deine Erzählung steckst, wirkt auf mich wie eine Traumsequenz: abgefahrene Ereignisse jagen einander, wettstreitend um den Preis der Goldenen Himbeere. Irgendwann haut einer mit Knochen auf Affenschädeln rum oder so ... Hä?

Was ist die These Deiner Geschichte? Alles dekadente Banausen außer Mutti?

Ich muss keine aalglatten Geschichten präsentiert bekommen, die sich immer von selbst erklären. Aber mehr als nur einen Rauschzustand brauche ich dann doch als roten Faden. Sorry, ich verstehs nicht; mag an mir liegen. Bin auf andere Kommentare und Deutungen gespannt.

Was ich aber zwingend änderte: die drei Punkte. Nicht... oder gar.......... sondern ... (Leerzeichen zwischen Wort und Punkte)

So, und nicht anders

lg
 

buchstab

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Hallo rothsten,

danke, damit kann ich eine Menge anfangen. Der Text ist aus zwei verschiedenen montiert, ich werde vielleicht den Strang mit der Höhle komplett weglassen und mich noch einmal auf die Musik stürzen. Es scheint aber auch einen Grund zu geben, warum mir keine einzige treffende literarische Umsetzung eines Schlagzeugsolos einfällt, oder kennst Du eine - außer irgendwelchen wilden Lautgedichten ?
Im Großen und Ganzen ging es weniger um eine Beweihräucherung des Protagonisten als um die Darstellung einer für (Jazz)Musiker ganz alltäglichen Situation. Was diese teilweise "nebenbei" schaffen, kann schon mal untergehen, wenn man sehr in die Speisekarte vertieft ist. Daß der ganze "Mississippi"-Kram in dem Zusammenhang eine eher blöde Assoziation schafft, hatte ich schon befürchtet. Ist nicht wichtig für den Text.

Grüße,

buchstab
 

rothsten

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Och buchstab, lass Greg ruhig auf dem Mississipi rumschippern, ich will Dir ja nicht die ganze Geschichte zerhauen. Aber vielleicht lässt Du die Gäste einfach keine Drogen nehmen? :D

Es scheint aber auch einen Grund zu geben, warum mir keine einzige treffende literarische Umsetzung eines Schlagzeugsolos einfällt, oder kennst Du eine-
Nein, kenne ich nicht. Ich kenne nur eine treffende Umsetzung eines Klaviersolos! *lach*

Deine These geht ja auch eher darum, dass Jazz zu oft verkannt, als beiläufig wahrgenommen wird. Während sie bei eintaktiger, stumpfsinniger Volksmusik mitklatschen, gähnen sie sich bei wahrer Kunst die Lade aus dem Doppelkinn.

Das mag interessant sein. Interessanter fände ich aber eine Geschichte, wie Greg unter dieser Ignoranz leidet. Er, der große Künstler, anerkannt in Fachkreisen aber mittellos, da einfach kein Geld damit zu verdienen ist - daher Frau mit Kindern weg, darbt und trommelt sich mit diesen Mistjob auf dem Dampfer gerade über Wasser etc.

lg
 

buchstab

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Na ja,

die Geschichte kann man von mir aus schon zerhauen, ich probiere da nur verschiedene Möglichkeiten und Bilder aus, die offensichtlich genau so chaotisch ankommen, wie die Atmo in dem Cafe´ ja zunächst sein soll.
Daß da vieles nicht verstanden wird, hat dann eben doch z.T.mit Fachlichem zu tun - an den Details des Solos könnte man schon in etwa herauslesen, um welche Zeit es sich handelt. Eine derart hochentwickelte Impro gab es zur Zeit der Dampfer einfach noch nicht und Tom Sawyer hat bestenfalls Ragtime gehört und keinen Jazz, nur ein gealterter Huck Finn wäre dabei denkbar.
Es handelt sich also um ein Bild, nicht der Dampfer und Huck sind real, sondern die Kaffeemaschine (wäre mir auch neu, daß am guten alten Mississippi Kaffeemaschinen, Spermauntersuchungen und Crepes an der Tagesordnung gewesen wären).
Die soziale Schiene interessiert mich bei diesem Text eigentlich am wenigsten, der arme Schlucker am Schlagzeug, dem die Freundin weggerannt ist und der deswegen den Blues so gut kann, ist mir dann doch zu viel des Guten. Basis des Ganzen ist die ganz reale Schilderung eines mir bekannten Jazzdrummers, der in einer Tour jeden Abend versucht hat, das verdammte Publikum in seinem Solo zum Zuhören zu bringen. Schwerer Job.
Ein Hauptanliegen meinerseits ist die Gegenüberstellung der gängigen Klischees (Urgewalt, Höhle, Trance, das ganze Programm) mit der kunstvollen Architektur, die einem heutigen (guten) Schlagzeugsolo ja zugrunde liegt. Vielleicht zuviele Anliegen auf einmal ... und zu schlechte Architektur im Text.

