Stella-Sternchenfee und das Schlossgespenst / Ab 4-5 Jahren (c)Monika Rieger
In einem Land, weit hinter den sieben Meeren, wohnte König Habakan mit seinem Schlossgespenst. An einem sonnigen Tag lag der König in seiner Hängematte im Garten und las in einem Märchenbuch. Das Schlossgespenst aber hatte sich vor das Schlosstor gelegt und schlief. Im Keller war es ihm zu kalt gewesen.
Ohne dass die beiden Schlossbewohner etwas merkten, landete Stella, die kleine Fee, mit ihrer Sternschnuppe vor dem Schloss. Stella hatte beschlossen, an diesem warmen Frühlingstag auf der Erde einen Spaziergang zu machen. Doch ausgerechnet heute hatte sich kurz vor der Landung ein großer Vogel auf Stellas Stern gesetzt und vor Schreck hatte sie ihren Zauberstab fallen lassen. Jetzt musste sie ihn dringend suchen, sonst konnte sie nicht mehr zaubern und auch nicht mehr auf den Sternen übers Land reisen. Zum Glück hatte der große Vogel ihr zugeflüstert, dass der Stab im Land von König Habakan lag und zwar bei einem Kobold. Wenn sie nur wüsste, wo der wohnte. Stella murmelte: „Ich muss überlegen, wie ich zu diesem Kobold komme. Ach, hier liegt ja ein weißes Tuch, genug Platz für mich“, und setzte sich darauf.
„Huch“, schrie das Gespenst und fuhr hoch, dabei landete Stella auf dem Boden.
„Wer bist du denn? Warum weckst du mich, was willst du hier“, rief das Gespenst und rasselte mit der Kette.
„Ich bin Stella, die Sternenfee, und ich dachte, du wärst ein weißes Tuch zum drauf sitzen.“
„Ich? Ein Tuch? Was fällt dir denn ein? Warum läufst du nicht davon? Hast du keine Angst vor mir?“
„Nein, warum denn?“
„Ich bin das Schlossgespenst Otto, und du solltest dich vor meinen Ketten fürchten. Jeder fürchtet sich vor einem Gespenst!“
„Vor dir und deinen Ketten fürchte ich mich nicht. Eigentlich wollte ich nur ein wenig spazieren gehen. Doch zuerst muss ich meinen Zauberstab finden, er liegt bei einem Kobold."
Otto wackelte mit dem Kopf und sagte: „Hier, in diesem Land, kenne ich nur mich und König Habakan. Aber vor 100 Jahren, als ich noch jung war und um Mitternacht, zur Geisterstunde, durch die Gegend schwebte, stürzte ich einmal ab und landete bei einem sehr barschen Kerl. Er war so wütend, hat mich angeschrien und gesagt, ich sei ein dummer Zipfel. Sogar ein Stück von meiner Rasselkette hat er abgerissen. Das könnte der Kobold gewesen sein. Nur mit Müh und Not gelang mir die Flucht. Er wohnt weit hinten im Land, hinter zwei Bergen.“
Stella flüsterte: „Ich brauche meinen Stab und fürchte mich auch nicht vor einem Kobold.“
Otto schwebte ein wenig in die Höhe und meinte: „Du könntest bei König Habakan bleiben, dann wäre er nicht so alleine!“
Stella sagte: „Er ist nicht alleine, er hat doch dich. Wenn ich meinen Zauberstab gefunden habe, komme ich zurück und besuche dich und den König!“
„Versprochen", erkundigte sich das Gespenst.
„Versprochen“, erwiderte Stella.
Otto fragte: „Weißt du den Weg?“
Stella überlegte einen Augenblick und blinzelte dem Schlossgespenst zu. „Du kennst ihn.“
„Ja schon, aber der König hat mir verboten über die Berge zu fliegen, es ist zu gefährlich.“
„Ich könnte mich auf deinen Rücken setzten und wir wären im Nu dort und auch schnell wieder zurück.“
„Huh, Huh“, heulte das Gespenst leise, „ich fürchte mich. Wie willst du deinen Zauberstab finden?“
„Mein Glöckchen wird mir beim Suchen helfen.“
Stella krempelte den Ärmel ihres Feenkleides hoch und zeigte dem Gespenst ihr Armband mit der kleinen Glocke.
Sie sagte: „Wenn sie klingelt, weiß ich, dass der Zauberstab in der Nähe ist.“
Stella schüttelte ihren Arm. „Otto, hörst du das?“
„Ich höre nichts“, erwiderte das Gespenst.
