Warum nicht, man muss nur genug Fantasie haben.
Wirklich?
Man sagt zwar immer, liebe Inge, ein begabte Schriftsteller könne sich alles vorstellen und über alles schreiben; u. U. sei es nur eine Frage vorheriger, sorgfältiger Recherche.
Aber das glaube ich nicht. Wenn es tatsächlich so ginge, dann wäre es ja wirklich möglich, mit künstlicher Intelligenz Literatur hervorzubringen. Aber das klappt nachweislich ja nicht - der Blechtrottel kann zwar "schreiben", aber er kann nichts bewusst von der einen auf die andere Ebene transportieren und scheitert schon beim Erkennen von Metaphern kläglich. Nicht einmal jeder noch so intelligente Mensch kann sich alles so "vorstellen" wie ein anderer; erst aus den Unterschieden der Erinnerungen, der Sichten und Fantasien entsteht "Literatur". Literatur ist etwas anderes als die schlichte Aneinanderreihung von Worten unter einer schlichte Prämisse, sondern etwas so Spezifisches, mit dem Künstler Verbundenes, dass nie ein "Ei" dem anderen gleichen kann und wird.
Die "Sonne im Home-Office" kann man sich nicht basteln, wenn man ihre Strahlen nicht in sich trägt, und in sich tragen kann man sie nur, wenn man sie schon einmal gespürt hat. Natürlich kann man auch ohne Wirklichkeitsbezug etwas plappern, das nach Baden, Steinkorallen und submersem Goldgeglitzer klingt. Aber spätestens dort, wo Unterwasserfarben "stumpf" werden und der Leser schwankend wird, ob es sich wirklich um die Farben und nicht um spontane Gemütsverfassungen geht, steigt der Blechtrottel aus; er hat Ladehemmung und kommt nie bis dorthin, wo die Mimose steht und deutlich macht, dass Morgennebel kein untrügliches Kennzeichen für einen schönen Tag sind. Und dass man sie gerade deswegen so liebt.
lg
Ixo