Strassenkinder

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Rodolfo

Mitglied
Strassenkinder

Kinder die auf Karton schlafen,
Kinder die von Abfall leben,
Wo am schmutzigsten der Hafen,
Kinder, die sich nichts vergeben.

Kinder mit erwachs‘nen Augen,
Die nur kaltes Elend sehen.
Hände, die zum Stehlen taugen,
Füsse, die durch Scherben gehen.

Kinder, die wie wilde Hunde
Durch die dunklen Gassen schleichen
Und wie jene voller Wunden
Eher toten Seelen gleichen.

Kinder, die nie Kinder waren,
die nicht lieben, sondern hassen,
Kinder, die durch ihr Gebaren
Angst in uns aufkommen lassen.

Kinder, denen ihr Vertrauen
Mit falscher Münze wird vergolten.
Arglos auf Erwachs‘ne schauen
Ohne Falsch und unbescholten.

Wäre es nicht überfällig
Ihren Hilferuf zu hören?
Wir, die derart selbstgefällig,
Sollten wütend uns empören!

Augen voller stillem Flehen,
bitten uns, für sie zu streiten
und wir müssen endlich sehen:
es ist Zeit, um einzuschreiten!.

Wenn wir vor den Schöpfer treten
Wird er nach den Kindern fragen
Schweigen werden wir betreten
Waren taub für ihre Klagen.

© Rodolfo
 
E

Einsprengsel

Gast
Straßenkinder

Hallo Rodolfo,

das Gedicht beschäftigt sich mit einem brennenden Thema, dem der Kinder, die auf der Straße leben. Meiner Ansicht nach aber krankt das Gedicht zu sehr am Mitleid. Und nein, nicht der liebe Gott ist für die irdischen Verhältnisse zuständig, sondern die Menschen. Das Thema ist sehr allgemein angegangen, besser wäre es gewesen, du hättest dich auf eines der Kinder konzentriert, so verhallt der Appell, und als solchen verstehe ich ihn, nutzlos. Technisch wäre zu sagen, dass es metrisch ein wenig durcheinander geht in dem Gedicht.

Einsprengsel
 

anbas

Mitglied
Hallo Rodolfo,

der Grat zwischen guter (sozial-)kritischer Lyrik und schlechter Betroffenheitslyrik ist schmal (genauso wie zur polemisch-moralisierenden Lyrik). Sicherlich spielt bei der Bewertung, ob man von diesem Grat "abgerutscht" ist, auch der persönliche Geschmack eine Rolle. Für den meinigen ist es zu sehr Betroffenheitslyrik. Durch die, auch von Einsprengsel erwähnten, metrischen Unebenheiten ist dies für mich kein schlechter, aber bei weitem auch kein guter Text.

Sorry, aber da habe ich von Dir schon Besseres gelesen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Rodolfo

Mitglied
Einsprengsel:

Ich habe das Gedicht geschrieben nach einer recht eindrücklichen Sendung über Strassenkinder in Südafrika. Ich bin nicht ganz glücklich damit, vor allem nicht mit den letzten 3 Strophen. Ich bin dankbar für jede Anregung, denn das Gedicht wäre mir schon wichtig. Ich werde es mit mehr Abstand mit deinem Vorschlag versuchen, mich auf ein Kind zu konzentrieren und den "Apell" in einen kürzeren Hilfeschrei umwandeln. Danke für deine Tipps.
Metrisch stimmt nur eine Stelle nicht: "Mit falscher Münze wird vergolten". Alles andere sind gewöhnliche Jamben. Oder hast du noch weitere Stellen gefunden?
 

Rodolfo

Mitglied
anbas

Ja, ich weiss, dass dieses Gedicht nicht zu meinen Highlights gehört, aber ich schwimme ein bisschen. Auch darum habe ich es hier eingestellt, weil ich auf kompetente Kritik hoffte. Deine Bemerkungen zusammen mit denen von Einsprensel haben mir gezeigt, wo es krankt. Vielen Dank.
 
O

orlando

Gast
Hallo Rodolfo,
meiner Meinung nach ließe sich aus dem Gedicht durchaus noch mehr machen: durch Straffung und Kürzung.

Eine Möglichkeit wäre

Stra[blue]ß[/blue]enkinder

Kinder die auf Pappe schlafen, (Metrum)
Kinder die von Abfall leben,
tief im Dreck und nah am Hafen, (o.ä. / Satzstellung)
Kinder, die sich nichts vergeben.

Kinder mit erwachs‘nen Augen,
die nur kaltes Elend sehen.
Hände, die zum Stehlen taugen,
Füsse, die durch Scherben gehen.

Kinder, die nie Kinder waren,
die nicht lieben, sondern hassen,
Kinder, die durch ihr Gebaren
Wut und Scham entstehen lassen,

deren Blicke schweigend flehen -
bitten uns, für sie zu streiten.
Sollten wir nicht endlich sehen,
dass es Zeit ist, einzuschreiten?


Wenn wir vor den Schöpfer treten,
wird er nach den Kindern fragen;
doch wir schweigen nur betreten,
waren taub für ihre Klagen.
Das Thema ist brisant und inzwischen nicht nur auf fernen Kontinenten. - Die Schwierigkeit bei solchen Texten liegt darin, dass sie zwar ans Herz gehen wollen - und das zu Recht - aber zu dick aufgetragen das Gegenteil bewirken.

Vielleicht, Rodolfo, kannst du dich mit einigen Kürzungen und kleinen Umstellungen anfreunden? - Aber ändre bitte nur, wenn du deine Botschaft wiedererkennen und in einer neuen Version
ersprießlich(er) findest. ;)

Sehr, sehr schön finde ich übrigens:

Hände, die zum Stehlen taugen,
Füsse, die durch Scherben gehen.
Liebe Grüße
orlando
 



 
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