„Also ist der Stab nicht hier und ich muss jetzt weiter, bis zum Kobold.“
Das Gespenst schwebte aufgeregt hin und her und rief:
„Bleib doch noch ein wenig, alles ist viel heller, seit du hier bist. Dein Gesicht leuchtet und deine Haare schimmern wie Sternenstaub.“
„Ach Otto“, seufzte Stella, „du bist das freundlichste Schlossgespenst, das ich je getroffen habe.“
„Wirklich?“
„Ganz bestimmt. Aber jetzt muss ich los“, antwortete Stella. Sie winkte Otto noch einmal zu und eilte weiter.
Nachdem das Gespenst Stella nicht mehr sah, seufzte es laut auf, rasselte mit den Ketten und rief: „Das kann ich nicht zulassen, ich muss Sternenfee helfen.“
Otto schwebte in die Luft und schon bald sah er Stella unter sich. Er landete und sagte: „Steig rasch auf.“ Das ließ sich Stella nicht zweimal sagen. Sie setzte sich auf seinen Rücken, das Gespenst ächzte leise und flog leicht schwankend davon.
Über zwei Hügel waren sie schon geflogen, als Otto aufgeregt mit den Ärmeln seines weißen Hemdes flatterte und auch Stella hörte einen feinen Glocken Ton. Langsam sank das Gespenst und landete sanft hinter einem großen Baum. Stella streichelte Otto. „Danke dir, der Zauberstab liegt ganz in der Nähe.“
Otto zitterte leicht, bis Stella ihn noch einmal streichelte. „ Schau mal“, sagte sie leise, "da drüben steht eine Hütte und auf der Bank davor liegt er!“
Aber noch ehe die beiden die Hütte erreichten, flog die Türe auf und ein kleiner Kerl mit einer Keule in der Hand trat heraus. Seine schwarzen Locken schaukelten hin und her. Er hatte einen schwarzen Bart, der fast bis zum Boden reichte und die Ohren standen ihm wie Dreiecke vom Kopf ab.
Er begann Holz in einen Korb zu füllen und entdeckte den fremden Stab. Nachdem er ihn eine Weile betrachtet hatte, warf er den Stab in den Korb zu den anderen Holzstücken.
„Das geht doch nicht“, rief Otto aus und segelte kurz entschlossen auf den Kobold zu. Der Kobold aber fing das Gespenst mit der Hand auf.
„Wunderschön, jetzt habe ich ein Putztuch“, rief der Kobold, wischte damit die Bank sauber und warf Otto, den er für einen Lappen hielt, in seine Hütte.
Als er zu seinem Holzkorb zurückkam, stand Stella vor ihm.
„Was willst du denn hier“, fragte er barsch, „hau ab!“
„Ich bin Stella, wer bist du?“
„Ich bin ein Troll, doch weil ich eine Keule habe werde ich Kroll genannt. Aber jetzt verschwinde, ich habe zu tun!“
Stella fragte: „Bist du kein Kobold?“
„Hörst du schlecht, ich bin ein Troll und heiße Kroll“, fauchte er.
„Ich könnte dir einen Wunsch erfüllen. Was magst du am liebsten?“
„Was süßes“, antwortete Kroll.
„Ich könnte dir Honig zaubern, brauche nur ein Stück Holz aus Deinem Korb.“
Kroll warf ihr ein Holzscheit zu, Stella roch daran und sagte: „Nein, mit diesem Stück klappt das nicht.“ Sie holte nun aus dem Korb noch zwei andere Stücke, doch jedes Mal warf sie diese auf die Seite. Dann packte sie ihren Zauberstab. „Ja, damit klappt es“, rief sie aus. „Setz dich auf die Bank und streck eine Hand aus!“ Stella wirbelte den Stab in die Höhe und rief:
„Honigtopf, Honigtopf eil wie der Wind,
setze dich auf Troll-Krolls Hand geschwind!“
Leicht rauschten die Blätter und schon hielt Kroll einen kleinen Honigtopf in der Hand.
„Das ist aber wenig“, beschwerte er sich.
Nun erklärte Stella ihm, dass sie noch mehr Honig herbei zaubern könnte, aber dazu bräuchte sie ein weißes Tuch. Kroll ging in seine Hütte und kam mit Gespenst Otto zurück.
„Das ist mein einziges weißes Tuch, das will ich wieder haben.“
„Sch“, zischte Stella. Behutsam legte sie Otto auf den Boden, fuhr mit dem Stab sanft über seinen Rücken und zauberte für Kroll noch einmal einen Honigtopf herbei.
