sommertanz

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Mimi

Mitglied
ich weiß noch letztes jahr am strand
die wellen streiften uns're füße
wir tanzten dort auf weichem sand
ein warmer sommer voller süße

du küsstest mich auf schönste weise
es glomm das rot auf meinen wangen
ich schwebte über wolken leise
von deinen armen sanft umfangen

am himmel standen tausend sterne
der junimond war aufgegangen
und schien hinab aus großer ferne
in seinem bann war ich gefangen

heut geh ich einsam durch die nacht
ich spür' noch deine sanften hände
mir bleibt des mondes silberpracht
auf jeden sommer folgt ein ende
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe Mimi,
ich bekomm es nicht richtig zu fassen, aber ich finde das, was du erzählst, im gedicht nicht.
vielleicht bleibt es mir zu nüchtern. oder zu analysierend. ich weiß es noch nicht genau.
irgendwie spüre ich eine stimmung, die für mich von den worten nicht getragen wird.
es wirkt auf mich artifiziell.
vielleicht kannst du etwas mit meinem wirren gefühl anfangen.
liebe grüße
charlotte
 

anbas

Mitglied
Für mich ist es ein schöner Text über eine Sommer-/Urlaubsliebe.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
Hallo!

Ich glaube, dass Mimi genau dieses wirre Gefühl nach dem Sommer einfangen wollte.
Das ist bei mir angekommen.

Liebe Grüße
Manfred
lieber Manfred,
mein wirres gefühl war ein anderes.
aber schön, dass es bei dir so ankommt.
liebe grüße
charlotte
 

Mimi

Mitglied
Liebe Charlotte,
ich hatte, nach mehrmaligem Lesen des Gedichts, eher das Gefühl, dass es vielleicht als etwas zu "brav" aufgenommen werden könnte.
Du schreibst, auf Dich wirkt das Gedicht artifiziell.
Nun weiß ich nicht genau, ob Dir die Sprache, beziehungsweise die Wortwahl einschließlich der Reime im Text gekünstelt erscheinen, oder ob Du eher das stilistische "Klangbild", das meiner Meinung nach auch von einer leicht melancholischen Sehnlichkeit getragen wird, als unecht empfindest.

Aber vielleicht konnte ich Dir mit dem Gedicht, die disparaten Gefühle, mit denen das Lyrische Ich zu kämpfen hat, nicht wirklich näher bringen ...

Danke, für Deine Eindrücke ...

Gruß
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe Mimi,
vielleicht ist es das - ich weiß, was du wie sagen willst.
aber es kommt nur in meinem kopf an. als wäre das
lyrische ich gar nicht so richtig beteiligt. hm, tut mir leid,
dass ich es nicht besser sagen kann.
liebe grüße
charlotte
 

Mimi

Mitglied
vielleicht ist es das - ich weiß, was du wie sagen willst.
aber es kommt nur in meinem kopf an. als wäre das
lyrische ich gar nicht so richtig beteiligt. hm, tut mir leid,
dass ich es nicht besser sagen kann.
Dieses Gefühl wiederum kann ich gut nachvollziehen, liebe Charlotte, da geht es mir manchmal bei einigen Gedichten ähnlich :D ...

Das ist völlig okay, für mich sind gerade auch diese Kommentare besonders interessant und hilfreich.

Gruß
Mimi
 

fee_reloaded

Mitglied
Spannende Diskussion zu einem Text, liebe Mimi,

um den ich jetzt schon länger herumscharwenzle und ähnlich unschlüssig bin wie Charlotte.
Auch für mich geht da etwas nicht zusammen und kommt die letzte Strophe irgendwie "überraschend" und ich versuche gerne, das irgendwie zu erklären (so gut ich das eben fassen kann). Ich finde das gesamte Gedicht sprachlich in sich sehr stimmig - am Technischen liegt es defintiv nicht. Das sitzt und das kannst du ja aus dem FF.

