Sonett: Regen

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]Regen


Ihr seht der Wolken Mondesfleisch verbleichen
In Räumen ohne Ferne ohne Streben
Auf dem Asphalt hört ihr die Reifen kleben
Der Nässe Leim will jeden Schwung erweichen

Die Tropfen sprühen längs der Sonne Speichen
Ihr Spinnenrad verdreht des Tages Leben
Gardinengrau in grauen Lichtgeweben
Vernetzt der Wegewirrsal blindes Zeichen

Und wollt ihr nun in Zeugungen erblitzen?
Entladungen! die durch die Blutbahn stürmen
Geschleuderte! die sich in Kapseln schirmen

Geräderte! die Staub und Sterne schwitzen
Zufallgewürfelt in das Chaos münden -
Wer wird euch in dem Nebelschoß entzünden?
 

Label

Mitglied
Lieber Mondnein

die beiden Quartette gefallen mir gut, da entstehen für mich nachfühlbare Bilder

dann wird es für mich schwierig, ich höre einen drängenden aufrüttelnden Ton - verstehe aber die Sprache nicht

fast so als ob ich eine Warnung gehört hätte, weiß aber nicht wovor und habe dadurch ein unangenehmes verunsichertes Gefühl

dir ein lieber Gruß
Label
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebe Label!

Nicht schlecht, ja: das durch den Gefühlssinn wahrzunehmen. Ja: die beiden Terzette bilden eine Gegenbewegung, überhaupt eine Bewegung, eine impulsive Kraft gegenüber dem "Zustand", den die beiden Quartette beschreiben. Nur daß diese Impulsivität nicht richtig durchdringt "bei dem Wetter".
Die Bilder, schon des zweiten Quartetts, besonders aber eben dieser beiden Dreiversgruppen mit ihren Anreden (dramatisch mit Ausrufezeichen markiert), an denen Relativsätze hängen, sind hyperbolisch ins Kosmische überdehnt, maßlos - und bleiben doch gedämpft, so daß die rhetorische Schlußfrage sie auffängt, aufnimmt.
"Bedrohlich" ist da aber eigentlich nichts, zumal es (im Bild) beim bloßen Wollen bleibt und kaum "zündet".
Aber so rein und "bloß" rhetorisch ist die Frage am Ende nun eigentlich auch nicht: Der Gedanke der zerreißenden Bewegung ist ja nun einmal da, in Parallelen verstärkt, wiederholt, gebündelt und ausgeführt, er bleibt wie eine Anregung in der Frage offen, herausgefordert, geht dynamisch-gewalttätig durch die Zeilen - etwa wie Dionysos auf seinem Tiger.
Ein trunkenes Lied, meine ich, in nüchterner Formstrenge.
 
Hallo Mondnein,
dein Gedicht kommt mir vor wie aus dem Poetron entsprungen.

Hier ein Beispiel "Poetron"

Ein letzter Wink dem Leser

Die Geliebte entweiche.
Sie entweiche und sie tatsche!
Oh Mond, verirrtes Wesen du,
Nicht länger wollen diese Götter leben.
Die Narrenzeit erstirbt,
Die bizarren Wolken entweichen,
Und selbst die Götter bleiben fern.

Viele Grüße
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
aus dem Poetron? Kenne ich nicht. Kannst Du das bitte mal genauer ausführen? mit Belegen aus meinem Lied?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nein, liebe Marie Luise!

ich sehe keine Belege aus meinem Lied. Wenn Du etwas über mein Lied behauptest, dann zeige bitte auch auf, woran und woraus Du Deine Erkenntnisse gewinnst - alles andere ist bloßes Behaupten und genau genommen - ein wenig frech drauflosgeschrieben, rumgepöbelt, aber nicht auf die unschuldige Art eines Kindes oder eines Jugendlichen, sondern auf die Art eines armen alten Menschen, der darunter leidet, daß er Gedächtnis und Begreifen verliert. Soll's geben.

Wenn schon so ein altbackenes, biederes, traditionelles Lied wie dieses Sonett hier bei Dir den antimodernistischen Spießer hervorlockt, wie wird dann Dein Empfinden und Kommentieren auf wirklich avantgardistische oder gar rauschhaft-ekstatische Explosionen der poetischen Sprache antworten? Mit betretenem und vorwurfsvollem Schweigen wahrscheinlich. Gilt manchen als Gold.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Schöne Lautkombination

Danke, Auge, das ist völlig wahr gesprochen (was auch immer es heißen mag), Dein Wort zum Mittwoch. Jedenfalls ist es schön, dieses "Tja". Palatalisierung eines Dentals. Hat was.
 
F

Fettauge

Gast
Lieber Mondnein,

ich weiß: Tut weh. Schreib bessere Gedichte, kriegst du auch ausführlichere Kommentare. Ich war mir nicht sicher, ob du in diesem Fall einen umfassenderen Kommentar ausgehalten hättest, deshalb die Kurzfassung.

Liebe Grüße, Fettauge
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebes A.!

Da bin ich ja erleichtert, daß Du mich noch mit Deiner inhaltslosen (und trotzdem meistens falschen) Amphibrachyen-Zählerei verschont hast. Obwohl es schade ist, daß Du mein Sonett nicht auf die bei Dir übliche Art runterputzt, denn Deine Verrisse sind ein zuverlässiges Gütesiegel. Das fehlt mir nun.
 



 
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