sonnenausgang (gelöscht)

revilo

Verboten
HHMMM, naja, die LeLu- Gemeinde wird sich begeistert auf die Schenkel klopfen. Ich allerdings weniger.Es geht gut los mit den nachtschwangeren Augen. Dann erfolgt ein jäher Absturz mit
den Traumsturzbächen. Das ist eindeutig zu viel des Guten. Die ertrinkenden Säfte gehen gar nicht. Es ertrinkt nur der gute Anfang. Und zwar in einer Prise Schmalz. Der erweckte Tag, zufällig unschuldig und neugeboren, feuchtet zwischen Ufer plus Zeit und verliert sich- man hat es fast erahnt- in Nebelefetzen.Sonne, Blut und Sterne runden das Ganze schließlich ab.Ach ja, die Dunkelheit darf natürlich nicht fehlen. Sei mir nicht böse, aber dieses Gedicht platzt fast vor Worthülsen und leeren Bildern.Du wirst mich wahrscheinlich zum Mond schießen wollen, aber glaube mir, ich bin eigentlich ein netter Kerl. Ich bin einfach nur ehrlich! LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Endlich menetekelst du hier mal was ;),

aufgrund deines putzigen Nicks stöberte ich nämlich neulich in deiner Kurzprosa und dachte mir so, der könnte auch für Lyrik taugen ...

Und tatsächlich!

Dein Gedicht gefällt mir von seiner Aussage her ausgezeichnet. Ich möchte dir aber vorschlagen, ihn ein wenig schlichter zu gestalten, weil sich m. E. die Vielzahl der starken Adjektive gegenseitig behindern. - Wie wäre es mit:

sonnenausgang

mit nächtlichen augen
aufgetaucht aus sturzbächen
und säften die dem ertrinken dienen
herzschlag erweckt
für den neugeborenen tag
der dalag in kindlicher unschuld
am ufer der zeiten
noch feucht
und in nebelfetzen
im blutenden morgenlicht
und nichts von der dunkelheit ahnte
noch von den sternen darin
Was meinst du?

Liebe Grüße
&
Herzlich willkommen im lyrischen Wahnsinn ;)
Heidrun

P.S.: Eben sehe ich, dass auch revilos Kritik in diese Richtung zielt. Scheint also was dran zu sein.
 
na dann sag ich mal hallo!
und danke für die raschen kommentare!

ich werd natürlich niemanden auf den mond wünschen oder gar schießen. was du sagst, revilo, ist dem nicht ganz fremd, was ich ohnehin ahnte. und ehrlich gesagt find ich selbst sogar die "nachtschwangeren augen" nicht sooo dolle. zur erklärung könnte ich vielleicht erwähnen, dass dies g´dichtl schon etwas älter ist und ich zu jener zeit einfach dem pathos (so jedenfalls verstand ich es) verfallen war - und hab´s damit wohl getan, das erwähnen. in jedem falle nehme ich deine ratschläge gerne an.

danke auch für deine anmerkungen, heidrun! ich werde mich bemühen, bald etwas - hmm - sagen wir hübscheres einzustellen.

bis dahin
lg C.
 
... und hier, weil´s mir wohl doch die augen auf hielt, noch gleich ein eigener vorschlag zur abhilfe:

im laken knittern graustufen
durch nachtwasser
glasweise
taktgleise
gen hahnenschluckauf

der vorerst an der scheibe kleben bleibt

das eckennichtlicht
krallt
die wand funkt
ein verirrtes prisma​

der ursprüngliche sinn ist immer noch drin - glaube ich. und auch würd ich´s schlichter nennen (oder Schlichter?) ;)

lg C.
 

Zarathustra

Mitglied
Hallo enemenetekel:

heute tu ich mich besonders schwer:

lauter gute Gedichte, lauter gute "Noten" zu vergeben; - wobei ich ein äußerst kritischer Rezesent bin. :)

was mir nicht gefällt:
die nachtschwangeren Augen.
(Ich weiß was du meinst... was du damit sagen willst. Leider ist der Ausdruck nachtschwanger doch zu diffus. - In die gleiche Kategorie kommen die traumsturzbäche...)

Trotzdem, deine expressionistische Wortwahl ist teilweise gewinnend:

1. die Säfte die dem ertrinken dienen (das ist schön verdichtet und klingt nicht so nach Betroffenheitslyrik wie die nachtschwangeren traumsturzbäche).

2. Der Tag der dalag in kindlicher Unschuld ist knapp vorbei am Klische... aber doch vorbei. Also gut gelungen.

3. Ebenso die Ufer der Zeit; das ist nun wiederum kaum etwas anderes als Klische, besonders weil der Tag eben feucht und in Nebelfetzen liegt. Damit nicht genug: Auch noch im blutfarbenen Morgenlicht. Das ist fast zuviel des Guten.

4. Sehr stark der Schluß:
und nichts von der dunkelheit ahnte
noch von den sternen darin

Summasummarum:
statt nachtschwanger:
etwas knapper, weniger schwülstig..

LG.
Hans

Gut gelungen.
 
H

Heidrun D.

Gast
So isses zwar ein völlig anderes Gedicht ;), doch dünkt es mich tausendmal schöner & besser (obwohl das Teil mit den zerknitterten Laken auch net schlecht war).

Zufriedene Grüße
Heidrun
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo C.

Sicher kein einfaches Gedicht, aber ich mag es, wenn ich hinter den Zeilen lesen muss.
Sehr gelungene Neologismen wie "Zeitentreibholz".
Gerne nachgedacht!

Liebe Grüße
Manfred
 

Zarathustra

Mitglied
Neologismen

Schwierig ist es mit den Wort-Neuschöpfungen oder Neologismen, wie man diese Ungetüme oft nennt.

Manchesmal gelingen sie und passen und manchesmal nicht.

Am besten sind die EINFACHEN aus normalen Wörtern zusammengesetzt:

Augen aus Spiegelglas.

Die Neologismen, die Du benutzt gefallen (mir) weniger!

Denn es ist absolute Kunst - sie so einzusetzen dass ein Bilderregen an Gefühlen entsteht.

Niemand beherrscht diese Kunst der "querliegenden" Wörte so wie Paul Celan.
http://www.ph-heidelberg.de/wp/steinbre/docs/texte/celan.pdf

Doch wer will sich schon mit dem absoluten Meister messen?

Ich finde dein Gedicht passabel. Und das ist schon sehr viel an Gutem.

Wobei: Die alte Fassung steht der neuen kaum nach.

L.G. Hans
 



 
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