Stanzen-Versuch

Ich möchte, glaubt mir, eine Stanze schreiben.
Doch tu ich schwer mich mit der hohen Kunst.
Man sollte dabei, was man kann, doch bleiben,
sonst hat man leicht das ganze Werk verhunzt.
Doch wer nichts wagt, der kann auch nicht gewinnen.
Hat man von einer Stanze keinen blauen Dunst,
so muss man es nur mutig einfach wagen.
Und ob der Größe zittern nicht und zagen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Marie-Luise,
es ist ein schönes Werk, das die Stanzenform persifliert und sie doch nicht völlig annimmt, wordurch die komische Wirkung verstärkt wird.

Das eigentliche Reimschema wäre abababcc, Du verwendest ababcbdd, wobei der Reim zum Teil leicht unsauber ist, aber gerade hierduch die Wirkung entfaltet: "verhunzt".
Das Gedicht ist auf köstliche Weise selbstironisch.
Hierdurch ist auch der Schlüssel "der kann auch nicht gewinnen." gerechtfertigt, der in die Reimstruktur einbricht, wie der Keil ins Dresdner Militähistorische Museum.

Eine Frage aber:

Ist die Verlängerung von "Hat man von einer Stanze keinen blauen Dunst," um einen vollen Takt Absicht? - Durch Selbstpersiflage wäre es ebenfalls gerechtfertigt. Aber vielleicht ist das dann schon zu viel.
Wie klänge: "Hat man von einer Stanze keinen Dunst,"?
 
Ich möchte, glaubt mir, eine Stanze schreiben.
Doch tu ich schwer mich mit der hohen Kunst.
Man sollte dabei, was man kann, doch bleiben,
sonst hat man leicht das ganze Werk verhunzt.
Doch wer nichts wagt, kann auch nichts Gutes zeigen.
Hat man von einer Stanze keinen Dunst,
so muss man es nur mutig einfach wagen.
Und ob der Größe zittern nicht und zagen.
 
Hallo Bernd,
danke für den Kommentar. Ich habe meine Stanze geändert.

Eigentlich hatte ich keine Ahnung von dieser Art Dichtung.
Sie hat mich aber irgendwie gereizt.

Man sollte dabei, was man kann, doch bleiben
besagt schon, dass ich es nicht so ganz ernst gemeint habe, ebenso das Wort verhunzt.

Es grüßt
Marie-Luise
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Marie-Luise, der Teil mit "gewinnen" war keine Kritik.
Ich bin nicht sicher, ob es besser ist mit "zeigen".

Um komische Effekte zu erzielen, sind stärkere Verstöße gegen die Form besser.
Oder einhalten.

Für den Reim ginge dann vielleicht:

Doch wer nichts wagt, den wird das Schicksal treiben.

(Nur als Beispiel.)

Der Halbreim "zeigen" sieht viel stärker aus, als sei er unfreiwillig.
 
Ich möchte, glaubt mir, eine Stanze schreiben.
Doch tu ich schwer mich mit der hohen Kunst.
Man sollte dabei, was man kann, doch bleiben,
sonst hat man leicht das ganze Werk verhunzt.
Doch wer nichts wagt, der will sich niemals reiben.
Hat man von einer Stanze keinen Dunst,
so muss man es nur mutig einfach wagen.
Und ob der Größe zittern nicht und zagen.
 
Lieber Bernd,
mir ist auch aufgefallen, dass zeigen keine Lösung ist.
Bevor ich deinen Vorschlagt las, hatte ich auch eine Idee.
Was meinst du?

Nochmals grüßt
Marie-Luise
 
F

Fettauge

Gast
Ich finde deine Stanze gelungen, so wie sie jetzt dasteht.
Was ich aber nicht verstehe, ist, wenn du von hoher Kunst schreibst. So hoch ist es doch nicht, da gibt es Schlimmeres. Gruß, Fettauge
 



 
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