Sonnenfresser

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trivial

Mitglied
Aus dem Kleinen wächst
das Große die Lösung
ist nie so einfach
und das Problem nicht
so kompliziert

es ist immer jetzt
verdammt nochmal
immer jetzt

selbst die Erinnerung
und die Sorge
tragen Gedanken
die nicht waren

was nicht wird
eines Fiebers gleich
erlösen
und zerstören

der Weg ist
Bewegung
die Lichtung

Erkenntnis
flimmert und
lodert

Ewiges wächst
in seiner Asche
Ewiges wächst
und sehnt sich

im kühlen Schatten

ohne sollen
nicht verlangen
des Lebens unvergeben
friedlich ruhen
 
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sufnus

Mitglied
Hey!
Ich finde diese Zeilen in ihrer Abstraktheit recht sperrig und zugleich sehr interessant.
Der Text hat ja im konventionellen Sinn weder ein erzählendes Element noch präsentiert er konkrete Bilder. Eigentlich sind sogar fast alle verwendeten Hauptwörter relativ abstrakte Begriffe. Am ehesten einen Blickkontakt zur Welt des Konkreten haben noch die Begriffe "Fieber", "Lichtung", "Asche" und "Schatten", wobei auch das keine Substantive von so sinnlich-fasslicher Qualität wie meinethalben "Zitronenfalter", "Mikrowellenherd" oder "Holzfällerhemd" sind.
In den meisten Fällen empfinde ich es als kritisch, wenn ein Gedicht sich der Welt des Konkreten ganz und gar verweigert, aber hier ist das so vehement durchgezogen, dass der Effekt tatsächlich an ein abstraktes Gemälde erinnert. :)
Das "einzigste", gegen das ich noch ein bisschen anlese, ist der arg pathosgetränkte Zweizeiler zum Schluss. Den hätte ich jetzt nicht nur nicht gebraucht, der stört m. E. sogar ein wenig.
LG!
S.
 

trivial

Mitglied
Hallo Sufnus, ich danke Dir für das Lesen und den Kommentar. Du bist wohl nicht der erste, der etwas in dieser Art anmerkt. Leider wüsste ich nicht dies konstruktiv umzusetzen, oder ob ich das überhaupt wollen würde. Mag zum Teil auch daran liegen, dass ich meist schlecht mit Kritik umgehen kann. Fällt es mir oft schwer zwischen konstruktiver Kritik und absoluter Ablehnung meiner Person zu unterscheiden.
Weshalb ich mich vor mir selbst rechtfertige, ich schriebe um etwas loszuwerden und nicht etwas mitzuteilen. Aber entschuldige die Offenheit, muss am Wetter liegen. Mit dem Schluss magst Du Recht haben, ich habe wohl einen Hang zur Theatralik und irgendwie ist es auch Redundant. Vielleicht änder ich es noch.

Liebe Grüße
R
 
Zuletzt bearbeitet:

trivial

Mitglied
…ich habe die letzten beiden Zeile gelöscht. Wollte sie erst durch etwas ersetzen, aber das fühlte sich aktuell nicht richtig an.
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Ihr beiden,

da steht jetzt wohl Handwerkszeug gegen Intuition. Ich finde es wieder extrem lehrreich, wie Sufnus seine Kritik 'vergegenständlichen' kann - ich empfinde das übrigens sogar eher als eine sachliche Analyse als eine Kritik.
Ich bin meiner Intuition gefolgt und habe mich dem Fluss der Zeilen ergeben und es klopft ein 'Gefühl' an meinen Verstand, aber er kann es nicht fassen - und das ist vielleicht sogar die Aussage. Es ist ein Eindruck, als würde ein dringliches, wichtiges Gefühl um Einlass bitten, und es gelingt mir nicht auf Anhieb.
Das nur nach dem ersten Lesen - vielleicht später mehr.
Übrigens habe die beiden letzten Zeilen nicht gelesen - und habe sie auch nicht vermisst.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
…meine liebe Petra, Du hast recht, dass es eine respektvolle Analyse und keine harsche Kritik ist. Sufnus entschuldige bitte, falls es so rüber kam, dass ich gekränkt wäre, oder ähnliches. War wohl eher ein kritisches Selbstgespräch, welches mir versehentlich uneditiert „rausgerutscht“ ist.

