Spannungen und Höhepunkte – Das ABC des Geschichten-Erzählens

FrankK

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Spannungen und Höhepunkte – Das ABC des Geschichten-Erzählens
Es geht hier nicht um das Zusammensetzen von Buchstaben zu Wörtern, von Wörtern zu Sätzen, von Sätzen zu Abschnitten, schließlich hin zu ganzen Kapiteln und Büchern.
In einer Jugendgeschichte fand ich einmal folgende bizarre Idee, wie Affen berühmte Geschichten schreiben könnten:
„Man nehme einen großen Eimer mit vielen Würfeln, auf denen statt Zahlen Buchstaben sind.
Meistens wird bei einem Wurf nur Unsinn herauskommen. Aber irgendwann ergibt sich mal ein sinnvolles Wort. Wenn man lange genug würfelt, ergibt sich ein sinnvoller Satz. Wenn man dann wirklich lange genug weiterwürfelt – ergäbe sich nicht jede Geschichte, die jemals geschrieben wurde und in Zukunft noch geschrieben würde?“
Michael Ende in „Die unendliche Geschichte“{1}


Was ist denn eigentlich eine „Geschichte“?
Ganz einfach definiert:
Eine Geschichte ist eine Schilderung von Ereignissen.

Auf dem Schulweg muss Bastian vor Klassenkameraden flüchten. Er versteckt sich in einer Buchhandlung, entdeckt dort ein interessantes Buch und entwendet es. Als er in der Schule ankommt, bemerkt er, dass er zu spät zu einer Klassenarbeit erscheint, da verkriecht er sich lieber auf dem Dachboden der Schule. Dort angekommen, findet er Zeit für das Buch, welches ihn in die Geschichte hineinzieht. Im fremden Land Phantasien muss er Abenteuer bestehen und darf sich nicht selbst verlieren, um am Ende den Weg zurück zu finden.
Michael Ende, „Die unendliche Geschichte“{1}

Dies ist eine Schilderung von Ereignissen, aber ist es auch schon eine Geschichte? Instinktiv würden die meisten mit einem „Nein“ darauf antworten. Es fehlt der Zusammenhang der einzelnen Ereignisse. Die bloße Auflistung ist auch nicht sonderlich lesenswert. Es fehlt die Spannung, es fehlen die Elemente, die die Geschichte „interessant“ machen.

Erweitern wir die Definition:
Eine Geschichte ist eine Schilderung von bemerkenswerten Ereignissen.

Reicht das schon?
Könnte eine Geschichte über einen Ficus Benjamini spannend werden, wenn du über seine Leiden und Qualen während des Beschneidens berichtest? Eher nicht.
Es sei denn, der Baum bekäme menschliche Eigenschaften. Er könnte – wie auch immer – beobachtet haben, was der Herr des Hauses im Schlafzimmer mit der Zofe für Spielchen treibt, von denen die Frau des Hauses nichts weiß. Er könnte bemüht sein, seine Kenntnisse ihr – wie auch immer – mitzuteilen, um der Beschneidung zu entgehen. Die ganze Story aus der Perspektive der Pflanze erzählt, schon käme eine humorige Groteske dabei heraus.
Nemo war ein Clownfisch mit menschlichen Eigenschaften.
Thomas war eine kleine Lokomotive mit menschlichen Eigenschaften.
Sie alle sind interessant, nicht weil sie ein Baum oder ein Fisch oder eine Lok sind, sondern weil sie menschliche Charaktere in seltsamer Gestalt darstellen.

Wir könnten unsere Definition also neuerlich erweitern:
Eine Geschichte ist eine Schilderung von bemerkenswerten Ereignissen an denen interessante Charaktere beteiligt sind.

