Später

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Perry

Mitglied
Hallo Petra,
mit Kriegen seine Ziele zu erreichen scheint dem Menschen in die Wiege gelegt zu sein.
Wir sollten uns eher fragen, wie können Kriege beendet werden, ohne dass die Menschheit sich aufs Totenbett legt.
LG
Manfred
 
Vier kleine Zeilen, die scheinbar nur eine klare, leicht verständliche Aussage enthalten. Denkt man indessen über die zweite Hälfte nach, erkennt man die Schwierigkeiten mit der Datierung, sowohl für den späteren Frager wie für einen heutigen oder früheren Zeitgenossen. Man kann und konnte ja nicht in die Köpfe der Entscheider hineinsehen. Insoweit gibt es nur Indizien, gelegentlich, anhand von Äußerungen oder Verhalten. Die betroffenen Nicht-Entscheider tun gut daran, sich in Fragen von Krieg und Frieden nicht zu sehr auf die Regularien des Kriegsvölkerrechts zu verlassen. Diese sind wie die diplomatischen Gebräuche oder die verlautbarten Informationen oft nur der Vorhang, hinter dem das Entscheidende zunächst verborgen bleibt.

Es ist dir, Petra, hier gelungen, einen komplexen Sachverhalt sehr stark zu verdichten, ohne ihn zu verfälschen. Selbstverständlich darf man den Vierzeiler dann auch auf einen Großteil früherer Kriege beziehen.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

sufnus

Mitglied
Hey Petra,

da Du den Vierzeiler nicht ins Lupanum gestellt, sondern in die Lyriksektion einsortiert hast, bist Du vermutlich stärker an ästhetisch-formal-intertextuell-emotionalrezeptiv-assoziativ-persönlichen Zugängen zu Deinem Text interessiert als an einer inhaltlich-politisch-philosophischen Diskussion über die Bedingtheiten von Kriegen im allgemeinen und im einzelfällig-konkreten Sinn.

Also insofern blende ich mal Betrachtungen völlig aus, welche die Frage der Führbarkeit von Kriegen betreffen oder die Frage, wer in der ggf. längerwährenden, scheinfriedlichen Anbahnungsphase eines Krieges die Herrschenden sind. Das wäre sicher im Lupanum einen Diskurs wert, wobei es aber vermutlich auch recht schnell zu einem argumentevergischtenden hohen Wellengang der Meinungen kommen dürfte.

Was fällt mir als abseits dieser Ebene ein und auf? :)
Vielleicht das: Dein ganz kurzes Gedicht zeigt wie ich finde sehr gut auf, was Lyrik im Bereich des "Politischen" leisten kann und was nicht:
Eine wirklich fundierte Analyse der "Prozesskette" vom Frieden zum Krieg ist in Form eines Gedichts nicht leistbar, dazu bräuchte es mindestens die Form des Essays oder - eher noch - den Fachartikel.
Aber auch eine wirkliche de novo Meinungsbildung wird durch ein politisches Gedicht schwerlich möglich sein, vielmehr werden die Leser*innen eines Gedichts sich aus einem Text das herauspicken, was in ihr bereits vorhandenes Weltbild passt und das ignorieren oder verurteilen/ablehnen, was nicht reinpasst. Somit sind politische Gedichte m. E. (zumindest in der Mehrzahl der Fälle) Selbstbestätigungsmaschinen, die auf der Lese-Seite das noch einmal festzurren, was eh schon im Meinungsfundus angelegt war. Das spricht nicht gegen die politische Lyrik, ganz und gar nicht, denn jede(r) hat doch solche Mechanismen der Selbstvergewisserung nötig. Es setzt der "Kunst" eben nur im Bereich der Einflussnahme enge Grenzen. :)

Und hat Dein Text jetzt bei mir in diesem Sinne "funktioniert"? Bin ich meiner Position nun sicherer als vor der Textlektüre?

Ups! Jetzt muss ich mir schnell ein ganz schlaues Argument ausdenken oder aber alles, was ich gerade zwischen den zwei Smileys geschrieben habe, wieder einkassieren. Ich bin nämlich nach der Lektüre eher etwas verunsicherter bzgl. meiner Position in Sachen "Krieg und was alles so dazugehört".

Vielleicht kann ich mich so aus der Affäre retten: Meine Grundposition zum Thema "Kriege" ist eine Position großer innerer Widersprüche und Unsicherheiten und zumindest diese Position wurde durch Deinen Text tatsächlich untermauert. Also hat quasi eine Ungewissheitsvergewisserung stattgefunden... ;)

LG!

S.
 

petrasmiles

Mitglied
da Du den Vierzeiler nicht ins Lupanum gestellt, sondern in die Lyriksektion einsortiert hast, bist Du vermutlich stärker an ästhetisch-formal-intertextuell-emotionalrezeptiv-assoziativ-persönlichen Zugängen zu Deinem Text interessiert als an einer inhaltlich-politisch-philosophischen Diskussion über die Bedingtheiten von Kriegen im allgemeinen und im einzelfällig-konkreten Sinn.
So ist es!
Aber auch eine wirkliche de novo Meinungsbildung wird durch ein politisches Gedicht schwerlich möglich sein (...) Es setzt der "Kunst" eben nur im Bereich der Einflussnahme enge Grenzen.
Das tut nicht nur das politische Gedicht, sondern jeder Text muss auf fruchtbaren Boden fallen.
Also hat quasi eine Ungewissheitsvergewisserung stattgefunden...
Das ist doch prima!

Danke fürs Reinschauen und Deine Gedanken!

Liebe Grüße
Petra
 

petrasmiles

Mitglied
Es ist dir, Petra, hier gelungen, einen komplexen Sachverhalt sehr stark zu verdichten, ohne ihn zu verfälschen. Selbstverständlich darf man den Vierzeiler dann auch auf einen Großteil früherer Kriege beziehen.
Vielen Dank für das Lob, und ja, der Charakter der Herrschenden mag variieren, aber am Ende steht diese Überzeugung und setzt Dinge in Gang.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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