„Ich will aber noch viel mehr, die ganze Bank voll“, befahl Kroll.
„Wenn du da ganz sicher bist, brauche ich für so viel Honig das Tuch auf meinen Kopf.“
Kroll nickt heftig: „Ja, ja, nun mach schon“, befahl er.
Stella legte sich das Gespenst auf den Kopf und merkte sogleich, dass Otto leise schnarchte. Sie atmete tief ein, hob ihren Zauberstab und rief:
„Hokus Pokus, Zink und Zank,
Honig fließe auf die Bank.“
Ehe sich Kroll versah, saß er festgeklebt auf seiner Bank und konnte nicht mehr aufstehen. Er seufzte laut und begann dann, eifrig vom Honig zu schlecken. Stella nahm das weiße Tuch vom Kopf, schüttelte es vorsichtig und flüsterte: „ Otto, gutes Schlossgespenst, bitte wach auf!“
Otto gähnte. Stella beachtete den Troll nicht mehr. Sie setzte sich auf Ottos Rücken und gemeinsam flogen sie zum Schloss zurück.
König Habakan lag noch immer in der Hängematte, doch als das Gespenst mit Stella in seinem Hof landete, fiel er vor Schreck auf den Boden.
Otto sagte: „Ach mein lieber König, ich bin so müde und muss jetzt erst einmal schlafen.“ Sehr langsam flog er zum Kellerfenster, winkte Stella noch einmal zu und verschwand. Stella setzte sich zum König und erzählte ihm von ihrem Ausflug zum Kroll. Als es dunkel wurde, begleitete der König Stella vor das Schlosstor. Sie hielt ihren Zauberstab in die Höhe und ein kleiner Stern landete vor der Fee.
„Kommst du einmal wieder“? fragte der König.
„Bestimmt“, antwortete Stella. „Beim nächsten Ausflug besuche ich dich und Otto.“
Der König legte sich ins Bett, sein Gespenst Otto schlief noch bis zur Geisterstunde und Stella Sternenfee segelte zuerst zum Kroll. Sie befreite ihn vom Honig auf der Bank, damit er sich wieder bewegen konnte.
Dann flog sie weiter durch die Nacht. Über jedes Haus, in dem Kinder schliefen, schüttete sie ein wenig Sternenstaub und flüsterte: „Schlaft gut und träumt schön.“
M.R.
In einem Land, weit hinter den sieben Meeren, wohnte König Habakan mit seinem Schlossgespenst. An einem sonnigen Tag lag der König in seiner Hängematte im Garten und las in einem Märchenbuch. Das Schlossgespenst aber hatte sich vor das Schlosstor gelegt und schlief. Im Keller war es ihm zu kalt gewesen.
Ohne dass die beiden Schlossbewohner etwas merkten, landete Stella, die kleine Fee, mit ihrer Sternschnuppe vor dem Schloss. Stella hatte beschlossen, an diesem warmen Frühlingstag auf der Erde einen Spaziergang zu machen. Doch ausgerechnet heute hatte sich kurz vor der Landung ein großer Vogel auf Stellas Stern gesetzt und vor Schreck hatte sie ihren Zauberstab fallen lassen. Jetzt musste sie ihn dringend suchen, sonst konnte sie nicht mehr zaubern und auch nicht mehr auf den Sternen übers Land reisen. Zum Glück hatte der große Vogel ihr zugeflüstert, dass der Stab im Land von König Habakan lag und zwar bei einem Kobold. Wenn sie nur wüsste, wo der wohnte. Stella murmelte: „Ich muss überlegen, wie ich zu diesem Kobold komme. Ach, hier liegt ja ein weißes Tuch, genug Platz für mich“, und setzte sich darauf.
„Huch“, schrie das Gespenst und fuhr hoch, dabei landete Stella auf dem Boden.
„Wer bist du denn? Warum weckst du mich, was willst du hier“, rief das Gespenst und rasselte mit der Kette.
„Ich bin Stella, die Sternenfee, und ich dachte, du wärst ein weißes Tuch zum drauf sitzen.“
„Ich? Ein Tuch? Was fällt dir denn ein? Warum läufst du nicht davon? Hast du keine Angst vor mir?“
„Nein, warum denn?“
„Ich bin das Schlossgespenst Otto, und du solltest dich vor meinen Ketten fürchten. Jeder fürchtet sich vor einem Gespenst!“
„Vor dir und deinen Ketten fürchte ich mich nicht. Eigentlich wollte ich nur ein wenig spazieren gehen. Doch zuerst muss ich meinen Zauberstab finden, er liegt bei einem Kobold."