Reicht das nun endlich?
Beinahe. Es fehlt noch der Zusammenhang zwischen den Ereignissen und den Charakteren.
Wenn der Protagonist völlig unberührt von den Ereignissen durch die Geschichte wandelt und nicht daran Anteil nimmt, dann hat er auch nichts mit den Ereignissen zu tun und kann nicht durch sie beeinflusst werden. Es muss also noch etwas geben, was zu einer Geschichte gehört. Ein Element, welches den Charakter dazu zwingt, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen. Wir kennen dieses Element schon, es ist der Konflikt.

Eine endgültige Definition könnte also folgende Gestalt annehmen:
Eine Geschichte ist eine Schilderung von bemerkenswerten Ereignissen an denen interessante Charaktere mit ihren spannenden Konflikten beteiligt sind.


Ereignisse
Dies sind „Momente, in denen irgendetwas passiert“, also das Geschehen an sich.
In Geschichten sollten diese Ereignisse etwas besonderes darstellen. Sie sollten bemerkenswert sein. Beispielsweise die Überquerung einer Straße.
Nicht spannend?
Der kleine Felix ist acht Jahre alt, er läuft alleine den Schulweg, dafür ist er schon groß genug. Es gibt nur eine große Straße, die er überqueren muss, dort gibt es eine Ampel. An dem Morgen des besonderen Ereignisses kommt Felix, so wie immer, am Spielwarengeschäft vorbei. Erstaunt betrachtet er die neuen Auslagen, insbesondere die Autorennbahn. Dort fahren tatsächlich kleine Rennautos. Viel zu lange schaut er zu, wie die Autos die Strecke immer und immer wieder absolvieren, bevor ihm einfällt, dass er ja noch zur Schule muss. Er rennt los, weil es ja schon so spät ist, und ihm fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass er an der Ampel stehen bleiben muss, um auf „Grün“ zu warten. Doch als er nach oben sieht bemerkt er voll Schrecken – die Ampel ist ausgefallen.

So wird aus dem relativ simplen Vorgang – dem überqueren einer Straße – ein mehr oder weniger spannendes Ereignis.


Aber ist es schon eine vollständige Geschichte?
Sie ist nicht besonders gut ausformuliert, enthält aber bereits fast alle wesentlichen Elemente für eine Geschichte. Es fehlt noch die Auflösung, wie Felix schlussendlich die Straße überquert.
Wir haben einen Basisplot – die Reise. Sein Schulweg ist die Reise, die er bewältigen muss.
Wir haben eine Prämisse – für dieses Stück eine recht primitive, aber immerhin: Wer unachtsam ist, muss mit Konsequenzen rechnen.
Wir haben einen Hauptcharakter – den achtjährigen Felix.
Wir haben einen Grundkonflikt – seine Begeisterung für Autorennbahnen lässt ihn die Zeit vergeuden, die er wieder aufholen muss.

Wir können aber bei der Ausgestaltung der Geschichte nicht einfach hingehen und erzählen, dass der Junge zur Schule muss, sich verspätet hat und nun vor einer ausgefallenen Ampel steht. Das ist pure Berichterstattung und baut keine nennenswerte Spannung auf.
Gemäß allgemeiner Lehrmeinung wird ein Spannungsbogen in (mindestens) drei Teilen aufgebaut:
Die Einleitung – hier wird der Leser mit der Figur vertraut gemacht.
Der Weg zum Höhepunkt – hier wird der Leser mit dem Konflikt der Figur vertraut gemacht und die Figur vor die zu lösende Aufgabe gestellt.
Der Höhepunkt – hier meistert die Figur die Aufgabe oder scheitert daran. In einem leisen Abklang kann es noch ein Nachspiel geben.
Wir könnten diese kleine Geschichte also in drei Szenen erzählen.

