störungsfrei

4,00 Stern(e) 3 Bewertungen
tropfen explodieren an den scheiben
auf fachwerk und schiefer
überm dorf legt der sommerfrühling
seine nächste pause ein
jagt stürmisch graue wolkenfetzen
ins blaue über belaubten grenzhöhen
warten flüchtige auf ihre letzte ruhe
in gemähter weide stochern krähen
ein falke steht im rüttelflug
über seiner beute
und
vorm fenster sitze ich
fürchte mit augenblicken
zu zerstören
was ohne mich lebt
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Karl,

neben den feinen, sprachlich sehr schön umgesetzten Beobachtungen im ersten Teil gefällt mir vor allem die Selbstbezüglichkeit auf das LyrI in den letzten vier Zeilen, das darüber reflektiert, wie seine "Augenblicke" das Gesehene stören könnten, das zwar "ohne mich lebt", aber eben doch in der eigenen Vorstellung des LyrI aufgelöst werden könnte. Das erinnert mich an die Idee der Selbstbezüglichkeit in Hofstadters Buch "Gödel Escher Bach" ( vgl. Wikipedia) und die Werke der drei Geistesgrößen im Titel des Buchs.

Ein sehr gelungenes Gedicht, lieber Karl.

Liebe Grüße

Herbert
 
tropfen explodieren an den scheiben
auf fachwerk und schiefer
im monitor blinkt der cursor
überm dorf legt der sommerfrühling
seine nächste pause ein
die virendatenbank wurde aktualisiert
stürmisch jagen graue wolkenfetzen
ins blaue über belaubten grenzhöhen
warten flüchtige auf ihre letzte ruhe
ihr rechner wird bald abstürzen
auf gemähter weide stochern krähen
ein falke steht im rüttelflug
über seiner beute
und
vorm computerfenster fürchte ich
mit augenblicken zu zerstören
was auch ohne mich lebt
 

revilo

Mitglied
Tach Kalle, Du Dprfältester...:D...... wenn Du aus der Schreibstube auf Dein Dörfli blickst und über Gott und die Welt sinnierst, kommen dabei regelmäßig gut und hintergründige Gedichte heraus....Du schreibst so anschaulich, dass ich direkt neben Dir sitzen und mit Dir aus dem Fenster schauen möchte.....uns wenn´s dazu noch einen ordentlichen Roten gibt, kommt sicherlich Freude auf.....;)...

LG revilo
 
Lieber revilo,
zum Glück gibt es noch viele Ältere in unserem Dorf. Komme mir eher wie auf einem Hochstand vor, um freilaufendes Wild (einschließlich aller Primaten) zu beobachten...
Gruß und Dank
Karl
 

revilo

Mitglied
Kalle mit seinem Hochstandgedichten....über Deine Zeilen solltest Du UNBEDINGT ein Gedicht schreiben....das meine ich ohne Scherz......übrigens: wenn ich komme, reicht ein Roter nicht aus....;).....

LG aus dem Unterstand von revilo
 
Lieber revilo,
für dich ist auch mehr als ein Roter da...
Habe noch nicht verstanden, wie du das gemeint hast: Über meine Zeilen sollte ich ein Gedicht schreiben...?
Gruß und Dank
Karl
 

revilo

Mitglied
ja, genau....und zwar wie Du von Deinem imaginären Hochsitz die Welt oder das Dorf betrachtest......fänd ich klasse....

LG revilo
 



 
Oben Unten