Ich habe die Vermutung, dass es an einer gewissen - ich sage mal vorsichtig - "Verbrauchtheit" der Bilder und Begriffe in den Strophen 1 bis 3 liegen könnte. Die sind nun mal sehr gängig, wenn es um das Thema Sommerromanze (oder Romanze generell) geht. Und irgendetwas sagt mir, dass du das ganz bewusst so gewählt und geschrieben hast...ev. in der Absicht, mit Strophe 4 eine kleine Überraschung zu schaffen, einen Bruch, zu erzeugen, der der gewissen "Unbeschwertheit" des Textes davor diesen plötzlichen Abbruch beschert, der ja auch Inhalt des Textes ist: überraschend abserviert zu werden nach der heftigen Sommerliebelei.

Dazu ein wenig widersprüchlich finde ich persönlich, dass das aber schon ein Jahr in der Vergangenheit liegt und das LI immer noch trauert. Es muss also eine dieser Sommer-Lieben gewesen sein, die einen ganz tief berührt haben und denen man vermutlich ein Leben lang - weil unerfüllt geblieben oder nur einseitig so empfunden - wehmütig (oder auch gekränkt) nachtrauert. Das kommt aber in der doch beinahe lakonisch gewählten Tonlage nicht bei mir an (und generell eher wenig Gefühl)....und genau da bin ich mir aber nicht sicher....ob es nur auf mich lakonisch wirkt, weil eben die Bilder durchgängig fast schon Allgemeinplätze darstellen (ich hoffe, du nimmst mir den harten Begriff nicht übel; ich meine ihn nicht böse oder abwertend).

Als Leserin frage ich mich daher ein wenig, wie "ernst gemeint" der Text eigentlich ist und/oder ob mir da inhaltich eine Ebene entgeht, die ich persönlich einfach nicht in der Lage bin wahrzunehmen (kann ja auch immer sein, dass der/die LeserIn das Problem ist und nicht der Text ;) ).

Liebe Grüße,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe Fee,
vielen dank. du hast es viel besser formuliert. ich glaube, für mich hat das gedicht so eine beobachterinperspektive. als sei sie gar nicht involviert.
aber wie du sagst - es liegt nicht an der sprache. die ist wie immer Mimimäßig. also gut. irgendwie ist da für mich eine distanz, die zumindest für mich unstimmig ist.
liebe grüße
charlotte
 

Mimi

Mitglied
Dankeschön für Deinen ausführlichen Kommentar, liebe Fee, über den ich mich sehr gefreut habe.


Und irgendetwas sagt mir, dass du das ganz bewusst so gewählt und geschrieben hast...ev. in der Absicht, mit Strophe 4 eine kleine Überraschung zu schaffen, einen Bruch, zu erzeugen, der der gewissen "Unbeschwertheit" des Textes davor diesen plötzlichen Abbruch beschert, der ja auch Inhalt des Textes ist: überraschend abserviert zu werden nach der heftigen Sommerliebelei.
Ja, damit liegst Du völlig richtig ...
Die letzte Strophe sollte bewusst nicht nur inhaltlich einen harten Bruch zu den anderen Strophen erzeugen.
Einer romantischen, vielleicht etwas naiven Unbeschwertheit, folgt ein ernüchterndes Erwachen.


Dazu ein wenig widersprüchlich finde ich persönlich, dass das aber schon ein Jahr in der Vergangenheit liegt und das LI immer noch trauert.
Hmm ...das geht möglicherweise
nicht deutlich genug aus dem Gedicht hervor, jedenfalls ist hier das Ende des Sommers gemeint ... siehe Strophe 4, Zeile 4 "auf jeden sommer folgt ein ende".
Nun, vielleicht ist das Ende zu abrupt und erzeugt in seiner resümierenden Nüchternheit, (die ja bewusst im Kontrast zum eher unbeschwerten Verliebtsein steht), die von Dir genannte lakonische Tonlage.