Szenen
Sie sind strukturelle Elemente einer Geschichte und beschreiben einen Handlungsabschnitt.
In einer Kurzgeschichte bilden sie die gesamte Geschichte ab, in einem Roman verdichten sie sich zu Kapiteln, in denen die Geschichte Stückweise erzählt wird.
Der Aufbau einer Kurzgeschichte besteht also aus mindestens drei Szenen.
Die Einleitung – der Weg zum Höhepunkt – der Höhepunkt mit dem Ausklang.
  • Die einleitende Szene:
    Der kleine Felix ist acht Jahre alt, er läuft alleine den Schulweg, dafür ist er schon groß genug. Es gibt nur eine große Straße, die er überqueren muss, dort gibt es eine Ampel.
  • Der Weg zum Höhepunkt:
    An dem Morgen des besonderen Ereignisses kommt Felix, so wie immer, am Spielwarengeschäft vorbei. Erstaunt betrachtet er die neuen Auslagen, insbesondere die Autorennbahn. Dort fahren tatsächlich kleine Rennautos. Viel zu lange schaut er zu, wie die Autos die Strecke immer und immer wieder absolvieren, bevor im einfällt, dass er ja noch zur Schule muss. Er rennt los, weil es ja schon so spät ist, und ihm fällt gerade noch rechtzeitig ein, dass er an der Ampel stehen bleiben muss, um auf „Grün“ zu warten.
  • Der Höhepunkt:
    Doch als er nach oben sieht bemerkt er voll Schrecken – die Ampel ist ausgefallen.
Ich weiß, dies hatten wir alles schon benannt. Nur haben wir es jetzt auch strukturiert. Für eine so kurze Geschichte ist es noch nicht nötig, eine derartige Unterteilung zu konstruieren. In einem Roman, der aus 15 oder mehr Kapiteln besteht, bei dem jedes Kapitel aus 15 oder mehr Szenen aufgebaut ist, wird die Menge schon unübersichtlicher.

„Dürfen es nur drei Szenen sein?“
Natürlich nicht. Zwischen dem Schaufenster des Spielwarengeschäftes und der Kreuzung könnte Felix noch der lieben alten Frau Schnitzler vom Nachbarhaus begegnen, die ihn zusätzlich aufhält.
Etwas derartiges würde den Konflikt – den Spannungsbogen – noch verstärken.

In der Szene vorm Schaufenster könnte eine Schilderung – eine Miniszene sozusagen – einfließen, in der ein Ausschnitt auf die Fantasie- und Gedankenwelt des Hauptcharakters gezeigt wird. Wenn er sich selbst im Traum als Rennfahrer sieht, würde es die Intensität der Ablenkung verdeutlichen.

„Darf in verschiedenen Szenen alles Geschildert werden?“
Prinzipiell ja.
Eine technische Schilderung über die Funktion einer Modellrennbahn hätte hier aber nichts zu suchen, sie würde weder den Plot noch die Prämisse unterstützen.
Ebenso wäre eine Schilderung der Lebensumstände von Frau Schnitzler unpassend, so liebevoll sie auch geschildert sein mögen.
Ein Grundsatz, der nicht nur beim Verfassen von Kurzgeschichten zu beachten ist:
Alles, was weder dem Plot dient oder die Prämisse unterstützt, gehört aus der Geschichte getilgt.

