Stahlhimmel

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Walther

Mitglied
Stahlhimmel


Der Himmel ist aus Stahl geschmiedet und
Gehämmert. Winterhartes Licht: Es dämmert
Am Horizont wie Essenfeuer. Wolken
Sind pink-orangen angehaucht. Ganz matt

Und müde liegt ein Violett in Fransen,
Die flüchtig kahle Äste strähnig kämmen.
Ich kehre mich nach außen und nach innen.
Die Augen spiegeln alle falschen Farben,

Die meine Netzhaut überpinseln, als
Ich nach den ersten Sternen greife, die
Sich schüchtern blinkend auf das Stahlblau setzen.

Bald wird ein Sturm sich durch die kalte Stille,
Durch die Idylle fressen, sie verdauen.
Ich schlage meinen Kragen hoch. Ich gehe.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

das gefällt mir ausgezeichnet, dieses optisch-farblich Herangehen an das Naturschauspiel, erinnert an expressionistische Gemälde. Die Form ist eigenwillig, mit metrisch induzierten Enjambements. Das passt zum Inhalt. Es gibt natürlich weitere Ebenen, die man am Titel, der kriegerisch interpretiert werden kann, und dem - lakonisch reagierenden - LyrI, das sich am Ende ein wenig überraschend ausklinkt, festmachen kann. Ich hoffe sehr auf vielstimmige Resonanz für dieses Gedicht :)

Liebe Grüße

Herbert
 
D

Die Dohle

Gast
Weggeihn? Weggeihn nutzt nix. Wann er di ruaft, dr Berg, dann hoult er di!

Zitat: Der Watzmann ruft, W.Ambros, M.Tauchen, J.Prokopetz 1974

Ne, Schpäßle, hallo Walther,

Guter Text, ein ungereimtes Sonett (vielleicht ...) das dennoch ausgezeichnet klingt, den Textinhalt fördert. Respekt!


lg
die dohle
 

Walther

Mitglied
hi Herbert,

dein wunsch ging erfüllung - danke für wertung und erwähnung. ich habe mal etwas neues probiert, mit dem ich schon eine lange weile schwanger ging.

und dann stand es vor mir, und ich fand es doch interessant genug, um es den wölfen zum fraß vorzuwerfen. :)

lg w.


lb Dohle,

durchaus, durchaus. ich habe deine idee schon verstanden. ;)

danke fürs positive begutachten!

lg w.


lb Karl,

auch dir ganz herzlichen dank für deine eintragung. sie hilft mir sehr!

lg w.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo walther,

bin sehr beeindruckt von diesem geschmiedeten gedicht.
ausgezeichnete klangstruktur, stringente wort und bildwahl.


"Ich schlage meinen Kragen hoch. Ich gehe."

ein sehr gut konstruiertes, offen gestaltetes ende.

aber wohin geht in dieser winterharten welt das ich.

der himmel ist aus stahl geschmiedet, ja, und doch scheint mir, obschon die idylle ebenfalls verdaut wird, das es da einen ort geben könnte.

einen ort in sich selbst, der der kälte des stahls etwas dagegen halten kann und triumphiert?

sehr schön, sehr gut

ralf
 

Walther

Mitglied
hi Ralph,

danke für deine sehr tiefschürfenden überlegungen. in der tat entsteht in der reflektion mit der natur eine gedankenassoziation. es werden dinge in bezug gesetzt, die auf den ersten blick keine bezüge haben. die vergleiche entstehen über farbenspiele, die ein gewitter von überlegungen auslösen, die in diese text fließen.

letzlich ist alles eine collage, wenn auch eine geplant-ungeplante. das hirn ist ein sammler von eindrücken, zu denen auch erinnerungen, gelerntes und textfetzen gehören, die sich neu ordnen. so entstehen neue zusammenhänge - der von dir dargelegte ist sicherlich inhalt dieser gedankensplitter, die aus der naturbeobachtund und der kontemplation darüber entstehen.

ob es orte in uns gibt? aber sicher. denn daher kommen diese wortgebilde. es gibt also einen platz und einen halt. auch wenn dieser ein filigraner, gefährdeter ist. ganz wie wir und alles um uns herum.

lg w.
 

Label

Mitglied
schöne Malerei mit Worten, duftig, filigran und poetisch
die Sonett Struktur lieber Walther, ist hier gefällig eingesetzt

soweit meine Geschmackspapillen

lieber Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
lb label,

danke fürs lesen und beurteilen. es erfreut den bescheidenen dichter, daß das werk gefiel.

lg w.
 



 
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