Als Leserin frage ich mich daher ein wenig, wie "ernst gemeint" der Text eigentlich ist und/oder ob mir da inhaltich eine Ebene entgeht, die ich persönlich einfach nicht in der Lage bin wahrzunehmen (kann ja auch immer sein, dass der/die LeserIn das Problem ist und nicht der Text
Mir sind so einige "Sommerliebelein" aus meiner Teenager-Zeit noch gut in Erinnerung geblieben ...
Das oft wehmütige Nachsinnen, wenn das Ende des Sommers nahte und damit auch das Ende der Romanze, schuf da natürlich auch immer eine ganz besondere melancholische Stimmung.

Diese Stimmung wollte ich mit der 4. Strophe sozusagen (wenn auch etwas komprimiert) einfangen.

Von daher, "ernst gemeint" ist der Text in der Hinsicht schon ...

Danke nochmals, liebe Fee, für Deine interessante Rückmeldung.

Gruß
Mimi
 

fee_reloaded

Mitglied
Mir sind so einige "Sommerliebelein" aus meiner Teenager-Zeit noch gut in Erinnerung geblieben ...
Das oft wehmütige Nachsinnen, wenn das Ende des Sommers nahte und damit auch das Ende der Romanze, schuf da natürlich auch immer eine ganz besondere melancholische Stimmung.

Diese Stimmung wollte ich mit der 4. Strophe sozusagen (wenn auch etwas komprimiert) einfangen.
Freut mich, dass du mit meinen Auslassungen etwas anfangen konntest, liebe Mimi!

Das Komprimierte ist ev. das, was hier der Tiefe ein wenig im Wege steht, die wir LeserInnen uns anscheinend erwarten.
Deine Erklärung der Teenager-Sommerlieben, an die sich da zurückerinnert wird, macht den Text für mich aber stimmig. Wer kennt das nicht - das gebrochene, ach, so aufrichtig und mit der typischen Teenager-Überschwänglichkeit liebende Herz nach einem Sommer, in dem man so geleuchtet hat? ;)

Ich habe deihen Text in der Erwachsenen-Zeitrechnung verortet und nicht als eine Erinnerung aus der Distanz (und deshalb ergibt genau diese aber mit der Erklärung jetzt auch Sinn) gelesen.
ich weiß noch letztes jahr am strand
Das "letztes Jahr" führt da ev. auf die falsche Fährte...also mich jedenfalls hat es. Und da passte eben dann die Distanziertheit in der Mischung mit der Melancholie der letzten Strophe irgendwie nicht für mich.

Etwas wie

mir ist als war''s erst letztes Jahr am Strand

oder so könnte da Abhilfe schaffen. Was meinst du?

Als Teenager-Melancholie-Erinnerung finde ich es jedenfalls sehr stimmig und gelungen. Da fallen alle Strophen an ihre richtigen Plätze.

LG,
fee
 

Pennywise77

Mitglied
Moin Mimi,
also mir gefällt die Stimmung und das melancholische Ende gut. Ich mag Wendungen in kurzen Texten sehr und verarbeite so etwas selbst gerne. Vielleicht hätte man die oft verwendete Metapher des "In den Wolken Schwebens" anders formulieren können, aber für mich ist es dennoch ein Text, der das transportiert, was du rüberbringen wolltest.

Gruß

Pennywise
 

sufnus

Mitglied
Hi Mimi!

Ich habe gerade nochmal in Deinen letzten ungereimten (tabernakel, parallele) bzw. zart-asonantischen (curación) Gedichten "geblättert" und tatsächlich komme ich da einfacher mit den Texten in Wechselwirkung als bei diesem gereimten Angang. Ich glaube für mich persönlich steht die Form hier ein bisschen dem Inhalt im Weg, weil die Reimendungen für meine persönliches Lesegefühl etwas zu vorhersehbar sind. Ich frage mich daher, ob in diesem Fall nicht evtl. etwas weniger Formstrenge dem Inhalt zugute käme (bsp. indem nur jede zweite Zeile sauber endgereimt wäre).