Je umfangreicher eine Geschichte – ein Roman – gestaltet wird, je mehr Charaktere, Orte und verschiedene Ereignisse darin vorkommen, um so komplexer das ganze Erzählgebilde wird, desto mehr Möglichkeiten der konstruktiven Elemente bieten sich.
Aber desto größer ist auch die Gefahr, dass sich Elemente einschleichen, die nichts mit der Geschichte zu tun haben.
In Tolkiens „Der Herr der Ringe“{*2|*3|*4}macht sich Frodo auf den Weg, den Ring der Macht zu zerstören. Unterwegs begegnet er vielen anderen Figuren, Guten, Bösen und Neutralen. Sie alle bringen ihre eigene Geschichte mit, ihre eigenen Motivationen, ihre eigenen Konflikte. Am Ende der Geschichte ist keine der Figuren mehr so, wie sie am Anfang war. Eine Szene, in der Frodo lediglich in einer umfangreichen Form erzählt bekommt, was es mit Aragorn auf sich hat, wäre bedeutungslos für die Geschichte, wenn sich Frodo und Aragorn nie begegnen würden.
Der Hintergrundkonflikt – die alte gegenseitige Abneigung – zwischen dem Zwerg Gimli und dem Elf Legolas wäre bedeutungslos – wären sie nicht an Frodos Seite und würden mit ihm zusammen gegen das Böse kämpfen. Gimli und Legolas müssen innerhalb ihrer eigenen Geschichte also ihren inneren Konflikt überwinden und sich verändern, damit sie Effektiv am Handlungsablauf teilnehmen können. Es ist gerade dieser, für die eigentliche Geschichte bedeutungslose, Hintergrundkonflikt, der die Figuren interessant macht.
Selbst Gollum / Smeagol ist wichtig. Es ist seine Hintergrundgeschichte, die dem Leser erklärt, warum er so ist, wie er ist. Warum er so handelt, wie er handelt. Nur durch Gollum konnte der Ring zu Bilbo und schließlich zu Frodo finden.
Jeder aktiv teilnehmende Charakter innerhalb der Geschichte bekommt also seine eigene Geschichte, faktisch seinen eigenen Plot. Am Ende sind alle Geschichten erzählt, alle Grundkonflikte aufgelöst. Alle Geschichten haben zu einem Ziel geführt – der Auflösung der Prämisse.
Eine sorgfältige Planung, um die Übersicht zu behalten, ist also sinnvoll.

Mal ein bisschen rechnerische Theorie:
Ein zu erstellender Roman soll fünf Charaktere enthalten, die Hauptgeschichte wird über mindestens sechs Kapitel mit jeweils etwa fünf Szenen erzählt, jeder Charakter bekommt drei eigene Kapitel mit jeweils drei Szenen für die Hintergrundgeschichte und die Veränderungen, die sie im Verlauf der Geschichte erfahren. Zusätzlich sehen wir noch fünf weitere Kapitel mit jeweils vier Szenen vor, in denen geschildert wird, wie die verschiedenen Figuren zueinander finden.
Wir haben also:
  • Fünf Charaktere. Der Plot könnte „Die Reise“ sein, wir brauchen also keinen Bösewicht und agieren nur mit inneren Konflikten.
  • Sechs plus (fünf mal drei) plus fünf Kapitel, also insgesamt 26 Kapitel.
  • (Sechs mal fünf) plus (Fünf mal drei mal drei) plus (fünf mal vier) Szenen, also insgesamt 95 Szenen.
Klingt das schon recht kompliziert?

Natürlich ist dies kein starrer Rahmen, er wird sich ändern, während du deine Geschichte verfasst. Mit einem solchen Grundgerüst wird es für dich nur leichter, dich im Erzählen der Geschichte nicht zu verirren.
Wenn du zu jeder Szene Stichpunkte notierst, dies Kapitelweise ordnest und immer im Überblick behältst, welcher Protagonist von welcher Szene betroffen ist – dann hast du ein vollständiges Grundgerüst, welches du nur noch ausformulieren musst. Die Geschichte erzählt sich dann fast von alleine.

„Was hat das alles mit Spannungen und Höhepunkten zu tun?“
Es gibt kein Patentrezept dafür, ob deine Geschichte als „Spannend“ empfunden wird. Die Spannung ist abhängig von deiner Erzählkunst.
Der Aufbau der Szenen ist nur ein Weg zum Höhepunkt. Dieser Weg soll „Spannend“ sein. In der Geschichte um Felix entwickelt sich der Höhepunkt langsam, sein Konflikt führt zu einer Steigerung.
Erst vergeudet er Zeit am Schaufenster, er rennt los, um die Zeit wieder aufzuholen und bleibt vor der ausgefallenen Ampel stehen. Hier weiß er nicht mehr weiter, der Höhepunkt der Geschichte ist erreicht. Die Bewältigung des Problems bildet den Zenit, danach geht es mit der Spannung steil abwärts.

