Spinne am Klavier

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Spinne am Klavier

Üben, üben will ich nimmer!
Ach, im trüben Hinterzimmer
Treibt ein Troll die Schattenspiele.
Horch, schon schleicht es an der Diele,

Huscht es, spukt es durch die Tür.
Und im Dunkeln um’s Klavier
Lauert wabernd düst’rer Schatten
Von behaartem Ungetier.

Ei wie krabbeln da die Glieder
Gräßlich auf der Tastatur.
Lausch’ nur, welch perfide Lieder
Spinnen sich in Fisis Dur!

Wie ein Schädel auf acht Beinen
Wiegt es, wippt es, ohne Rasten.
Und das Scheusal läßt die Tasten
Hüpfen, quietschen, tanzen, weinen.

Müde schlürfe ich mein Bier.
Und es klimpert das Klavier
Noch im trüben Hinterzimmer.
Üben, üben kann ich nimmer.
 

Schakim

Mitglied
Hallo Rolf-Peter!


Üb doch mit der Flöte weiter!
Diese Spinne sucht Begleiter -
Will vielleicht so im Duett
Einfach tanzen - und das nett

Oder schnapp dir die Gitarre,
Zupf die Saiten und verharre
Wieder andachtsvoll und still
Und höre, was die Spinne will.

Vielleicht will sie dir nur zeigen
Das, worüber andere schreiben -
Komponiert in ihrem Element
Eine Melodie, die niemand kennt...



(Schade, dass Dein Gedicht schon fertig ist! Es hat mich richtig mitgerissen...!)

LG
Schakim
 
Bravo Schakim, und vielen Dank! Dieses Untier, befuerchte ich, wird meine eigene Faulheit sein, die meinem Geist entflohen, die Form einer Spinne angenommen hat und nun statt meiner das Klavier traktiert.

Gruss,
RP
 

Udogi-Sela

Mitglied
Piano-Stück

Hallo Rolf-Peter,

hier hast Du sehr schön die Stimmung eines lustlosen, müden und Bier schlürfenden Klavierspielers rübergebracht, der das Klavierspiel üben lieber Trollen und Spinnen überlässt.

Da passt auch der Wechsel des Reimschemas ins Bild.

Dass es aber doch nicht so schlimm sein kann, beweist die Tatsache, dass sich die perfiden Lieder in Fisis-Dur, statt in Fisis-Moll spinnen. (fieses) Und das Wiegen, Wippen, Hüpfen, quietschen, tanzen drängt das Weinen schon fast ganz in den Hintergrund.
Trotz allen Grauens der gespensterhaften Szene hallt eine gewisse Heiterkeit in den Worten des Pianisten wider: Endlich hat mir etwas die Entscheidung abgenommen, nicht mehr Klavier spielen zu müssen.

Die Spinne, bzw. das Wort kommt ja nur im Titel vor, vielleicht wäre die Wirkung noch besser, wenn der Titel einfach nur „Klavierstimmung“ oder so hieße.

Noch etwas: Mein Rechtschreibprogramm wies mich darauf hin, dass es nicht um’s, sondern ums, nicht düst’rer, sondern düstrer, nicht gräßlich, sondern grässlich und nicht läßt, sondern lässt heißt.

Ich weiß, das ist grässlich, und es stellt sich die Frage, warum es nicht wiederum bei heißt heisst heißt.

Herzliche Grüße
Udo
 



 
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