Hagen
Mitglied
Stecker raus
In einem Krankenhaus wunderte man sich, dass am Donnerstag auf einer der Intensivstationen immer die Patienten starben. Bis man auf den Bolzen kam, dass die Putzfrau, die donnerstags kam, immer den Stecker des Beatmungsgerätes rausgezogen hat, um ihren Staubsauger anzuschließen. Sie hat ihn nachher ordentlich wider reingesteckt und ist weggegangen.
Ich hielt diese Geschichte zuerst für Blödsinn, wurde aber eines Besseren belehrt, seit Frau Kastner einmal die Woche zu uns kommt. Frau Kastner ist eine richtige Perle, aber sie hat ein bemerkenswertes Hobby; - Stecker rausziehen.
Am Tage nachdem sie erste Mal zu uns gekommen war, bereitete ich wie jeden Morgen, das Frühstück vor. Das heißt, wie in einer vorigen Geschichte bereits erwähnt, erst mal Kaffee ansetzen, dann die Eier, dann raus, Vögel füttern. Das dauert ungefähr fünf Minuten. Der Kaffee ist dann soweit, dass er angefangen ist, durchzulaufen, richtiger Betonkaffee wie ich ihn erst mal brauche.
Aber diesmal nichts dergleichen, kein Kaffee hatte angefangen durchzulaufen. Im Geiste sah ich mich schon die Kaffeemaschine auseinanderschrauben und Fehler zu suchen, weil ich mir als ehemaliger Elektromensch immer zuerst die Frage stelle, wann ein elektronisches Gerät kaputt geht und nicht warum, denn alles was irgendwie elektrisch ist, geht früher oder später kaputt, oder alles was aus zwei oder mehreren Teilen besteht, fällt früher oder später von Selbst auseinander. Einer der Gründe, weshalb ich leidenschaftlich gerne Billard spiele, aber das nebenbei.
Bis ich auf den Bolzen kam, dass der Stecker gezogen war. Die Frage, die sich mir erbarmungslos aufdrängte, war: Warum?
Es gibt keinen logischen Grund den Stecker zu ziehen!
So kam ich ungefähr sieben Minuten später zu meinem Betonkaffee, sieben Minuten, das muss man sich mal vorstellen!
Aber damit nicht genug!
Ich habe eine alte Weckuhr mit Leuchtziffern. Bis die kaputt geht, (siehe oben) behalte ich die, denn sowas gibt’s heute nicht mehr. Das Ding steht auf dem Nachttisch und ist an die Steckdose hinter dem Nachttisch angeschlossen.
Warum Frau Kastner jedes Mal ausgerechnet den Stecker rauszieht, anstatt die Steckdose für den Staubsauger unter den Lichtschaltern zu benutzen, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Ich darf dann die Uhr wieder stellen, das dauert auch wieder ein paar Minuten, sie sagt auch nicht Bescheid, warum soll sie auch?
Dann ist da noch die Sache mit den Bewegungsmeldern. Ich habe mehrere davon in unser altes Haus integriert, und zwar so, dass man nie Licht anmachen braucht, wenn man mal nachts aufs Klo muss. Eine feine Sache, aber Frau Kastner schaltet die Dinger regelmäßig aus, damit ich nachts über den dunklen Flur tapern muss.
„Reine Gewohnheit, das müssen sie entschuldigen!“
Ich entschuldigte, drei bis fünf Mal, aber dann?
„Ach habe ich die schon wieder ausgeschaltet? Müssen sie entschuldigen, reine Gewohnheit!“
Da ich gerade dabei bin, da ist noch die Sache mit der Fernbedienung.
Ich habe ein paar Leuchtstofflampen auf den Schränken in der Küche installiert, und weil keine Steckdosen und Schalter mehr frei waren, diese mit einer Fernbedienung ausgerüstet, es ist, wie gesagt, ein altes Haus. Die Fernbedienung liegt immer gut sichtbar auf der Arbeitsplatte. Aber jetzt kam Frau Kastner!
Als ordentliche Haushaltshilfe ist die Arbeitsplatte nach ihrem Besuch blitzblank und leer. Keine Spur mehr von der Fernbedienung. Nun such mal im Dunkeln eine Fernbedienung.
