Sonett und Gegensonett

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Dem Sonettisten ins Stammbuch:

Was in Sonetten Dichter schlau erdachten,
das führt der tristen Wörterlatte wegen,
selbst wenn sie die verschämt in Watte legen,
oft in Tenzonen nur zu Dauerschlachten.

Mir ist schon klar, die Kerls ersinnen Späße!
Wie zäh sie doch beim Worteleimen raufen,
dass Verse nicht so drög in Reimen laufen.
Ach, wenn der Witz nur, den sie spinnen, säße!

Einst wird auch mich der ewge Schlummer decken,
drum will ich mich hier nun als Schlemmer ducken,
ein gutes Fläschchen noch zum Dämmer schlucken
und mich an Schüttelreimen dummer schlecken.

Ich will die letzten Jährchen schlau genießen,
und vor Sonetten meine Augen schließen.

Der Sonettist entgegnet:

Was wäre denn, wenn du die Augen schlössest,
die Freiheit von Sonetten schlau genössest?

Wenn Vierzehnzeiler deinen Schlummer hemmen.
Dann mal doch lieber Berge, Almen. Pinsel
ein Bild von einer schönen Palmeninsel,
wie zwei bei feinem Wein und Hummer schlemmen.

Du darfst ja Schüttellust gar viel verspüren,
doch muss ich fürs Sonett die Form verneinen.
Wie wolltest du die strenge Norm verfeinen
und mich zu deinem Schüttelspiel verführen?

Wohl wahr, geschüttelt sind leicht vierzehn Zeilen,
doch sind es noch zum edlen Fachwerk Meilen.
Du musst noch tüchtig an dem Machwerk feilen.
Ich reiche dir zur Schüttelzier zehn Feilen.
 

ariel

Mitglied
Hallo Lupenleser,

mir gefällt dein "Sonett und Gegensonett", macht Lust,
selbst sich auszuprobieren.

Viele Grüße
Ariel
 
Hi! Ich komme grade von einem Wanderurlaub auf der Schwäbischen Alb zurück, bei dem ich nach einem Sonnenstich hohes Fieber bekam. Seither plagen mich zeitweise heftiger Schwindel und Probleme mit dem Kreislauf. Vor diesem Hintergrund ist es mir eine große Freude, dass mein Sonett als Werk des Monats ausgezeichnet wurde. Herzlichen Dank dafür.

Friedhelm LL
 
Wanderurlaub mit anschließendem Schwindel, aber ohne Schüttelfrost. Dennoch unerreicht, der Text! Meint Paul. Herzliche Grüße sendet er obendrein.
 

anbas

Mitglied
Glückwunsch zum "Werk des Monats"! Das hat es verdient, finde ich.


Liebe Grüße

Andreas
 



 
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