"Sternensprache"

Raimund

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"Mond, an was denkst du?", fragt der Stern.

"Ich denke an die Nacht und das Glitzern der Sterne, an das Schimmern und an die Ruhe inmitten der Nacht", antwortet der Mond leise.

"Machst du dir auch Gedanken an die Sonne?"

"Ja", sagt der Mond, "ich denke jeden Tag an sie ..." sagt er ein wenig melancholisch.

"Jeden Tag? Ach Mond, das muss schon sehr lange sein, dass dir die Sonne nicht aus dem Sinn fehlt."

"Ja, mein lieber Stern. Seitdem ich fühlen kann. Also schon viele unzählbare Mondmonate", flüstert der Mond vor sich.

"Warum kannst du der Sonne nicht nahe sein?", fragt der Stern und der Mond schweigt leuchtend mit seinem matten Licht in die Nacht hinein.

Nach Stunden antwortet der Mond: "Das weiß ich nicht, wenn die Sonne am Himmel steht, bin ich einen Tag entfernt und in der Nacht ist die Sonne unerreichbar für mich. Ich habe es versucht, doch in ihre Nähe, da komme ich nicht."

"An Tatsachen ist wohl nichts zu ändern, lieber Mond", versucht der Stern den Mond zu trösten, "sag, warum flüsterst du eigentlich?", der Mond erwidert: "Weil ich die Menschen nicht aufwecken will."

Der Stern lächelt den Mond am Himmel an.

"Weißt du, Stern, vielleicht ist es gut, dass ich der Sonne nicht zu nahe komme, vielleicht würde ich verbrennen oder die Sonne würde verdunkeln. Ich denke dennoch gerne an sie und deshalb habe ich dieses Schimmern und kann auch andren damit ein wenig Licht spenden."

Der Stern freut sich darüber, dass alles in seiner Ordnung ist. Er lächelt mit dem Mond und der Mond versichert ihm, dass alles so weiter scheint, und die Sterne niemals vom Himmel fallen werden.

Eine Sternschnuppe hat die Unterhaltung wahrgenommen und fliegt zur Sonne, um ihr zu versichern, dass der Mond an sie denkt, während das Leuchten die Nacht erhellt.
 



 
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