Liebe Heidrun,
Vielen Dank für Deine netten Kommentare und das genaue Lesen
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Es freut mich sehr, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, einiges zu entschlüsseln, was hier vers-schlüsselt ist... das mit der Fuge als Musikstück und Verbindungs- aber auch Trennungsstelle ist auch für mich das zentrale Bild (das "gefügt" gehört da auch noch hinzu, und die Gegenüberstellung von Nacht und Morgen usw.).
Und auch mein Lieblingswort ist hier "Schlüssel Noten Bein" (ich wollte zuerst "Noten Schlüssel Bein" schreiben, damit "Schlüssel" in der Mitte ist, und die zwei Komposita bildet - aber ich wollte auch, dass "dein Schlüssel" hervorsticht).
An Liebende habe ich natürlich auch gedacht, und an Celan auch.. ich wollte zuerst irgendwo etwas von einer "Lebensfuge" oder "Liebesfuge" anbringen, aber die Assoziation wäre dann doch sehr unangebracht, das ist mir zum Glück doch noch aufgefallen
.. Deshalb, wenn ich an Celan gedacht habe, dann eher an "So schlafe..." - eins meiner liebsten Gedichte aller Zeiten, das ich auch nach jahrelanger Auseinandersetzung immer noch nicht verstehe
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Aber ich würde mir jetzt nicht soooo viele Gedanken um eine präzise Interpretation hier machen
.. Stator hat schon Recht, es ist ein Spiel, man kann eben einzelne Bruchstücke umsortieren und bekommt verschiedene Dinge raus.
Z.B. bei
... ein
zu scharfes glas gibt zu er trinken
könnte man das "er" umsortieren und bekommt "ein zu scharfes Glas gibt er (der Morgen) zu trinken". Aber wenn man das "er" an seiner Stelle lässt, kann man es zum "trinken" ziehen und bekommt "zu ertrinken". Das "gibt zu" verschmilzt phonetisch zu "gib zu", man könnte dann auch "gib zu, es ist ein zu scharfes Glas (um es) zu trinken - es bleibt nur, zu ertrinken" lesen, wenn man will. Also ich möchte keinesfalls behaupten, dass der Leser das alles so lesen muss, aber das sind alles Gedankenpfade, die ich beim Schreiben hatte..
LG Julia