Die schrittweise Steigerung nennt sich Spannungsbogen.
Üblicherweise sollte sich die Spannung langsam steigern, nach Überschreiten des Höhepunktes aber relativ schnell abfallen.
Bei einer Kurzgeschichte kämen wir nun zum Ende, zum Ausklang.
In einem Roman würde ein weiterer Spannungsbogen folgen.
Spannungsbögen können ineinander verschachtelt sein, der dritte Höhepunkt könnte noch vor dem zweiten Höhepunkt erreicht sein. Wenn alle Spannungsbögen und Höhepunkte jeder Figur abgearbeitet sind, ist die Geschichte abgeschlossen.

Je außergewöhnlicher du den Höhepunkt gestaltest um so spannender wird die Geschichte.

„Was macht einen großartigen Höhepunkt aus?“
Hierzu hat James N. Frey in Wie man einen verdammt guten Roman schreibt{*5} eine ganz klare Vorstellung:
„Das Entscheidende bei einem Witz ist die Pointe. Das Entscheidende bei einem Roman sind Höhepunkt und Lösung. Ein Witz, ganz gleich, wie raffiniert, wie gut erzählt oder wie interessant er ist, ist nichts ohne eine gute Pointe.
Ein spannender Roman, ganz gleich, wie raffiniert, wie gut erzählt oder wie interessant er ist, ist nichts, wenn Höhepunkt und Lösung nicht gelungen sind. Um dies in wirklich großartiger Weise zustande zu bringen, müssen noch weitere Aspekte als die bloße Bestätigung der Prämisse in Betracht gezogen werden.“
Welche Aspekte wären das?
  • Überraschungen
    Oder auch plötzliche Wendungen – es gibt viele Möglichkeiten. Eine überraschende Unterstützung durch eine Person, von der man es nicht erwartet hätte, ein Tot-Geglaubter lebt doch noch. Eine dramatische und festgefahrene Situation einfach als Traum aufzulösen wäre aber die schlechteste aller Möglichkeiten.
  • Starke Gefühle
    Je stärker die Persönlichkeit des Protagonisten und je intensiver die emotionale Bindung an diesen Charakter – um so intensiver die Bindung der Gefühle an den Helden.
  • Sprich ein Urteil
    James N. Frey nennt es auch „poetische Gerechtigkeit“. Der Stiefvater, der seine Stieftochter ertränkt und das Geld von der Versicherung kassierte – lass ihn davon ein Boot kaufen. Lass es aussehen, als käme er mit dem perfekten Mord davon – und dann kentert er mit seinem Boot in einem Sturm und ertrinkt. Das verstehen Leser unter Gerechtigkeit.
  • Etwas Neues
    Der Held der Geschichte hat nicht nur sein Hauptproblem gelöst, er hat sich auch geändert. Er entdeckt vielleicht neue Facetten an sich. Möglicherweise verlässt er am Schluss seine langjährige Freundin, die ihn immer nur ausgenutzt hat und wendet sich einer Anderen zu.
  • Eine Einheit
    Gar nicht so einfach und schon gar nicht so selbstverständlich. Die Auflösung des Höhepunktes sollte ein harmonisches Ganzes im Zusammenspiel mit der Geschichte ergeben. Also kein überraschendes aufwachen aus einem Traum, kein plötzliches eingreifen einer bisher unbekannten Fraktion. Keine unerwartete und speziell für diesen Moment konstruierte Waffe.