Otto wackelte mit dem Kopf und sagte: „Hier, in diesem Land, kenne ich nur mich und König Habakan. Aber vor 100 Jahren, als ich noch jung war und um Mitternacht, zur Geisterstunde, durch die Gegend schwebte, stürzte ich einmal ab und landete bei einem sehr barschen Kerl. Er war so wütend, hat mich angeschrien und gesagt, ich sei ein dummer Zipfel. Sogar ein Stück von meiner Rasselkette hat er abgerissen. Das könnte der Kobold gewesen sein. Nur mit Müh und Not gelang mir die Flucht. Er wohnt weit hinten im Land, hinter zwei Bergen.“
Stella flüsterte: „Ich brauche meinen Stab und fürchte mich auch nicht vor einem Kobold.“
Otto schwebte ein wenig in die Höhe und meinte: „Du könntest bei König Habakan bleiben, dann wäre er nicht so alleine!“
Stella sagte: „Er ist nicht alleine, er hat doch dich. Wenn ich meinen Zauberstab gefunden habe, komme ich zurück und besuche dich und den König!“
„Versprochen", erkundigte sich das Gespenst.
„Versprochen“, erwiderte Stella.
Otto fragte: „Weißt du den Weg?“
Stella überlegte einen Augenblick und blinzelte dem Schlossgespenst zu. „Du kennst ihn.“
„Ja schon, aber der König hat mir verboten über die Berge zu fliegen, es ist zu gefährlich.“
„Ich könnte mich auf deinen Rücken setzten und wir wären im Nu dort und auch schnell wieder zurück.“
„Huh, Huh“, heulte das Gespenst leise, „ich fürchte mich. Wie willst du deinen Zauberstab finden?“
„Mein Glöckchen wird mir beim Suchen helfen.“
Stella krempelte den Ärmel ihres Feenkleides hoch und zeigte dem Gespenst ihr Armband mit der kleinen Glocke.
Sie sagte: „Wenn sie klingelt, weiß ich, dass der Zauberstab in der Nähe ist.“
Stella schüttelte ihren Arm. „Otto, hörst du das?“
„Ich höre nichts“, erwiderte das Gespenst.
„Also ist der Stab nicht hier und ich muss jetzt weiter, bis zum Kobold.“
Das Gespenst schwebte aufgeregt hin und her und rief:
„Bleib doch noch ein wenig, alles ist viel heller, seit du hier bist. Dein Gesicht leuchtet und deine Haare schimmern wie Sternenstaub.“
„Ach Otto“, seufzte Stella, „du bist das freundlichste Schlossgespenst, das ich je getroffen habe.“
„Wirklich?“
„Ganz bestimmt. Aber jetzt muss ich los“, antwortete Stella. Sie winkte Otto noch einmal zu und eilte weiter.
Nachdem das Gespenst Stella nicht mehr sah, seufzte es laut auf, rasselte mit den Ketten und rief: „Das kann ich nicht zulassen, ich muss Sternenfee helfen.“
Otto schwebte in die Luft und schon bald sah er Stella unter sich. Er landete und sagte: „Steig rasch auf.“ Das ließ sich Stella nicht zweimal sagen. Sie setzte sich auf seinen Rücken, das Gespenst ächzte leise und flog leicht schwankend davon.
Über zwei Hügel waren sie schon geflogen, als Otto aufgeregt mit den Ärmeln seines weißen Hemdes flatterte und auch Stella hörte einen feinen Glocken Ton. Langsam sank das Gespenst und landete sanft hinter einem großen Baum. Stella streichelte Otto. „Danke dir, der Zauberstab liegt ganz in der Nähe.“
Otto zitterte leicht, bis Stella ihn noch einmal streichelte. „ Schau mal“, sagte sie leise, "da drüben steht eine Hütte und auf der Bank davor liegt er!“
Aber noch ehe die beiden die Hütte erreichten, flog die Türe auf und ein kleiner Kerl mit einer Keule in der Hand trat heraus. Seine schwarzen Locken schaukelten hin und her. Er hatte einen schwarzen Bart, der fast bis zum Boden reichte und die Ohren standen ihm wie Dreiecke vom Kopf ab.
Er begann Holz in einen Korb zu füllen und entdeckte den fremden Stab. Nachdem er ihn eine Weile betrachtet hatte, warf er den Stab in den Korb zu den anderen Holzstücken.
„Das geht doch nicht“, rief Otto aus und segelte kurz entschlossen auf den Kobold zu. Der Kobold aber fing das Gespenst mit der Hand auf.
