Später Dank an einen unbekannten Retter in der Not

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Sisgard

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Meine Eltern hatten früher in den Niederlanden ein Boot liegen. Und ich wollte mit meinem Mofa endlich einmal eine richtig große Tour machen. Also wurde beschlossen, dass ich mit dem Mofa vom Rande des Bergischen Landes zu unserem Liegeplatz in Friesland fahre. Das war in einer Zeit, wo es noch keine Smartphones, ja nicht einmal Handys für Normalverdiener gab. Also nur Landkarten und öffentliche Telefonzellen... Wir haben dann gemeinsam eine Route herausgesucht, die sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt eine Übernachtung in einer Jugendherberge vorsah. Außerdem wurde eine fast klopapierrollenlange Wegbeschreibung gebastelt, die ich im Laufe der Reise bei Pausen lesen und abrollen konnte (und die ich besser nicht verlieren sollte…!). Das Gefährt wurde noch einmal geprüft, betankt und los ging es.

Erstes Ziel: Dülmen. Als Pferdenärrin musste das natürlich mit dabei sein… Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich bei strahlendem Sonnenschein eine kurze Rast eingelegt habe und von dort aus nach Westen abgebogen bin. Mein erste Übernachtung lag kurz hinter der niederländischen Grenze: Eine Jugendherberge am Waldrand. Ich bekam ein Holzhäuschen für mich allein. Leider hatten meine Eltern und ich jedoch vergessen, dass es in Jugendherbergen nicht unbedingt Einziehdecken zum Leihen gibt. Und einen Schlafsack hatte ich dummerweise nicht mitgebracht. Also blieb ich einfach in meiner Kleidung - Bettlaken drauf und ab ins Bett. Die Hütte hatte ich ganz für mich allein. Dachte ich jedenfalls. Bald jedoch musste ich feststellen, dass an Schlaf absolut gar nicht zu denken war: Zum einen fror ich irgendwie doch sehr… und dann regten sich Dutzende, vielleicht Hunderte von Mitbewohnern – MÜCKEN!!! Ich habe in dieser Nacht fast kein Auge zugetan und bin gleich früh am nächsten Morgen weiter.
Die restliche Hinfahrt gestaltete sich unspektakulär, sieht man davon ab, dass mir als Fahranfängerin nicht so ganz klar war, auf welchen Straßen / Wegen ich mit einem Mofa in den Niederlanden fahren durfte. Es ging aber alles gut und ich war unglaublich stolz, als ich mein Gefährt endlich auf den Campingplatz lenkte! Der Urlaub selbst war schön, aber das wäre eine andere Geschichte.

Auf der Rückreise passierte dann jedoch genau dass, wovor man sich als Fahrer eines Kraftfahrzeug(chen)s im Ausland wohl immer fürchtet: Ich hatte eine PANNE!
Irgendwo in den Niederlanden, im warmen Sonnenschein, mitten auf einer geraden Straße zwischen zwei Bauernhöfen, verlor der Motor stetig an Fahrt und ging schließlich aus. Da ich kurz vorher noch getankt hatte, wußte ich sofort, es fehlte kein Benzin. Mehrere Startversuche schlugen fehl: Die Maschine sprang einfach nicht mehr an. Tja, wer sein Mofa liebt, der schiebt… Und die nächste Stadt war nicht in Sicht.
Und jetzt kommt das Unfassbare - die Rettung: Als ich gerade die nächste Hofeinfahrt passierte, kam ein Trecker an mir vorbei und der Mann fragte auf Niederländisch, was denn los sei. Ich habe ihm auf deutsch und englisch versucht, das Problem zu erklären, und er lud mich schließlich ein, das Mofa auf seinen Hof zu schieben. Okay, normalerweise wäre ich dafür vermutlich zu ängstlich gewesen, aber da meine Eltern und mein Bruder noch auf dem Campingplatz waren, hätte ich kurzfristig niemanden erreicht, der mir helfen konnte. Und jemanden aus dem Freundeskreis anzurufen („Tja, ich bin hier gerade irgendwo in den Niederlanden auf der Landstraße, kannst Du mich bitte abholen?“) wäre wohl damals auch sehr schwierig gewesen.
Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und führte ihm das kaputte Mofa vor. Gemeinsam stellten wir dann fest, dass der Auspuff irgendwie verstopft war. Für mich damals absolut unfassbar: Der Landwirt hatte auf seinem Hof eine vollständig eingerichtete Werkstatt für seine Fahrzeuge! Beherzt und routiniert baute der Mann den schmutzigen Auspuff ab und nahm ihn mit in die Werkstatt. Dort gab es sogar ein Reinigungsbad, wo er die Einzelteile dann eingetauchte. Ein paar Schmutz-/ Rußflocken hatten den Auspuff des Mofas zugesetzt. Anschließend hat er alles wieder montiert und ich warf die Maschine an: Volltreffer! Mein Mofa lief wieder! Ich wollte dem Landwirt noch etwas Geld geben, aber er hat abgelehnt. Ich stammelte also in diversen Sprachen meinen Dank und brach wieder auf. Die restliche Fahrt zurück verlief völlig unproblematisch.

Fazit: Ich weiß bis heute nicht, wer mein damaliger Retter war, aber ich möchte die Chance nutzen, ihm heute zumindest hier noch einmal zu danken: HARTELIJK BEDANKT!!!
 
Hallo Sisgard,

diese alte Geschichte habe zufällig gefunden. Ist echt niedlich. Manchmal braucht man halt ein bisschen Glück, damit der persönliche Schutzengel über Deine Wege wacht ... :)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 



 
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