Hauptthema: Eine gute Geschichte

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Quellen:
*1: Michael Ende, „Die unendliche Geschichte“, K. Thienemanns Verlag, Auflage 1 (1979); ISBN-10: 3-522-12800-1 (Deutsch)
*2: J.R.R. Tolkien, „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“, Klett-Cotta; Auflage: 5 (20. Juli 2015), ISBN-13: 978-3608939811 (Deutsch)
*3: J.R.R. Tolkien, „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“, Klett-Cotta; Auflage: 5 (9. September 2016), ISBN-13: 978-3608939828 (Deutsch)
*4: J.R.R. Tolkien, „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“, Klett-Cotta; Auflage: 4 (11. September 2015), ISBN-13: 978-3608939835 (Deutsch)
*5: James N. Frey, „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, Emons Verlag; Auflage: 1 (1993), ISBN-10: 978-3924491321 (Deutsch)
 
Hallo Frank,

ich habe mich in letzter Zeit damit beschäftigt, einiges über das Schreiben von Kurzgeschichten zu lesen und stellte zu meiner Verblüffung fest, dass diese anscheinend ganz anders geschrieben werden sollen als ein Roman. Könnte man das mal näher beleuchten (also die Unterschiede)?

LG SilberneDelfine
 

FrankK

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Hallo SilberneDelfine
Leider habe ich gerade nicht die Möglichkeit, Dir so ausführlich zu antworten, wie es Deiner Frage angemessen wäre - im Moment komme ich nur per Smartphone Online.

Den "Schubladen der Literatur" werde ich noch ein eigenes Kapitel widmen. Die Deutung - was ist was - ist nicht immer ganz einfach, die Grenzen sind da eher fließend.

In erster Linie gibt es wohl Unterschiede im strukturellen Aufbau. Soweit ich das aus den verschiedensten Quellen zusammenfassen kann:
Eine Kurzgeschichte folgt üblicherweise nur einem einzelnen Plot, es gibt keine (eigenständigen) Nebenereignisse. Alles führt zu einem gemeinsamen Ziel.
Ein ausschließliche Begrenzung auf einen gewissen Umfang (hab ich auch schon gelesen, Aussagen wie Beispielsweise "nicht mehr als 30 Normseiten" oder "25.000 Worte") halte ich für den schlechtesten Ansatz.


Eindeutiger wäre es vielleicht nach folgendem Schema:
1 (Ein) Plot (keine Verflechtungen)
Linearer Szenenaufbau: Einstieg - Steigerung zum Höhepunkt - Höhepunkt und Ausklang. In der kürzesten Form, aber auch nach belieben verlängerbar:
Der Höhepunkt muss nicht unbedingt direkt erreicht werden - vielleicht sind Umwege erforderlich, aber auch diese sollten sich im Plot einfügen. Wenn der Basisplot "Die Reise" ist, sollte kein unerwarteter Widersacher auftauchen, der Deinem Helden die Sache zusätzlich schwer macht und ihn in einen Kampf verwickelt - es sei denn, es passt zum Plot.

Da ist nichts in Stein gemeißelt - wie gesagt, die Grenzen sind fließend.


Ich hoffe, ich konnte ein paar Klarheiten beseitigen. ;)

Herzlich Grüßend
Frank
 
Lieber FrankK,

vielen Dank für deine schnelle Antwort! Dann hoffe ich, dass du bald wieder mit dem PC online kommst :) ich würde mich nämlich wirklich gerne darüber unterhalten. Ich habe ja einige Bücher über kreatives Schreiben gelesen. Beim dritten Band (ich weiß, ich bin ein Schnellmerker) ist mir dann mal aufgegangen, dass es eigentlich immer nur um Romane schreiben geht und ich ja hauptsächlich Kurzgeschichten zur Unterhaltung - meiner und die der Leser - schreiben will. Also googelte ich (tatsächlich, ich mache das ab und zu) im Internet, fand einiges über das Thema, z. B. einiges über "Merkmale einer Kurzgeschichte" sowie ein paar Empfehlungen für Bücher mit Kurzgeschichten, die ich mir dann auch flugs besorgt habe. Jetzt habe ich mal darin quer gelesen und weiß mittlerweile gar nichts mehr :D. Da ich deine Tipps hier unter "Theoretisches" sehr schätze, wollte ich einfach mal nachfragen, in der Hoffnung, zusammen eruieren zu können, auf was man denn jetzt bei welcher Form achten muss, um es perfekt zu machen.

LG SilberneDelfine
 



 
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