Sonettkranz (automatisches Schreiben)

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
1.
Aus einem Kleid aus Mandelblüten blickt
ein Gott auf ihn und bleibt gelassen
er jagt ein Kinderlachen durch die Gassen
das den verschlafenen Soldaten schrickt

er lacht nun da die kleine Silhouette
so durch den Dreck auf kleinen Füßen läuft
und könnte er es fassen, denk, er hätte
vergessen, das ihn ein Soldatenleben reut

wie seltsam ist es, ein so junges Leben
anzusehen, wenn die Welt zerbricht
die seine Eltern ihm einst mitgegeben

und die er im Entsetzen ganz vergisst.
er lacht, dann ist die Straße wieder leer und er
alleine, als ob nichts geschehen wär

2.
Alleine, als ob nichts geschehen wär
holt ihn die Welt zurück, aus der er kam
doch der einst Reiche ist nun bitter arm
und was ihm Reichtum war ist hohl und leer

gefangen tief von aller Tage Sorgen
bestaunt von Männern und begafft wie Vieh
im Lächeln eines Gotts geborgen
unantastbar, wenn er ihm verzieh

kein Orden wird an diese Brust gehängt
kein Ruhmeswort wird ihm geliehen
und keine Masse die an seine Taten denkt

Kein Priester hat ihm je verziehen
verziehen, ihm, dem Gott ohne Gesicht
der eine, der die Sprache der Gewehre spricht.

3.
Der eine, der die Sprache der Gewehre spricht
heut war ihm zwischen Traum und Wachen
als hört er ein vertrautes Lachen
und sah ein lang verlorenes Gesicht

er sah ihm lange nach, wie es enteilte
es hat ihn früher lachend angesehen
mit einer Scham, die kein Vertrauen heilte
so musst es ihm verloren gehen

er schlief noch - kämer er zurück
es blieb von diesem Bild nur blasser Spuk
den er versiegelt tief im Herzen trug

als eine Vorahnung von etwas Glück
gedenkt er dessen, der ihm nahm
was an Erinnerungen jetzt zerbricht

4.
Was an Erinnerungen jetzt zerbricht
ist krank, zerfressen von Gedanken
in dem der Bilder Türme schwanken
von ihrem unerträglichen Gewicht

er trägt nicht leicht an allen Taten
die befohlen er befolgen musste
was ihm gelungen ist, das ist missraten
und was gewonnen wurde, sind Verluste

an Menschlichkeit - es galt das Licht
vorbei zu tragen an den Zellen
des Menschen, den die Henken fällen

das Blut ist an die Axt gefroren, er
sieht ein Heulen zerrt an dem Gesicht
uralt - und doch von Neuem leer

5.
Uralt und doch an Neuem leer
ein öder Spiegel und ein schiefes Bild
vergessen, unvergessen, schwer
einem unbekanntem Untergang gewillt

wenn alles kriecht in Schmutz und Pein
und nichts mehr klingt als euer Lachen
will ich der armen Toten Sprecher sein
und der Verstorben sanfter Nachen

Es brauchen große Tote nicht zu beugen
was sie im Leben krummgedrückt
vor dem gekreische an Befehlen und Befehlen

es wird ihr Erbe wieder Neues zeugen
und neues wird ins Licht der Scham gerückt
In das Verließ verstaubter Menschenseelen

6.
In das Verließ verstaubter Menschenseelen
vermag ein Lichtschein nur zu dringen
wenn der Seele bunte Vögel singen
und die Ergrauten von der Last erzählen

die sie als Kinder einst getragen
und abgelegt, wie eine falsche Haut
die sie zu jenem Teufel jagen
der aus den Augen der Soldaten schaut

das Spiel des Zufalls kann auch töten
doch spricht es uns, was Schuld war, ab
wenn wir dem Henker unsre Hälse böten

dann wär es unsre Schuld die starb
unter des Messer scharfer Schneide.
vermag die Totenhand zu fühlen, dass ich leide?

7.
Vermag die Totenhand zu fühlen, dass ich leide?
das Ende wittern selbst die Narren nicht
der Narr, der Gott in mir und Beide
verbrüdern sich und sagen zueinander Ich

wie dunkel glühen jetzt die Mythen auf
der Narr bekennt ein Narr zu sein
der Schlächter Namen jedoch steht in Stein
geschrieben, mit dem Teufelsbild darauf

bald sitzen sie wie hinter Glas gefangen
für alle sichtbar in der Einfalt bloß
als Narren zogen sie das Heldenlos

als andere die Götter niederrangen
waren sie die Puppen von Befehlen
bedacht darauf sich selbst die Schuld zu stehlen

8.
Bedacht daruf sich selbst die Schuld zu stehlen
der Wahn war Herr über das ganze Land
ein Faden hing an unsren armen Seelen
und wenn er zog, schoss unsre Hand

nach vorne, wie bei Marionetten
ein Stich, ein ganzes Wesen geht verloren
um nur ein wenig Stolz zu retten
all derer die als Stimme in den Ohren

nicht müde werden so zu brüllen
als gälte es das Grab zu füllen
alleine mit verdorbnem Fleisch

im Gestus wie ein Bubenstreich
indem er lacht, wenn ich so leide
sorgt er, dass man ihn in Wahrheit meide

9.
Sorgt er, dass man ihn in Wahrheit meide?
vom edlen Ausklang ungezähmter Strenge
ist er dem hohem Stolz als Mensch zuneide
unbeirrt in seines müden Geistes Enge

Er trägt den Kopf zu Block, doch lacht er noch
zum ungehemmten Handeln ließ er sich verleiten
Nun wird er über seine dunkle Schwelle schreiten
als Mahnmal aber leben, wird er doch.

so endet jener Tag, doch bleibt im Sein
ein großer Riss zurück, den jeder kennt
den manchesmal auf seiner Lebensbahn

ein Fremder seinen Glanz wegnahm
wenn er die Wirklichkeit beim Namen nennt
ist der Zerschlagene erneut allein.