Scheiße, ich will aber zwei Spiegeleier!
Frau Kastner anrufen geht nicht, weil da grundsätzlich der Anrufbeantworter läuft.
Ich hab die Fernbedienung dann doch gefunden, in der Besteckschublade, aber da war sie beim nächsten Mal überhaupt nicht. Ich fand sie im Gläserschrank. Frau Kastner legt jedes Mal ungeahnte Kreativität an den Tag, wenn es darum geht, die Fernbedienung an einem anderen Ort zu verstecken, obwohl ich sie gebeten habe, das Ding auf der Arbeitsplatte zu lassen, wo es hingehört.
„Ach du je, habe ich die schon wieder ordentlich weggelegt? Müssen sie entschuldigen, reine Gewohnheit.“
Wie gut, dass sie weiß was das ist, sonst hätte sie die Fernbedienung bestimmt entsorgt, wie die Verpackung von den Staubsaugerbeuteln. Den letzten Beutel in den Staubsauger, und die Verpackung weg, aber nicht Bescheid sagen. Als dieser auch voll war, hieß es. „Da hätten sie doch …“
Gut, aber was für ein Beutel war das? Es gibt unzählige verschiedene Sorten.
„Das müssen sie doch wissen, welcher Beutel in den Staubsauger gehört!“
Muss ich das als Mann?
Schlimm genug, dass sie den Staubsauger grundsätzlich im Weg rumstehen lässt wenn sie geht, aber ich kann ihr ja nacharbeiten, wie ihre vollen Aschenbecher ausleeren, sind zusammengenommen ja nur drei Tage, die ich mit Uhrenstellen, Fernbedienung suchen und sonem Kram bisher verschwendet habe, und die Antenne auf dem Schrank im Schlafzimmer ist auch schon wieder verstellt, und der Goetheband, den ich als Türstopper benutze, liegt auch schon wieder auf meinem Schreibtisch, weil man Goethe doch nicht als Türstopper benutzen darf, das ist schließlich Literatur.
Wen denn dann?
Heinrich Heine vielleicht?
Ein wenig abgewandelt würde ein Gedicht von ihm etwa so klingen:
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du die Frau Kastner schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.
In einem Krankenhaus wunderte man sich, dass am Donnerstag auf einer der Intensivstationen immer die Patienten starben. Bis man auf den Bolzen kam, dass die Putzfrau, die donnerstags kam, immer den Stecker des Beatmungsgerätes rausgezogen hat, um ihren Staubsauger anzuschließen. Sie hat ihn nachher ordentlich wider reingesteckt und ist weggegangen.
Ich hielt diese Geschichte zuerst für Blödsinn, wurde aber eines Besseren belehrt, seit Frau Kastner einmal die Woche zu uns kommt. Frau Kastner ist eine richtige Perle, aber sie hat ein bemerkenswertes Hobby; - Stecker rausziehen.
Am Tage nachdem sie erste Mal zu uns gekommen war, bereitete ich wie jeden Morgen, das Frühstück vor. Das heißt, wie in einer vorigen Geschichte bereits erwähnt, erst mal Kaffee ansetzen, dann die Eier, dann raus, Vögel füttern. Das dauert ungefähr fünf Minuten. Der Kaffee ist dann soweit, dass er angefangen ist, durchzulaufen, richtiger Betonkaffee wie ich ihn erst mal brauche.
Aber diesmal nichts dergleichen, kein Kaffee hatte angefangen durchzulaufen. Im Geiste sah ich mich schon die Kaffeemaschine auseinanderschrauben und Fehler zu suchen, weil ich mir als ehemaliger Elektromensch immer zuerst die Frage stelle, wann ein elektronisches Gerät kaputt geht und nicht warum, denn alles was irgendwie elektrisch ist, geht früher oder später kaputt, oder alles was aus zwei oder mehreren Teilen besteht, fällt früher oder später von Selbst auseinander. Einer der Gründe, weshalb ich leidenschaftlich gerne Billard spiele, aber das nebenbei.
Bis ich auf den Bolzen kam, dass der Stecker gezogen war. Die Frage, die sich mir erbarmungslos aufdrängte, war: Warum?
Es gibt keinen logischen Grund den Stecker zu ziehen!
