Willi Corsten
Mitglied
Strafe muss sein
von Willi Corsten
„So geht das nicht weiter mit dir“, wetterte meine holde Gattin. „Zehn Zigaretten am Tag sind eindeutig zuviel. Dieses sündhaft teure Laster streichen wir nach deinem Geburtstag.“
Ich nickte pflichtschuldig mit dem Kopf, stampfte in den Keller und schimpfte gehörig den Heizkessel aus. Wenigstens er sollte wissen, dass ich der Herr im Haus bin.
Mein Geburtstag rückte näher, es wurde höchste Eisenbahn, Vorkehrungen für das nikotinfreie Dasein zu treffen. Mit dem Rauchen aufzuhören war ja die einfachste Sache der Welt, das hatte ich schon Hunderte Male geschafft. Mein Problem waren nur die Zigarettenautomaten, die an jeder Straßenecke lauerten. Diese teuflischen Verführer mussten also mit allen Mitteln unschädlich gemacht werden.
Entschlossen suchte ich den Topf mit Alleskleber, zog den Hut tiefer in die Stirn und machte mich auf den Weg. Ich steuerte den ersten Automaten an und pappte sogleich seinen gefräßigen Münzeinwurf zu. Nach und nach flößte ich auch seinen Kollegen eine gehörige Portion von der klebrigen Pampe ein. Auf dem Heimweg kaufte ich mir einen soliden Spaten. Nein, nicht um damit das eigene Grab zu schaufeln, sondern wegen meiner herzlosen Frau. Schließlich sollte das herrschsüchtige Wesen auch seine helle Freude an dem Nikotinverbot haben und künftig auf ihre lasterhafte Lieblingsbeschäftigung verzichten müssen.
Nach der Geburtstagsfeier nahm ich heimlich den Spaten, pilgerte um die Mitternachtsstunde in den Garten und buddelte dort ein tiefes Loch. Schadensfroh schaute ich zurück zum Haus, wo meine Frau gerade die letzten Gäste verabschiedete. ‘Na warte‘, flüsterte ich und sandte ein Stoßgebet gen Himmel. ‘Du wirst dein unsinniges Verbot noch bereuen und um Gnade flehen, wirst erkennen, was du an mir gehabt hast‘. Dann griff ich entschlossen in die Anzugtasche und holte das Kleinod heraus, das meine Gattin so sorgsam verwaltete. Mit grimmigem Lächeln betrachtete ich die perlmutverzierte Dose und versenkte sie tief unten im dunklen Erdreich. Mein Rachefeldzug hatte begonnen.
Ich will Sie nicht mit den Entzugerscheinungen der folgenden Woche langweilen, sondern nur noch kurz berichten, was am neunten Tag geschah. An diesem denkwürdigen Vormittag eilte meine Gattin nämlich zur Apotheke und kaufte jede Menge Aspirin, weil wir von den neuen Heiligenscheinen höllische Kopfschmerzen bekommen hatten. Eigentlich eine Geldverschwendung, denn als sie zuhause die Einkaufstasche leerte, kullerte eine ganze Stange meiner Lieblingszigaretten daraus hervor. Mein Kopf war wieder frei.
Nun muss ich unbedingt einen Blumenstrauß besorgen, denn so übel scheint meine Göttergattin doch wohl nicht zu sein. Sie ist zumindest lernfähig. Doch zunächst will ich im Garten das Kleinod wieder ausgraben, damit auch ihre Kopfschmerzen verschwinden. Ich hoffe doch, dass die Feuchtigkeit den Pillen in der Dose nicht geschadet hat. Aber Viagra ist zäh, denke ich mal. Oder haben Sie andere Erfahrungen damit gemacht?
von Willi Corsten
„So geht das nicht weiter mit dir“, wetterte meine holde Gattin. „Zehn Zigaretten am Tag sind eindeutig zuviel. Dieses sündhaft teure Laster streichen wir nach deinem Geburtstag.“
Ich nickte pflichtschuldig mit dem Kopf, stampfte in den Keller und schimpfte gehörig den Heizkessel aus. Wenigstens er sollte wissen, dass ich der Herr im Haus bin.
Mein Geburtstag rückte näher, es wurde höchste Eisenbahn, Vorkehrungen für das nikotinfreie Dasein zu treffen. Mit dem Rauchen aufzuhören war ja die einfachste Sache der Welt, das hatte ich schon Hunderte Male geschafft. Mein Problem waren nur die Zigarettenautomaten, die an jeder Straßenecke lauerten. Diese teuflischen Verführer mussten also mit allen Mitteln unschädlich gemacht werden.
Entschlossen suchte ich den Topf mit Alleskleber, zog den Hut tiefer in die Stirn und machte mich auf den Weg. Ich steuerte den ersten Automaten an und pappte sogleich seinen gefräßigen Münzeinwurf zu. Nach und nach flößte ich auch seinen Kollegen eine gehörige Portion von der klebrigen Pampe ein. Auf dem Heimweg kaufte ich mir einen soliden Spaten. Nein, nicht um damit das eigene Grab zu schaufeln, sondern wegen meiner herzlosen Frau. Schließlich sollte das herrschsüchtige Wesen auch seine helle Freude an dem Nikotinverbot haben und künftig auf ihre lasterhafte Lieblingsbeschäftigung verzichten müssen.
Nach der Geburtstagsfeier nahm ich heimlich den Spaten, pilgerte um die Mitternachtsstunde in den Garten und buddelte dort ein tiefes Loch. Schadensfroh schaute ich zurück zum Haus, wo meine Frau gerade die letzten Gäste verabschiedete. ‘Na warte‘, flüsterte ich und sandte ein Stoßgebet gen Himmel. ‘Du wirst dein unsinniges Verbot noch bereuen und um Gnade flehen, wirst erkennen, was du an mir gehabt hast‘. Dann griff ich entschlossen in die Anzugtasche und holte das Kleinod heraus, das meine Gattin so sorgsam verwaltete. Mit grimmigem Lächeln betrachtete ich die perlmutverzierte Dose und versenkte sie tief unten im dunklen Erdreich. Mein Rachefeldzug hatte begonnen.
Ich will Sie nicht mit den Entzugerscheinungen der folgenden Woche langweilen, sondern nur noch kurz berichten, was am neunten Tag geschah. An diesem denkwürdigen Vormittag eilte meine Gattin nämlich zur Apotheke und kaufte jede Menge Aspirin, weil wir von den neuen Heiligenscheinen höllische Kopfschmerzen bekommen hatten. Eigentlich eine Geldverschwendung, denn als sie zuhause die Einkaufstasche leerte, kullerte eine ganze Stange meiner Lieblingszigaretten daraus hervor. Mein Kopf war wieder frei.
Nun muss ich unbedingt einen Blumenstrauß besorgen, denn so übel scheint meine Göttergattin doch wohl nicht zu sein. Sie ist zumindest lernfähig. Doch zunächst will ich im Garten das Kleinod wieder ausgraben, damit auch ihre Kopfschmerzen verschwinden. Ich hoffe doch, dass die Feuchtigkeit den Pillen in der Dose nicht geschadet hat. Aber Viagra ist zäh, denke ich mal. Oder haben Sie andere Erfahrungen damit gemacht?