Nur mal zu Veranschaulichung, was ich so ungefähr vielleicht meinen könnte:

ich weiß noch letztes jahr am strand
die wellen streiften uns're füße
wir tanzten dort auf weichem sand
der süße sommer lud zum spielen

du küsstest mich auf schönste weise
es glomm das rot auf meinen wangen
ich schwebte über wolken leise
ließ mich auf himmelshänden tragen

Alternativ könne ich mir auch vorstellen, dass die etwas in the face zielenden Endreime durch eine weniger regelmäßige Metrik ein bisschen gebrochen werden könnten oder aber, nochmal andere Möglichkeit, dass der Texthabitus durch ein paar weniger offensichtliche Reime mehr Nachhall gewinnt. Die von Dir benutzten Reimendungen sind m. E. technisch ein bisschen zu "leicht", so dass sie fast zwangsläufig zu "naheliegenden" Reimen führen, was wiederum m. E. kein Problem wäre, wenn nicht in Deinem Text zugleich sehr viel Gefühl vermittelt werden will. "Einfache" Reime sind ja kein technischer Fehler, sie führen nur, denke ich, zu einem "volkstümlichen" (in seiner veralteten Anmutung ein blödes Wort - ich hab grad keinen besseren Begriff dafür) Ton einhergehend mit großer klanglicher "Eingängigkeit" die dazu führt, dass die Gefühlsseite entweder ungewollt ironisiert wird oder einfach in einem gewissen easy-listening-Gestus untergeht.

Soweit meine Gedanken... wie man an den vielen ganz und gar positiven Resonanzen erkennen kann, ist meine Ästhetik hier aber vielleicht abseitig und führt zu nix... in dem Fall: einfach in heiterer Gestimmtheit ignorieren. :)

LG!

S.
 

Mimi

Mitglied
Danke für Deinen Vorschlag, Fee ...

Das "letztes Jahr" führt da ev. auf die falsche Fährte...also mich jedenfalls hat es. Und da passte eben dann die Distanziertheit in der Mischung mit der Melancholie der letzten Strophe irgendwie nicht für mich.

Etwas wie

mir ist als war''s erst letztes Jahr am Strand

oder so könnte da Abhilfe schaffen. Was meinst du?
Ja, es ist an der Stelle anscheinend wirklich etwas verwirrend.
Dein Vorschlag wäre allerdings von der Silbenzahl nicht passend.

Ich könnte mir als Alternative zu der Zeile auch

"ich denk' an jene zeit am strand"

vorstellen.
Gut, das Demonstrativpronomen im Satz ist jetzt nicht die eleganteste Lösung, aber so passt (oder funktioniert) es besser mit der Abschluss-Strophe.


Gruß
Mimi
 

Mimi

Mitglied
Soweit meine Gedanken...
Für die ich mich herzlich bedanke, lieber Sufnus, auch wenn ich es teilweise anders sehe (wie Du Dir wahrscheinlich schon gedacht hast...)

Das Gedicht hat ja im lyrischen Kontext nicht den Anspruch das Rad neu zu erfinden, sofern dies überhaupt möglich ist ...
Klar, die Reime punkten nicht mit phantasievoller Originalität, und auch die (Sprach-)bilder einer Sommerliebe am Strand sind ein oft verdichtetes Thema, dennoch denke ich, dass diese Art der Poesie auch ihre Daseinsberechtigung haben sollte, (die Du ja auch nicht absprichst).

Hätte ich das Gedicht als Vers libre geschrieben, wäre es sicherlich ein ganz anderes geworden.

Gruß
Mimi
 

sufnus

Mitglied
Hey Mimi!
Freut mich, dass Du das so siehst (inklusive der Sichtweise, das gewählte Konzept beibehalten zu wollen). :)
Unterschiedliche Lesarten und Assoziationen, die Tatsache, dass ein und derselbe Text beim einen Leser offene Türen einrennt und beim anderen auf Widerständigkeit trifft, sind ja das eigentlich belebende Element der Literatur. Es wäre schlümm, wenn alles in einem Einheitsbrei zusammenfließen würde und alle nur noch nickend im Kreis sitzen. :)
LG!
S.
 



 
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