10.
Ist der Zerschlagene erneut allein
prüft ein Denken ihn im reinen Licht
doch sag mir, Herr, wer spricht ihn rein
wer löst das mürb geschlagene Gesicht

das in der fremden Ferne lang verweilend
das Herz gebunden und der Geist bedacht
zu einem Gott nicht lächelnd, aber eilend
entfliehen will aus seiner Nacht?

wir kennen kaum den kleinsten Teil der Welt
doch hat der große Henker schon genickt
vollendet - spricht er, keine Frage

verwirrt den Mensch, der vor ihm fällt
und keine Hoffnung, keine Klage
keinen Kranz trägt er, der seine Schläfen schmückt.

11.
Keinen Kranz trägt er, der seine Schläfen schmückt
des Menschen Missgestalt entstellt ihn so
aus der Geschichte ist er fortgerückt
und seine Züge sind von Leiden roh

und aufgeschwollen, lang hat er gemieden
was er gesehen, doch jetzt steht sie da
wie damals, als zum ersten mal sie schieden
in trauriger Verklärung, unnahbar.

nun steht ihr Name leer auf einem Stein
die Toten jedoch wissen die geheimen
entfernten Zeichen nicht zu deuten

die er an sie herangetragen, denn sie scheuten
die Lebenden. Nur langsam keimen
Die Blumen, ohne Tot und weiß und rein

12.
Die Blumen ohne Tot und weiß und rein
und einzuschlafen ohne Wunsch und Klage
und ohne Mitternacht und Marter, Pein
die ich am Tag zu Grabe trage

ich gehe fort, ich denke nicht zurück
ich fühle wie der Zeiten Schmerz entrann
ein Splitter, ein Versuch und eine Scherbe
vermählt zu einem Ganzen dann

wenn noch erinnern meinen Rücken drückt
wärs nicht ein schöner Schluss es zu vergessen
als ob ich ganz in einem Lichte läge

doch ich weigere, ich weiß, ich wäge
die Zeit noch ab, die mir bemessen.
ist das noch Schmerz, ists ihm denn nicht geglückt?

13.
Ist das noch Schmerz, ists ihm denn nicht geglückt
Dort oben, unten, viel zu Träumen
am Tag, bei Nacht und ihren sanften Blick
zu spüren aus den Totenräumen?

in denen ich schon sitze, da ich lebe
so weiß ich, aus den Träumen aufgestöhrt
Das in mir Schicksal blasse Schleier webe
und das ihr fahles Glänzen mir gehört.

noch ist nicht aufgeschlossen, was mich drückt
ich raffe mich, zum Täglichen bereit
aus meiner leeren Zelle Einsamkeit

So flüchtig bin wie des Morgens klare Luft
doch schau ich zu ihm, aus der Gruft
dem Gott, der lächelt, der entrückt


14.
Dem Gott, der lächelt, der entrückt
will ich mein Opfer auf Altäre
wie ein Gebrochener gebückt
antragen, als ob es die Rettung wäre

zu fliehen aus der Tage lautem dröhnen
in das ich langsam eingesunken
von vieler Marter todestrunken
mich mit der Wahrheit zu versöhnen

zum letzten Mal der Sonne Licht zu trinken
und zu erahnen was des Lebens Last
noch mildert, in den Schnee zu sinken

und fortzugehen ohne eine Rast
zum Gott, der lächelnd und der nickt
aus einem Kleid aus Mandelblüten blickt

15.
Alleine, als ob nichts geschehen wär
der eine, der die Sprache der Gewehre spricht.
was an Erinnerungen jetzt zerbricht
uralt - und doch von Neuem leer

in das Verließ verstaubter Menschenseelen
vermag die Totenhand zu fühlen, dass ich leide?
bedacht darauf sich selbst die Schuld zu stehlen
sorgt er, dass man ihn in Wahrheit meide

ist der Zerschlagene erneut allein?
Keinen Kranz trägt er, der seine Schläfen schmückt
Die Blumen ohne Tot und weiß und rein

ist das noch Schmerz, ist es ihm nicht geglückt
dem Gott der lächelnd, der entrückt
aus einem Kleid aus Mandelblüten blickt?


Anmerkung: es ging mir darum, nach dem Lesen von den Sonetten Haushofers, selber das Thema Krieg zu behandel und zwar so schnell wie möglich. Insgesamt ist der Sonettkranz in 24 Minuten entstanden, das erklärt auch, warum er so schlecht ist. Aber es macht Spaß, probiert doch selber mal einen Sonettkranz zu schreiben, möglichst schnell und möglichst ohne Überarbeitung. :) Interessant ist zb. das ich dazu neige, Formulierungen stark zu übernehmen und daran musste ich lange arbeiten, wenn ich so schnell schreibe, kommt es zurück, so lernt man seine Schwächen kennen und vielleicht auch seine Stärken.
 
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