Liebe Grüße
R
 

sufnus

Mitglied
Ah....Ihr Lieben!
Ich grüße Euch prostend zu und wünsche eine schöne Runde in den Abend! :)
Alles gut.
Und Petra komplimentiert mich ganz verlegen, das mag ich.
XOXO
S.
 

petrasmiles

Mitglied
Beim nochmaligen Lesen hat sich das Gefühl sogar verstärkt - dieses wichtige, anklopfende ... es kommt mir so vor, als wäre es so fundamental, dass man es nicht mehr aussprechen mag, wenn die Erkenntnis da ist, als sei seine 'Fertigung' der Prozess des Auseinandersetzens mit der Welt, aber wenn man 'weiß', worüber soll man dann noch reden?

Das sind meine Lieblingsverse:
es ist immer jetzt
verdammt nochmal
immer jetzt

selbst die Erinnerung
und die Sorge
tragen Gedanken
die nicht waren
weil ihnen ein schon brutal nennendes 'beim Namen nennen' vorausgeht, schnörkel- und schonungslos.

Ein Gedicht zum Immerwiederkehren und dem Gefühl - der Erkenntnis - folgen wollend, aber zufrieden damit zu sein, weiter 'rumzustammeln': Fast hätte ich es gehabt, aber nun muss ich weiter sinnieren und rätseln und mit Worten versuchen, zu begreifen.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Petra,
gesehen werden, das Gefühl verstanden zu werden. Aber durch ein Mit-jemanden-sein anstatt Für-jemanden-sein, jenseits der Scham. Etwas was nicht überwunden werden muss, eine schöpferische Kraft, die grenzenlos von innen zeigt, erstrahlen lässt und nicht von außen beleuchtet. Was nicht definiert indem es einhegt und umfasst. Etwas absolutes,
monistisches...

Dies sind oftmals Deine Worte für mich.

Auch wenn es wieder mal ein wenig pathetisch daher kommt, möchte erneut versuchen, dafür Danke zu sagen.
...klingt wohl, mal wieder, etwas sperrig, ich hoffe Du verstehst was ich sagen wollte und in Ermangelung einer besseren Formulierung drücke jetzt schnell auf Antworten.

Liebe Grüße
R
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber R,

gar nicht pathetisch, wie soll man anders ausdrücken, dass man tatsächlich jemanden mit Worten 'erreicht' und im Gegenzug verstanden wird - jenseits eines rein akademischen Verstehens.
Für mich ist es auch sehr schön, wenn diese Worte etwas in mir zum Klingen bringen und mich auf eine Gedankenreise schicken, die ich ohne sie nicht hätte antreten können. Wie hätte ich sonst denken können, dass das Denken selbst eine Reise ist, die ein Ende haben kann?
Schön, wenn es so ist.

Liebe Grüße
Petra
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
das Gefühl verstanden zu werden. Aber durch ein Mit-jemanden-sein anstatt Für-jemanden-sein, jenseits der Scham. Etwas was nicht überwunden werden muss, eine schöpferische Kraft, die grenzenlos von innen zeigt, erstrahlen lässt und nicht von außen beleuchtet. Was nicht definiert indem es einhegt und umfasst. Etwas absolutes,
monistisches...
wie wärs mit Aphorismen?
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Patrick,

verstehe ich nicht - was meinst Du?
Hallo Petra

Ich finde, der zitierte Text ist spannend. Klingt Aphoristisch. Ich würde gerne mehr davon lesen. Trivial zeigt häufiger, dass da etwas hinter seinen Texten steckt, schwer fassbar und sehr anziehend. Du hast es ja auch schon wahrgenommen.

LG
Patrick
 

petrasmiles

Mitglied
Ach, das ist wieder die andere Auffassung von Aphorismen. Da gibt es in meiner Welt nur die von den 'Alten' - vor allem Marie von Ebner Eschenbach - mit einem erweiterten Begriff kann ich gar nichts anfangen und erkenne das dann auch nicht. Habe mal Wikipedia befragt ... da sehe ich auch eher 'meine' Lesart - und danach 'schwebt' die Bedeutung nicht im Verborgenen wie bei trivial, sondern ist schon recht explizit.
Sorry, Patrick, aber das Aphoritische sehe ich tatsächlich nicht.
Macht aber nichts, Hauptsache anziehend!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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