Späte Liebe (gelöscht)

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo LL,

ein Gedicht mit Herzblut, wunderbar! Sehr schöne Metaphern. An zwei Stellen solltest Du aber noch arbeiten:

Sie sah mich an mit Augen voller Güte....

[red]Doch[/red] als ich unter ihrem Blick erglühte,

Wieso doch? Wo ist der Gegensatz? "Sowie ich unter...."

[red]Zwei Jahre wie in einem Rausch vergingen,[/red]

Unschöne Inversion, warum nicht "Zwei Jahre, die..."?

Gruß

Jürgen
 
F

Fettauge

Gast
Späte Liebe

Lieber Lupenleser,

man soll ja nicht lästern, wenn einer tot ist. Der Tod ist für den, der bleibt, ja ein sehr bewegendes Ereignis, das nach Mitfühlen ruft. Aber das in Worte zu fassen, das ist schon eine Kunst. Und wenn du das dann noch in ein Sonett fasst,
dann wird es für den Leser leicht unglaubwürdig. Dann ist ihm alles zu dick, zu sehr auf lyrische Schönheit getrimmt, das wirkliche Leid verschwindet darunter, es macht den Eindruck, als habe der Autor nur mal so ein Thema bearbeitet, mit dem er eigentlich nichts zu tun hast. Nun will ich dir nicht unterstellen, du habest nichts damit zu tun, ich kenne ja deine persönlichen Verhältnisse nicht - meine Ansicht beruht auf dem vorliegenden Text.

Leider weist dein Sonett eine gehörige Portion Larmoyanz auf, auch wenn du sie mit "Mona Lisa" und "Orpheus" zurücknehmen willst. Das scheint mir hier nicht gelungen. Deinem Sonett haftet etwas leicht Kitschiges an, trotz allem. Selbst dann, wenn du eine Parodie hättest schreiben wollen, sehe ich sie mit diesem Text nicht gelungen.

Nur mal so als Gedanke: Wirklicher Schmerz hat keine Sprache. Schon gar nicht die Sprache des Sonetts.

Zum Technischen hat dir ja Jürgen schon Hinweise gegeben. Nur so viel: Plural von Knie ist Knie, nicht Kniee.

Liebe Grüße, Fettauge
 
Hallo Lupenleser,
ich weiß nicht, ob dir das etwas bedeutet, doch möchte ich sagen, dass mir dein Gedicht gut gefällt.
Es passt auch, dass du Orpheus erwähnst. Leider konnte er seine Eurydike mit seinen Gesängen nicht aus dem Hades befreien, so wie du deine späte Liebe auch nicht zurückholen kannst.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

anbas

Mitglied
Hallo Lupenleser,

mir gefällt dieses Sonett!


Hi Fettauge,

Du schreibst
Und wenn du das dann noch in ein Sonett fasst, dann wird es für den Leser leicht unglaubwürdig.
Ich wäre Dir dankbar, wenn Du künftig eine Formulierung wie z.B.
Und wenn du das dann noch in ein Sonett fasst, dann wird es für [blue]mich als[/blue] Leser leicht unglaubwürdig.
wählen würdest.

Ich bin auch Leser und möchte - wie wahrscheinlich eine Reihe anderer Leser auch - nicht solche Allgemein-Floskeln mit einbezogen werden.

Liebe Grüße an Euch beide

Andreas
 
Hallo LL,
 
Sie sah mich an mit Augen voller Güte....
 
Doch als ich unter ihrem Blick erglühte,
 
Wieso doch? Wo ist der Gegensatz? "Sowie ich unter...."
 
Hallo Jürgen,
 
ich danke für die Anregung, aber "Doch" schließt an die vorhergehende Strophe an:
"als ob sie eine stille Freude hüte", das scheint mir doch zu passen.
 
Die Inversion habe ich beseitigt.
 
@Fettauge,
 
Dass der Plural von Knie auch Knie lautet (gesprochen Kni-e), ist mir durchaus bekannt. Kniee war ein unbemerkt gebliebener Schreibfehler, habe ich korrigiert. Ich danke für den Hinweis. Gebräuchlich war aber früher auch „Kniee“ statt „Knie“ und „knieen“ statt „knien“. Beispiele lassen sich u.a. in Texten von Mörike, Rilke, Eugen Roth finden.
 
Dass dir ansonsten mein Text missfällt, damit kann ich leben.
 
@alle anderen,
 
vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, Marie-Luise danke ich für die Bewertung.
 
LG LL Friedhelm
 

poetix

Mitglied
Hallo Friedhelm,
dein Sonett bringt ein Thema in strenge Form, das dich bewegt. So etwas in Form zu bringen ist Teil der Bewältigungsarbeit und es gibt (meiner Meinung nach) keinen Grund, an der Aufrichtigkeit der Gefühle zu zweifeln. Ich bin von dem Gedicht sehr bewegt gewesen. Zu hoffen bleibt, dass das Beschriebene nicht dir selbst widerfahren sein möge.
Viele Grüße
Christoph
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Fettauge hat recht, dass der Duden heute "Knie" angibt. Es wird dann trotzdem [ˈkniːə,] http://www.duden.de/rechtschreibung/Knie gesprochen, obwohl auch auch [kniː] möglich ist.
Hier bleiben wir der Regel untreu, dass ein langes "i" gekennzeichnet wird, was man an "das Knie" sieht.

Es ist das Gegenbeispiel zu Wörtern wie "Stillleben", bei dem heute alle Konsonanten geschrieben werden.
Bei "Knie" lässt man heute das e weg, welches das lange "i" kennzeichnet. In älteren Werken wird es noch geschrieben.

Grimm gab noch beide Schreibweisen an.
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemma=Knie
KNIE, n. gen. knies, pl. kniee, knie,

Man konnte also die Aussprache noch an der Schreibweise erkennen.

Ich denke aber, der Duden verwendet die Analogie zu Wörtern wie "Orchidee" und "Petersilie".
 
Lieber Bernd,

der Plural „Knie“ wird von mir ja nicht bestritten. Meine Fundstellen für Kniee:

Rilke im Gedicht „Der Wahnsinn“:

In die Kniee vor mir….

Mörike: An die Geliebte:

Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.

Eugen Roth: Die Besorgung

Da werden ihm die Kniee weich…..

Amüsant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Fettauge als Userin Antigone die Form Kniee in einem Gedicht in einem anderen Forum selbst gebraucht:

Von Leuten und Meuten:

…bis die Vernunft sich auf den Knieen windet.

Vielen Dank, lieber Bernd, für deine Bemühungen.

Hallo Poetix, lieber Christoph,

in meinem Gedicht habe ich eine Geschichte aus meinem persönlichen Umfeld geschildert, ich konnte letzten Herbst mit meiner Frau Goldene Hochzeit feiern.

Liebe Grüße
Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Damals war diese Schreibweise Standard.

Ich denke, als Schriftsteller kann man auch heute so schreiben, wenn die zweisilbige Aussprache wichtig ist. (Außer halt in der Schule und in Institutionen.)
 
Lieber Bernd,

je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich dazu, die Freiheit, die du dem Schriftsteller einräumst, auch mir als Humor-Dichter zu gestatten und die ursprüngliche Version wiederherzustellen.

Lieber Christoph,

vielen Dank für deine Glückwünsche, in wenigen Wochen ist schon wieder ein weiteres Jahr vergangen.

LG Friedhelm
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Im Normalfall neige ich nicht zu Freiheiten bei der Schreibung. Hier ist es aber eine traditionelle Form und sie schafft Klarheit zur Aussprache.
 
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