Als diesen Sommer bei uns in der Firma ein Besuch des Investors bevorstand, wurden sämtliche Mitarbeiter zum Reinigungsdienst verurteilt; wir sollten das Haus vom Fundament bis zu den Dachspitzen von jeglichen Verschmutzungen befreien. So wischte auch ich in einer warmen Mittagsstunde den großen Eichentisch im Saal und seufzte vor mich hin; dies hatte nicht in der Stellenbeschreibung gestanden; ein Kundenberater hat doch nicht zu putzen. Das Sonnenlicht traf das Holz und ich sah deutlich mein Gesicht in der spiegelnden Oberfläche. Mit der Reinigung war ich zu Ende und den Lappen hing ich mir außer Atem über die Schulter. Der Chef trat ein. Er musterte die zu reinigende Fläche. Diese hätte sauberer nicht sein können, dachte ich, doch dies entpuppte sich als gefährlicher Irrglaube, als der Chef mit seinem Zeigefinger die Konturen der Staubreste andeutete; mehr als die Hälfte der Tischplatte war noch mit einer grauen Landschaft belegt – wie hatte ich das übersehen können! Dieser Vorfall verschob meine Reputation unter den Kollegen verhängnisvoll, doch vor allem verfolgt mich seither diese klagende Besorgnis, dass meine Wahrnehmung zu untauglich sei, um auch nur die einfachsten Wartungsarbeiten ausreichend erfüllen zu können. Wie viel Staub hatte ich womöglich auch andernorts zu anderen Anlässen liegen gelassen?
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