So kam ich ungefähr sieben Minuten später zu meinem Betonkaffee, sieben Minuten, das muss man sich mal vorstellen!
Aber damit nicht genug!
Ich habe eine alte Weckuhr mit Leuchtziffern. Bis die kaputt geht, (siehe oben) behalte ich die, denn sowas gibt’s heute nicht mehr. Das Ding steht auf dem Nachttisch und ist an die Steckdose hinter dem Nachttisch angeschlossen.
Warum Frau Kastner jedes Mal ausgerechnet den Stecker rauszieht, anstatt die Steckdose für den Staubsauger unter den Lichtschaltern zu benutzen, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Ich darf dann die Uhr wieder stellen, das dauert auch wieder ein paar Minuten, sie sagt auch nicht Bescheid, warum soll sie auch?
Dann ist da noch die Sache mit den Bewegungsmeldern. Ich habe mehrere davon in unser altes Haus integriert, und zwar so, dass man nie Licht anmachen braucht, wenn man mal nachts aufs Klo muss. Eine feine Sache, aber Frau Kastner schaltet die Dinger regelmäßig aus, damit ich nachts über den dunklen Flur tapern muss.
„Reine Gewohnheit, das müssen sie entschuldigen!“
Ich entschuldigte, drei bis fünf Mal, aber dann?
„Ach habe ich die schon wieder ausgeschaltet? Müssen sie entschuldigen, reine Gewohnheit!“
Da ich gerade dabei bin, da ist noch die Sache mit der Fernbedienung.
Ich habe ein paar Leuchtstofflampen auf den Schränken in der Küche installiert, und weil keine Steckdosen und Schalter mehr frei waren, diese mit einer Fernbedienung ausgerüstet, es ist, wie gesagt, ein altes Haus. Die Fernbedienung liegt immer gut sichtbar auf der Arbeitsplatte. Aber jetzt kam Frau Kastner!
Als ordentliche Haushaltshilfe ist die Arbeitsplatte nach ihrem Besuch blitzblank und leer. Keine Spur mehr von der Fernbedienung. Nun such mal im Dunkeln eine Fernbedienung.
Scheiße, ich will aber zwei Spiegeleier!
Frau Kastner anrufen geht nicht, weil da grundsätzlich der Anrufbeantworter läuft.
Ich hab die Fernbedienung dann doch gefunden, in der Besteckschublade, aber da war sie beim nächsten Mal überhaupt nicht. Ich fand sie im Gläserschrank. Frau Kastner legt jedes Mal ungeahnte Kreativität an den Tag, wenn es darum geht, die Fernbedienung an einem anderen Ort zu verstecken, obwohl ich sie gebeten habe, das Ding auf der Arbeitsplatte zu lassen, wo es hingehört.
„Ach du je, habe ich die schon wieder ordentlich weggelegt? Müssen sie entschuldigen, reine Gewohnheit.“
Wie gut, dass sie weiß was das ist, sonst hätte sie die Fernbedienung bestimmt entsorgt, wie die Verpackung von den Staubsaugerbeuteln. Den letzten Beutel in den Staubsauger, und die Verpackung weg, aber nicht Bescheid sagen. Als dieser auch voll war, hieß es. „Da hätten sie doch …“
Gut, aber was für ein Beutel war das? Es gibt unzählige verschiedene Sorten.
„Das müssen sie doch wissen, welcher Beutel in den Staubsauger gehört!“
Muss ich das als Mann?
Schlimm genug, dass sie den Staubsauger grundsätzlich im Weg rumstehen lässt wenn sie geht, aber ich kann ihr ja nacharbeiten, wie ihre vollen Aschenbecher ausleeren, sind zusammengenommen ja nur drei Tage, die ich mit Uhrenstellen, Fernbedienung suchen und sonem Kram bisher verschwendet habe, und die Antenne auf dem Schrank im Schlafzimmer ist auch schon wieder verstellt, und der Goetheband, den ich als Türstopper benutze, liegt auch schon wieder auf meinem Schreibtisch, weil man Goethe doch nicht als Türstopper benutzen darf, das ist schließlich Literatur.
Wen denn dann?
Heinrich Heine vielleicht?
Ein wenig abgewandelt würde ein Gedicht von ihm etwa so klingen:
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du die Frau Kastner schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.