Dichter Erdling
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Mit dem Frieden ist es jetzt wie mit dem Sommer im September.
Auf dem Papier ist offiziell noch die warme Jahreszeit, auch wenn es sich meist nicht so anspürt. Du merkst, dass es schon stark in die andere Richtung geht. Bis zum zweiundzwanzigsten des Monats, so sagt das der Kalender, kann man amtlich vom Sommer sprechen, aber andere Definitionen gibt es ebenso und naja…
Du schaust aus dem Fenster und es schüttet.
Ist nicht so ein warmer Sommerregen, der als lichter Perlenvorhang rasch vorüberzieht und weiter hinten ist der Himmel schon wieder zartrosa Erdbeerjoghurt. Ist mehr so ein bleierner Rollladen, der hart entschlossen vor deiner Birne herunterfällt, dauerhaft, und dir die Sicht nimmt. Pechschwarz eingefärbt sind die Straßen und führen in ein nichtiges Nebelgrau.
Selbst wenn die Sonne nochmal auf grotesk grell geschaltet hat, wird dir klar, dass auch das nur ein trügerischer Aufschub ist. Eine kurze Gnade, die ja doch nichts an der grundsätzlichen Stoßrichtung ändert. Du siehst: Die Bäume haben zusehends Mühe, ihr Blattwerk festzuhalten. Sicher, einige stellen sich noch prächtig grün vor dir auf, aber immer öfter begegnet dir ein Exemplar, das dich als nacktes Gerippe erschreckt. Anderes Gewächs wiederum leuchtet dir flammend rot entgegen wie eine hysterische Warnlampe. Beim Spazierengehen zerbröselt das dürre Laub unter deinen Sohlen wie verkohltes Papier. Zarte Blüten haben hässliche welke Ränder bekommen und versprechen dir gar nichts mehr.
Der Wind ist nicht länger ein sanfter Hauch. Er ist ein rüpelhafter Rülpser, der ernsthaft an festen Behausungen rütteln und Bäume kahl machen will. Wenngleich es untertags oft noch T-Shirt-Wetter hat, brauchst du mindestens abends und morgens eine Jacke, um dich vor der Kälte zu wappnen. Ungeschützt einfach rausgehen, so eine Einladung ist die Welt nun nicht mehr. Dieser Erdboden scheint auf einmal nicht gemacht dafür, dass man gutgelaunt auf ihm rumsitzt und bunte Picknickdecken ausbreitet. Zum Sonnenuntergang riechst du die modrigen Fürze aus den feuchten Feldern aufsteigen, dazu den Verwesungsgestank vergessener Früchte, die nur noch Matsch sind - und du erinnerst dich, dass das alles schon mal war, eigentlich.
Die Nacht mit ihren spitzen Zähnen nagt zunehmend größere Teile von den Tagen ab. Vögel krächzen schon mehr als sie zwitschern. Wo du im dunstigen Gras etwas zirpen hörst, ahnst du, dass auch dieses, dass auch der letzte glutwarme Pieps bei messbaren Minusgraden absterben wird. Bald.
Du merkst, dass du dich innerlich auf die neue Zeit einstellst. Dass du dahinfließt wie Regentropfen auf dunklem Asphalt. Hin zu einem Schicksal, das mal wieder unabwendbar hart erscheint. Plötzlich denkst du nur noch an dickgestrickte Schals und an Regenschirme, um dich zu vermummen, verschanzen. Du willst dich hinterm Ofen verkriechen bei Tee und Gebäck, was du beides noch bunkern musst. Du weißt es. Demnächst wirst du eine Kerze anzünden und wirst vielleicht noch in Büchern lesen von einer Sommerzeit, von der du nicht glaubst, dass sie jemals wiederkommt.
Auf dem Papier ist offiziell noch die warme Jahreszeit, auch wenn es sich meist nicht so anspürt. Du merkst, dass es schon stark in die andere Richtung geht. Bis zum zweiundzwanzigsten des Monats, so sagt das der Kalender, kann man amtlich vom Sommer sprechen, aber andere Definitionen gibt es ebenso und naja…
Du schaust aus dem Fenster und es schüttet.
Ist nicht so ein warmer Sommerregen, der als lichter Perlenvorhang rasch vorüberzieht und weiter hinten ist der Himmel schon wieder zartrosa Erdbeerjoghurt. Ist mehr so ein bleierner Rollladen, der hart entschlossen vor deiner Birne herunterfällt, dauerhaft, und dir die Sicht nimmt. Pechschwarz eingefärbt sind die Straßen und führen in ein nichtiges Nebelgrau.
Selbst wenn die Sonne nochmal auf grotesk grell geschaltet hat, wird dir klar, dass auch das nur ein trügerischer Aufschub ist. Eine kurze Gnade, die ja doch nichts an der grundsätzlichen Stoßrichtung ändert. Du siehst: Die Bäume haben zusehends Mühe, ihr Blattwerk festzuhalten. Sicher, einige stellen sich noch prächtig grün vor dir auf, aber immer öfter begegnet dir ein Exemplar, das dich als nacktes Gerippe erschreckt. Anderes Gewächs wiederum leuchtet dir flammend rot entgegen wie eine hysterische Warnlampe. Beim Spazierengehen zerbröselt das dürre Laub unter deinen Sohlen wie verkohltes Papier. Zarte Blüten haben hässliche welke Ränder bekommen und versprechen dir gar nichts mehr.
Der Wind ist nicht länger ein sanfter Hauch. Er ist ein rüpelhafter Rülpser, der ernsthaft an festen Behausungen rütteln und Bäume kahl machen will. Wenngleich es untertags oft noch T-Shirt-Wetter hat, brauchst du mindestens abends und morgens eine Jacke, um dich vor der Kälte zu wappnen. Ungeschützt einfach rausgehen, so eine Einladung ist die Welt nun nicht mehr. Dieser Erdboden scheint auf einmal nicht gemacht dafür, dass man gutgelaunt auf ihm rumsitzt und bunte Picknickdecken ausbreitet. Zum Sonnenuntergang riechst du die modrigen Fürze aus den feuchten Feldern aufsteigen, dazu den Verwesungsgestank vergessener Früchte, die nur noch Matsch sind - und du erinnerst dich, dass das alles schon mal war, eigentlich.
Die Nacht mit ihren spitzen Zähnen nagt zunehmend größere Teile von den Tagen ab. Vögel krächzen schon mehr als sie zwitschern. Wo du im dunstigen Gras etwas zirpen hörst, ahnst du, dass auch dieses, dass auch der letzte glutwarme Pieps bei messbaren Minusgraden absterben wird. Bald.
Du merkst, dass du dich innerlich auf die neue Zeit einstellst. Dass du dahinfließt wie Regentropfen auf dunklem Asphalt. Hin zu einem Schicksal, das mal wieder unabwendbar hart erscheint. Plötzlich denkst du nur noch an dickgestrickte Schals und an Regenschirme, um dich zu vermummen, verschanzen. Du willst dich hinterm Ofen verkriechen bei Tee und Gebäck, was du beides noch bunkern musst. Du weißt es. Demnächst wirst du eine Kerze anzünden und wirst vielleicht noch in Büchern lesen von einer Sommerzeit, von der du nicht glaubst, dass sie jemals wiederkommt.
(Linz, 16. 09. 2025)