„Wunderschön, jetzt habe ich ein Putztuch“, rief der Kobold, wischte damit die Bank sauber und warf Otto, den er für einen Lappen hielt, in seine Hütte.
Als er zu seinem Holzkorb zurückkam, stand Stella vor ihm.
„Was willst du denn hier“, fragte er barsch, „hau ab!“
„Ich bin Stella, wer bist du?“
„Ich bin ein Troll, doch weil ich eine Keule habe werde ich Kroll genannt. Aber jetzt verschwinde, ich habe zu tun!“
Stella fragte: „Bist du kein Kobold?“
„Hörst du schlecht, ich bin ein Troll und heiße Kroll“, fauchte er.
„Ich könnte dir einen Wunsch erfüllen. Was magst du am liebsten?“
„Was süßes“, antwortete Kroll.
„Ich könnte dir Honig zaubern, brauche nur ein Stück Holz aus Deinem Korb.“
Kroll warf ihr ein Holzscheit zu, Stella roch daran und sagte: „Nein, mit diesem Stück klappt das nicht.“ Sie holte nun aus dem Korb noch zwei andere Stücke, doch jedes Mal warf sie diese auf die Seite. Dann packte sie ihren Zauberstab. „Ja, damit klappt es“, rief sie aus. „Setz dich auf die Bank und streck eine Hand aus!“ Stella wirbelte den Stab in die Höhe und rief:
„Honigtopf, Honigtopf eil wie der Wind,
setze dich auf Troll-Krolls Hand geschwind!“
Leicht rauschten die Blätter und schon hielt Kroll einen kleinen Honigtopf in der Hand.
„Das ist aber wenig“, beschwerte er sich.
Nun erklärte Stella ihm, dass sie noch mehr Honig herbei zaubern könnte, aber dazu bräuchte sie ein weißes Tuch. Kroll ging in seine Hütte und kam mit Gespenst Otto zurück.
„Das ist mein einziges weißes Tuch, das will ich wieder haben.“
„Sch“, zischte Stella. Behutsam legte sie Otto auf den Boden, fuhr mit dem Stab sanft über seinen Rücken und zauberte für Kroll noch einmal einen Honigtopf herbei.
„Ich will aber noch viel mehr, die ganze Bank voll“, befahl Kroll.
„Wenn du da ganz sicher bist, brauche ich für so viel Honig das Tuch auf meinen Kopf.“
Kroll nickt heftig: „Ja, ja, nun mach schon“, befahl er.
Stella legte sich das Gespenst auf den Kopf und merkte sogleich, dass Otto leise schnarchte. Sie atmete tief ein, hob ihren Zauberstab und rief:
„Hokus Pokus, Zink und Zank,
Honig fließe auf die Bank.“
Ehe sich Kroll versah, saß er festgeklebt auf seiner Bank und konnte nicht mehr aufstehen. Er seufzte laut und begann dann, eifrig vom Honig zu schlecken. Stella nahm das weiße Tuch vom Kopf, schüttelte es vorsichtig und flüsterte: „ Otto, gutes Schlossgespenst, bitte wach auf!“
Otto gähnte. Stella beachtete den Troll nicht mehr. Sie setzte sich auf Ottos Rücken und gemeinsam flogen sie zum Schloss zurück.
König Habakan lag noch immer in der Hängematte, doch als das Gespenst mit Stella in seinem Hof landete, fiel er vor Schreck auf den Boden.
Otto sagte: „Ach mein lieber König, ich bin so müde und muss jetzt erst einmal schlafen.“ Sehr langsam flog er zum Kellerfenster, winkte Stella noch einmal zu und verschwand. Stella setzte sich zum König und erzählte ihm von ihrem Ausflug zum Kroll. Als es dunkel wurde, begleitete der König Stella vor das Schlosstor. Sie hielt ihren Zauberstab in die Höhe und ein kleiner Stern landete vor der Fee.
„Kommst du einmal wieder“? fragte der König.
„Bestimmt“, antwortete Stella. „Beim nächsten Ausflug besuche ich dich und Otto.“
Der König legte sich ins Bett, sein Gespenst Otto schlief noch bis zur Geisterstunde und Stella Sternenfee segelte zuerst zum Kroll. Sie befreite ihn vom Honig auf der Bank, damit er sich wieder bewegen konnte.
Dann flog sie weiter durch die Nacht. Über jedes Haus, in dem Kinder schliefen, schüttete sie ein wenig Sternenstaub und flüsterte: „Schlaft gut und träumt schön.“
M.R.
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