Grüße,

buchstab
 

buchstab

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Hallo rothsten,

Hab den Text noch einmal überarbeitet, langsam gefällt er mir besser....das musikalische Ereignis losgelöst vom Menschen sehen zu wollen, war eine Sackgasse, ich finde, es geht aber auch ohne Blues und Baumwolle.

Grüße buchstab
 

rothsten

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Hallo buchstab, gefällt mir um Längen besser. Was Du ursprünglich vorhattest, musste wohl scheitern. Es war aber sicher nicht vergebens. Erstens hast Du ja noch einen -jetzt brauchbaren, aber unfertigen- Text, zweitens muss jeder von uns auch mal in verkehrte Richtungen schreiben dürfen. Es ist ein Ausloten, ein Training ohnehin. Man kann nicht durchs Schreiben ein schlechterer Schreiber werden, das Gegenteil ist der Fall. Auchh der grösste Mist spitzt die Feder, da spreche ich aus Erfahrung. ;-)


Nicht daß Greg sie dafür Teeren und Federn möchte, doch der allabendliche Kampf um Aufmerksamkeit kostet gelegentlich einiges an Nerven.
Ich rate Dir, diesen Kampf hier nicht einfach zu berichten. Da lässt Du das grösste Potenzial des Textes liegen! Wie soll mich die Geschichte denn einfangen, wenn das feste Ergebnis mir wie von Klaus Cleber mitgeteilt wird? Da kann ich auch Zeitung lesen.

Zeichne den Kampf mit Handlungen. Beobachte Greg, wenn er spielt, ihm aber keiner zuhört. Was denkt er, was fühlt er? Schnürt ihm die Kehle zu vor Zorn, senkt er die Lider aus Enttäuschung ... und wenn Du es siehst, dann schreibe es auf!

Das ist eine Geschichte. Das andere ist ein Bericht. Du verstehst?

lg
 

buchstab

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Hallo rothsten,

vielen Dank ! Ich werde mich sicher noch mal an die Geschichte begeben, mußte sie erst mal aufs Gerüst reduzieren. Den Rest schreibe ich, wenn ich wieder einmal wütend bin, haha..
Du hast mir sehr weiter geholfen, könnte ein rechter Hinweis zur rechten Zeit gewesen sein, nicht nur, was den guten Greg angeht.

Grüße,

buchstab
 

rothsten

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Na sag das mal nicht weiter, dass ich brauchbare Hinweise gebe. Darüber gehen die Meinungen hier aber scheunentorweit auseinander :D

Und wenn Du schnell wütend werden willst, dann kommentiere hier einfach gewisse Texte zu gewissen Autoren. Ich hätte da einige Tipps. ;)
 

buchstab

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mississippi

hat etwas länger gedauert, aber das, was hier im Forum so passiert, macht mich kaum sauer, warum auch ?
Trotzden hatte ich übel Mitleid mit dem armen Gregor und habe heute die Geschichte noch mal ganz umgestrickt - daran hattest ja unter anderem Du die Schuld und vielleicht die Horrors of German Language, die ich nach wie vor zu bewältigen suche. Ächz. Muß ich einfach mal so sagen.

liebe Grüße,


buchstab
 
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