sternensteine

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HerbertH

Mitglied
sternensteine

die schwarznacht hadert lange / um die stunden
des kurzen tagesgraus / und wolkenfetzen
erkämpfen höhe / sich am fjordgranit

am seil aus walrosshaut gesichert / lockt
sie engelwurz / und trotzt dem messerstein
nach salz verzehrt sich jede suppe / selbst
in weihgefäßen / schwappt nur algensud

und trotz der rentierleder schuhe / spüren
sie aller schotter spitzen schmerzlich / hastend
im letzten licht / drängt selbst der tag nach haus





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Grönland, 14. Jahrhundert, nach Hanne Marie Svendsen, Die Frau von den Sternensteinen, Kapitel 1-6
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Herbert,

als Grön- und Islandfan nimmt mich die Stimmung gleich gefangen. Mir gefällt der Redefluss; mit den vielen aktiven Verben leben die Formulierungen auf und lassen die Kargheit und Düsternis der Szene seltsam leuchten.

Darf ich dennoch ein paar Änderungen vorschlagen?

sternensteine

die schwarznacht hadert lange / um die stunden
des kurzen tagesgraus / und wolkenfetzen
[blue]kriechen hoch / am fjordgranit
[/blue]

am seil aus walrosshaut gesichert / lockt
sie engelwurz / und trotzt dem messerstein
[blue]nach salz verzehrt die dünne suppe sich[/blue] / selbst
in [blue]den[/blue] weihgefäßen / schwappt nur algensud

und trotz der rentierleder schuhe / [blue]schmerzt
der spitze schotter sie [/blue] / hastend
im letzten licht / drängt selbst der tag nach haus
Mit den Zeilenumbrüchen, respektive Schrägstrichen musst Du noch mal gucken, wie´s passt.

Gern gelesen,

liebe Grüße,

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

danke für die Vorschläge! Es gibt jedoch ein Problem: Obwohl man es dem Gedicht nicht "anmerkt", hat es eine strenge Form, der die / Zäsuren überlagert sind. Das hat zu einigen der "verstellten" Formulierungen geführt, für die Du sprachlich elegantere Varianten angeboten hast. Deine Vorschläge möchte ich am liebsten mit der Form vereinbar haben, das erfordert aber Zeit.

Es wird also eine Weile dauern, bis ich eine neue Version einstellen werde.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

das hatte ich nunwieder geahnt :). Ich muss also nochmal nachdenken.

Lieber Walther,

danke für die tolle Wertung!

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
sternensteine

die schwarznacht hadert lange / um die stunden
des kurzen tagesgraus / und wolkenfetzen
im steigen / reiben sich am fjordgranit

am seil aus walrosshaut gesichert / lockt
sie engelwurz / und trotzt dem messerstein
nach salz verzehrt sich jede suppe / selbst
in weihgefäßen / schwappt nur algensud

und trotz der rentierleder schuhe / stechen
die spitzen schotter ihre füße / hastend
im letzten licht / drängt selbst der tag nach haus



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Grönland, 14. Jahrhundert, nach Hanne Marie Svendsen, Die Frau von den Sternensteinen, Kapitel 1-6
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

ich habe die erte und dritte Strophe geändert, angeregt durch Deine Vorschläge. Für die zweite Strophe habe ich nichts Besseres gefunden.

Was meinst Du dazu?

Liebe Grüße

Herbert
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Herbert,
warum nicht in diese Fall einfach auf (deine) strenge Vorgabe verzichten? Die Version der Zwitschernden scheint mir einfach eindringlicher (nicht unbedingt "besser").
Wenn du von den Zäsuren abließest, wäre das doch eigentlich kein Problem ...
Anarchische Grüße
Heidrun
 

MarenS

Mitglied
Es hat gewonnen durch die Änderungen, allein in der dritten Zeile der ersten Strophe "im steigen" will mir nicht gefallen.
Könnte "steigend" es ersetzen?

Ansonsten trägt dein Gedicht in raue Landschaft und selbst ohne deine Anmerkung über Zeit und Gegend brachten mich der Fjordgranit, die Walrosshaut und die Rentierlederschuhe in die richtige Landschaft, das fehlende Salz in der Suppe beförderte mich zeitlich zurück.

Ich bin sehr angetan.

Grüße von der Maren
 

ENachtigall

Mitglied
Ich finde schon, lieber Herbert, dass es durch die Änderungen noch sehr gewonnen hat.
Vor allem der Titel hat es mir angetan. Im ausklingenden Vers mit den Schotterspitzen und den rentierledern bekleideten Füßen schließt sich das poetische Bild; mit der Vorstellung, das Himmlische sei hier auf die karge Erde gefallen und brenne den Menschen unter den Sohlen.

LG

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

das freut mich sehr. Die Vorstellung, dass die Sternensteine die Füße verbrennen, ist ein sehr starkes Bild.

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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