sonnenkind

5,00 Stern(e) 10 Bewertungen

Ubertas

Mitglied
Liebe Charlotte,
ich habe Gänsehaut.
Zum Glück gibt es noch Sonnenkinder, die auch die Schatten kennen. Die nicht irritiert dem Entsetzen erliegen. Die die Melodie jeden Tag in ihrer Brust fühlen.
Ein unbeschreibliches, tief gefühltes Gedicht.
Von mir ein <3
Nein, zwei:)
Lieben Gruß
Anita
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

eigentlich beschreibt das lyrische Ich eine Idylle - und das Entsetzen des Zuhörers entsetzt.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
...die Frage, das Erzählen, das Wissen und das Wollen – ist das Entsetzliche nicht erst darin enthalten?
 

petrasmiles

Mitglied
... eine sehr interessante Frage ... das lyrische Ich scheint nur im Einklang mit sich zu sein, hat Schmerz und Schönheit auf eine Reihe gebracht, in ihm ist das großartige 'dennoch!', darum will es auch das 'Ensetzliche' nicht en detail hervorholen, aber der Fragende ist noch nicht so weit (?), hat ein System im Kopf, nach dem die Dinge so zu sein haben wie er sie sich vorstellt, da reicht die bloße Existenz nicht, nicht die Hummeln, nicht die Sonne oder ein Kuss.
Ich frage mich jetzt nur, wer das Sonnenkind ist, wem sie genügt, oder wer noch glaubt, dass es eine Ordnung gibt und Wissen und Wollen darin einen Platz haben?
 
im ion erklärt sokrates dem ion, warum die dichter vollkommen ungeeignet sind, ihre dichtungen zu erklären. und ich hab das platon geglaubt, als ich es das erste mal gelesen hatte (weil ich platon alles glaube).
aber seit ich gedichte schreibe, weiss ich, dass er recht hat.
vielen dank für eure kommentare. die sind sehr erhellend für mich!
ich kann nur sagen, an wen ich beim sonnenkind gedacht habe - das ist im wörtlichen ein sonnenkind. weiß nichts von planeten, kennt nicht flieder, lavendel mit hummeln und staubige küsse. es leuchtet ganz nur aus sich selbst und bestrahlt alles.
und kennt auch die menschen nicht.
liebe grüße
charlotte
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Charlotte,

mit jedem Schritt, den der Leser auf die Dichterin zugeht, indem er ihre Worte wirken lässt, entfernt er sich von ihr.
Das ist das Wunderbare und Verstörende an Gedichten.
Für mich ist das Sonnenkind nach Deiner Erläuterung nun gar nicht mehr verankert in Deinem Gedicht - und das macht gar nichts.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Meine liebe Charlotte,

ich fühlte mich durch Deine Worte (mal wieder) inspiriert und wollte sie (mal wieder) in einen eigenständigen Text verarbeiten. Aber auf das Wesentliche reduziert, blieb am Ende nur übrig:

Das Ende der Zeit beginnt
wenn die Sterne fragen
wer sie sind

Vielleicht zu wenig, um für sich zu stehen – aber als Schlussgedanke für einen Faden, den ich andernorts endlich zu Ende spinnen wollte, gefällt es mir ausgesprochen gut.

Liebe Grüße
Rufus
 
oh, das freut mich sehr und ich bin jetzt sehr neugierig.
ich frag mich nur, ob die sterne das sich fragen sollten

das ende der zeiten beginnt
wenn die sterne sich fragen
wer sie sind

hm, na ich warte, bis du es einstellst.
liebe grüße
charlotte
 

Agnete

Mitglied
du fragst was ich mache
ich sag ich bewohne
einen planeten
und du lachst

ich erzähl dir von flieder
vom lavendel voll von hummeln
von staubigen küssen
in südlichen städten
und du weinst

soll ich mehr noch erzählen
dir erzählen vom menschen
oder erspare ich
uns das entsetzen



Von der Aussage her ein packendes Gedicht. Bis "und du weinst" transportierst du sie über Bilder, was sehr schön ist.
Der Schluss wird realistisch, ein Stilbruch, vielleicht gewollt. Mir hötte es glaaube ich besser gefallen, wenn du auch da in einem Bild geblieben wärest.
lG von Agnete
 
liebe Agnete,
also das ist schon so absicht. was wäre denn deine idee, wie es anders sein sollte?

lieber hansz,
armen avanessian stellt ja die wirklich interessante these auf, dass wir noch gar nicht wissen, was es heißt, einen planeten zu bewohnen.
und ich denke jetzt schon eine weile darüber nach.

liebe grüße
charlotte
 

anbas

Mitglied
Liebe Charlotte,
ein starkes Gedicht, wie ich finde.
Lediglich mit dem zweifachen "erzählen" am Schluß tue ich mich etwas schwer. Ich empfinde diese Dopplung eher als störend.
Meine Überlegung geht ungefähr in diese Richtung:
soll ich mehr noch erzählen
von einem planeten
und seinen menschen
oder erspare ich
uns das entsetzen
Das ist jetzt mal schnell so hingeschrieben. Aber vielleicht kannst Du ja was damit anfangen (und wenn nicht, ist es natürlich auch in Ordnung ;))
Liebe Grüße
Andreas
 

mondnein

Mitglied
es ist schon richtig: Wiederholungen stören - außer: wenn sie als Stilmittel eingesetzt sind, wie es z.B. auch hier der Fall ist. Wir kennen das aus der Bibelsprache - "sterben sterben werdet ihr nicht!", und dann ist es nicht die Nachlässigkeit eines einfallslosen Einfaltspinsels, sondern eine Art Beteuerung, eine nachdrückliche Verstärkung des wiederholten Wortes.
Oder es nimmt einfach den Gedanken auf, der im Satz davor das Ende gebildet hat, und der folgende greift immer das Ende des vorigen auf. Das ist für viele meditative Texte üblich, sie schreiten so von Mantra zu Mantra die Gedankenfolgen bzw. die Verse ab. Ist auch oft biblisch, z.B. der Johannesprolog über den "Logos", den Sinn des Lebens.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:
lieber Andreas, vielen dank! ja, verstehe ich. aber hier ist es, wie hansz sagt, ein stilmittel.
also wirklich bewusst so gesetzt. und ich wüsste auch nicht, wie ich es ändern sollte.
liebe grüße
charlotte
 



 
Oben Unten