Sommerwind

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"Kalte Wunden" und "weggepackte Not": sehr treffende Formulierungen für die Blockaden, zu denen alte, nicht aufgearbeitete Traumata führen.
Das lyrische Ich arbeitet sich am Du bis zur (beiderseitigen?) Verzweiflung ab, vergeblich, kann es nicht retten.
Das "dass wir ohne Worte sind wird bleiben" ist mehrdeutig. Wurde dem Ich durch diese gescheiterte Beziehung auch eine "kalte Wunde" in
Form fortdauernder Sprachlosigkeit zugefügt? Oder gewann es daraus die Erkenntnis, daß man sich im Tiefsten durch Worte nicht erreichen kann?
Vielleicht beides.
Die erste Zeile holpert, die letzte ist kürzer als die anderen, ansonsten stimmt das Metrum. Die Form entspricht dem Inhalt: das fünfzehnjährige Ich
stolpert unbedarft in diese schwierige Situation hinein, danach spult sich alles so ab, wie es kommen muß, bis es plötzlich , unabgeschlossen, endet.
Tragik unpathetisch, in knappster Form, vermittelt: meisterhaft!
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo anne,
vielen Dank, dass du dich so stark auf diesen Text eingelassen und deine Eindrücke / Assoziationen so genau geschildert hast!
Das sind ja eigentlich die schönsten Momente hier in der LL: Wenn ich als Autor das Gefühl habe, jemand anderes hat für die in meinem Gedicht angelegten Geräusche und Motive präzisere Worte gefunden, als ich selbst dafür zu finden imstande bin. So ergeht es mir, wenn ich deine Zeilen lese.

liebe Grüße, wüstenrose
 
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