Spatz - Haiku

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir haben ein Naturbild. Es ist mit der menschlichen Arbeit verbunden, die die Natur beeinflusst.
Was ich als Problem ansehe, ist, dass gerade die mittlere Zeile am kürzesten ist.
These: Wenn ich von der 5-7-5-Regel in Deutsch abweiche, bleibt doch die ungefähre Verhältnismäßigkeit der Länge als Notwendigkeit.
Antithese: Man kann die Form des Haiku als japanische Gedichtform unterschiedlich in andere Sprachen übertragen, und das wurde auch gemacht.

Synthese: Diese fällt mir schwer. Intuitiv neige ich persönlich noch zur 5-7-5-Regel, wenn man die Form übertragen möchte, aber diese ist (leicht nachzuweisen) unvollkommen. Man kann also auch eine andere unvollkommene Form verwenden. Man kann eine gewisse Verhältnismäßigkeit der Verslängen annehmen, die nicht von der Silbenzahl ausgeht, und das wird auch gemacht. Wenn wir soweit sind, ist aber dieses Verhältnis sehr vage, wir können darauf verzichten. Dann erhalten wir ein kurzes dreiversiges Gedicht.
Wenn man noch weitergeht, könnte man auch eine ganz andere Gedichtform verwenden. Die Übertragung könnte dann auch zwei- oder vierzeilig sein.
Es bliebe nicht viel übrig vom Haiku außer der Kürze. Die äußerste Form, die ich für möglich halte, ist ein Dreizeiler mit kurzen Versen, wie er hier vorliegt.

Bei Übersetzungen könnte man auch andere Formen wählen.
Das wurde auch gemacht (Distichon oder Ritornell)
 

M. Famusch

Mitglied
Hallo Bernd,
ja, Deinen Ausführungen kann ich zustimmen - die 5-7-5 Formel ist sicherlich nur ein Konstrukt, das man einhalten kann, oder auch nicht (hätten die Japaner diese Gedichtform doch nie erfunden, dann hätten wir nicht diese Schwierigkeiten mit den Silben / Lauten!) - ich versuche zumindest auf die (bis 17ner) Silben-Regel zu achten.
Es ist zudem einfacher -bevor man mit der(Erbsen)
Silbenzählerei anfängt- die Aufmerksamkeit erst auf den Text zu richten, damit die Spontanität gewährleistet bleibt.

Und als Letztes noch - für mich ist ein Haiku:
1. die Beschreibung eines banalen Ereignisses,
dem die Banalität im fertigen Text abhanden gekommen ist
und für den Leser noch Deutungen zulässt
(-das ist das Schwierigste!)
2. kein Endreim, -keine Deutungen, -keine Rätsel, -keine Zeitsprünge ... in den Text bringen
3. so simpel wie möglich, also gehobene Dichtformen vermeiden

Gruß M.F.
 



 
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