Ich habe die Rechtschreibreform herbeigesehnt. Aus einem einzigen Grund: Ich wollte ein für alle mal geklärt sehen, dass es Still-Leben und nicht Stil-Leben heißt. Jetzt hab ich meinen Triumph.
Wenn ich gewusst hätte, wie viele Nerven es mich kosten würde, die Sorglosigkeit der deutschen Sprache gegenüber so penetrant unter die Nase gerieben zu bekommen, dann hätte ich der Reform entgegengebangt.
Nicht nur, dass die Reform Unwissen in Regeln ummünzt indem beispielsweise munter Abstammungen umdefiniert wurden – ich sage nur „aufwendig“! – oder relativ wahllos eingedeutscht wurde – es gibt jetzt existenzielle Rhythmen – oder mal schnell Worte ihre Wortart wechselten. Es herrscht scheinbar auch allerorts die Meinung: Wir schreiben mal, wie's uns in den Kopf kommt, der Leser wird es schon für neue Rechtschreibung halten! Früher musste man wenigstens zugeben, es nicht zu wissen, heute "hat man sich eben geirrt". Und das bei einfachsten Regeln – wie der vom ß - ss: Wenn mir ein Plakat entgegenschreit "Scheiss Leben!", dann möcht ich das beinahe unterschreiben. Kein Wunder, dass die Leute neuerdings ganz genau wissen, dass sie Spass haben, wenn sie sich prächtig amüsieren!
Wäre mir rechtzeitig klar geworden, welche Unlogik mit der Reform in die (Schrift-)Sprache gespült werden würde – zusätzlich vielleicht nur, aber trotzdem! – und welche Verarmung da verordnet werden würde: Ich hätte mich auf die Seite der Reform-Gegner gestellt. Leider bin ich nicht schnell genug dahintergekommen – Entschuldigung: dahinter gekommen.
Aber ich will fair sein: Vieles ist auch einfacher geworden. Zum Beispiel die Kommasetzung – bei vielen Fälle ist freigestellt, ob man Komma schreibt oder nicht. Hat der Leser halt Pech gehabt, wenn er den Satz ohne Komma erst beim zweiten Lesen sortiert bekommt und versteht. Immerhin muss er jetzt nicht mehr im dunkeln tappen sondern darf im Dunkeln tappen – das versöhnt doch!
Ich will aber nicht meckern. Jedenfalls nicht laut. Weil jeder Meckerer denen zuspielt, die sagen: Na wenn es eh alls Blödsinn ist, dann brauchen wir uns ja nicht dran zu halten! Und das find ich noch viel viel schlimmer als alles Schlimme der neuen Rechtschreibung. Denn wenn jeder schreibt, wie er lustig ist, wird er bald auch reden, wie ihm eben mal so einfällt. Und spätestens dann müssen alle Englisch können, um sich zu verständigen…
Wenn ich gewusst hätte, wie viele Nerven es mich kosten würde, die Sorglosigkeit der deutschen Sprache gegenüber so penetrant unter die Nase gerieben zu bekommen, dann hätte ich der Reform entgegengebangt.
Nicht nur, dass die Reform Unwissen in Regeln ummünzt indem beispielsweise munter Abstammungen umdefiniert wurden – ich sage nur „aufwendig“! – oder relativ wahllos eingedeutscht wurde – es gibt jetzt existenzielle Rhythmen – oder mal schnell Worte ihre Wortart wechselten. Es herrscht scheinbar auch allerorts die Meinung: Wir schreiben mal, wie's uns in den Kopf kommt, der Leser wird es schon für neue Rechtschreibung halten! Früher musste man wenigstens zugeben, es nicht zu wissen, heute "hat man sich eben geirrt". Und das bei einfachsten Regeln – wie der vom ß - ss: Wenn mir ein Plakat entgegenschreit "Scheiss Leben!", dann möcht ich das beinahe unterschreiben. Kein Wunder, dass die Leute neuerdings ganz genau wissen, dass sie Spass haben, wenn sie sich prächtig amüsieren!
Wäre mir rechtzeitig klar geworden, welche Unlogik mit der Reform in die (Schrift-)Sprache gespült werden würde – zusätzlich vielleicht nur, aber trotzdem! – und welche Verarmung da verordnet werden würde: Ich hätte mich auf die Seite der Reform-Gegner gestellt. Leider bin ich nicht schnell genug dahintergekommen – Entschuldigung: dahinter gekommen.
Aber ich will fair sein: Vieles ist auch einfacher geworden. Zum Beispiel die Kommasetzung – bei vielen Fälle ist freigestellt, ob man Komma schreibt oder nicht. Hat der Leser halt Pech gehabt, wenn er den Satz ohne Komma erst beim zweiten Lesen sortiert bekommt und versteht. Immerhin muss er jetzt nicht mehr im dunkeln tappen sondern darf im Dunkeln tappen – das versöhnt doch!
Ich will aber nicht meckern. Jedenfalls nicht laut. Weil jeder Meckerer denen zuspielt, die sagen: Na wenn es eh alls Blödsinn ist, dann brauchen wir uns ja nicht dran zu halten! Und das find ich noch viel viel schlimmer als alles Schlimme der neuen Rechtschreibung. Denn wenn jeder schreibt, wie er lustig ist, wird er bald auch reden, wie ihm eben mal so einfällt. Und spätestens dann müssen alle Englisch können, um sich zu verständigen…