superslomo

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Mitglied
blättere mich
in meinem fall
dem waldbedachten
boden zu

sanft wird mein aufprall
den namen nicht wert
werd nicht zerschellen
mich tanzend teilen
eingehen in schwere krume
humusduft aufsaugen
wie ein lied in moll
gesättigt rasten

davor noch letzte bilder
- ein fischauge im freien fall! -
im makroskop eines moments
scheint plötzlich alles viel zu groß
wachsen sonst grade stämme krumm
verkehrt die mir bekannte welt

sich ohne halt und beinah scheint
es mir es klingt als schlüge eine
flosse - nah, ganz nah! -
an mooslosen stein






.mai_2023
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Ein nicht einfaches Gedicht, liebe Claudia. Mir scheint ein Wunsch/Traum deutbar, neu zu beginnen. Die Rückwärtsbewegung in extremer Langsamkeit dargestellt lässt das Erkennen verborgener Dinge zu (die Fehler, die man gemacht hat?). Wenn von Rast die Rede ist, ist die 'Reise' (zurück) noch nicht zu Ende. Ist das Ende der Anfang des Lebens im Wasser? Die Fisch/Flosse am mooslosen Stein machte dann Sinn - und wäre nicht nur Verbindung zum fish eye, das wie die slomo erkennungserweiternd ins Spiel kommt.

waldbedacht - eine schöne Doppeldeutigkeit

wie ein lied in moll / gesättigt rasten - wunderbar


Schöne Grüße
Kristian
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Claudia,

es sind genau Gedichte wie dieses, die mir die Lyrik so wertvoll machen.
Ein Bad in Sprache und Bildern!
Nur mit dem Titel hadere ich etwas.

Liebe Grüße
Manfred
 

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Mitglied
Herzlichen Dank für die schönen und spannenden Rückmeldungen und die wohlwollenden Bewertungen, @Kristian Berger , @Franke und @Chandrian.

Die erfreuen mein Herz und tun echt gut in all dem geistigen Knock-Down, den die Migräne so mit sich bringt. Jetzt hoffe ich mal, die neue Behandlung wird die Anzahl der Migränetage signifikant verringern. Dann sieht es gleich um einiges leichter aus im Kopf und vor allem freier.

es sind genau Gedichte wie dieses, die mir die Lyrik so wertvoll machen.
Ein Bad in Sprache und Bildern!
Das freut mich sehr, dass du das so empfindest, Manfred!
Und ja - der Titel ist etwas "sperrig" - ich weiß....irgendwie war die Idee im Hinterkopf, dass der Titel nichts preisgeben soll von dem, was danach folgt, sondern bestenfalls einen Tipp für eine zusätzliche Ebene im Gedicht mitliefert...zusätzlich zu einem Überraschungseffekt. "Superzeitlupe" fand ich persönlich dann auch zu langweilig und Slomo ist ein Wort, das die Jetztzeit mit abbildet. Aber ich kann nachvollziehen, dass man den Kontrast von Titel und Text als störend empfinden mag. Ich lass mir das nochmal durch den Kopf gehen.

...bewegung in extremer Langsamkeit dargestellt lässt das Erkennen verborgener Dinge zu (die Fehler, die man gemacht hat?). Wenn von Rast die Rede ist, ist die 'Reise' (zurück) noch nicht zu Ende. Ist das Ende der Anfang des Lebens im Wasser? Die Fisch/Flosse am mooslosen Stein machte dann Sinn - und wäre nicht nur Verbindung zum fish eye, das wie die slomo erkennungserweiternd ins Spiel kommt.
Wunderschön hineingespürt in den Text, Kristian!
Ist immer schön, wenn man liest, dass das, was man selbst assoziativ so versucht hat - und noch manches mehr, das einem ev. gar nicht bewusst war - , auch sichtbar ist nach außen (für den, der genau hinspürt jedenfalls). Danke dafür!
Die Bewegung muss allerdings nicht zwingendermaßen rückwärts gelesen werden. Das fand ich sehr spannend, dass du das so empfindest.

Liebe Grüße euch allen und einen angenehmen Start in die Woche!

fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe fee,
mir geht es wie manfred - ich kriege den titel nicht zum gedicht. da entsteht nichts in mir. sorry.

aber das gedicht ist schön. und ich finde darin auch etwas tief erotisches.
liebe grüße
charlotte
 

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Mitglied
ich kriege den titel nicht zum gedicht. da entsteht nichts in mir. sorry.
Okay....dann werd ich mich nochmal auf die Suche machen, liebe Charlotte.

Danke für diese Rückmeldung. Macht ja keinen Sinn, wenn meine Idee nur für mich funktioniert und sonst niemanden.
Freut mich, dass du dem Text auch eine gewisse erotische Facette abgewinnen kannst. Das steckt da - wenn auch nicht explizit gemeint - schon auch mit drin.

Liebe Grüße,
fee
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mein Problem mit dem Titel ist, dass er mich fast abgeschreckt hätte, das Gedicht zu lesen.
Und das wäre verflucht schade gewesen.

Liebe Grüße
Manfred
 

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Mitglied
Mein Problem mit dem Titel ist, dass er mich fast abgeschreckt hätte, das Gedicht zu lesen.
Und das wäre verflucht schade gewesen.
Hm. Ja....das kann ich schon auch nachvollziehen. Ich habe lang nach einem Titel gesucht. Ist meist schon keine gute Voraussetzung....ich weiß....es will einfach keiner kommen, der sich richtig anfühlt...ohne Titel kann aber auch nicht die Lösung sein.

Bin für Anregungen und Vorschläge definitiv offen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Der Titel stört mich kein bisschen.

Ansonsten plädiere ich für Abstand und Gelassenheit in dieser Frage ... sonst geht ganz schnell was kaputt!

Schönen Abend
Kristian
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe fee,
vermutlich würde ich mit dem ersten satz aus dem tractatus spielen - die welt ist alles, was der fall ist.
und mikroskopisch fiele mir auch ein (wird im makroskop nicht alles kleiner?).
so in der art.
liebe grüße
charlotte
 

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Mitglied
Danke euch allen für die Auseinandersetzung und die Rückmeldungen! Das weiß ich sehr zu schätzen.

Echt verzwickt, das Ganze. Ich fürchte, ich kann das nicht so rasch entscheiden. Ich hatte bei meiner Titelsuche in solche Richtungen gesucht, wie von dir vorgeschlagen, Charlotte,
empfand aber jeden solchen Titel als zu einengend (im Sinne von zu eindimensional richtungsweisend) für den Text. Auch brachte das eine Schwere mit ins Spiel, die ich da nicht haben möchte. Daher meine Wahl eines Titels, der so gar nicht auf das schließen lässt, was dann folgt, und dennoch einen Hinweis gibt, der für das Erschließen einer Bedeutungsebene einen Impuls gibt.

Das Phänomen, ein Gedicht gar nicht erst zu lesen, wenn man mit dem Titel nicht warm wird, ist sicherlich in einem Forum Thema. Obwohl ich es nicht ganz verstehe, wenn mir ein Autor schon bekannt ist und ich in ungefähr weiß, was mich da erwarten könnte....dann lese ich persönlich völlig unabhängig vom Titel.

In einem Gedichtband wäre der Titel nicht mit dieser zusätzlichen Funktion des "Werbeträgers" behaftet (und so behandle ich Gedichttitel generell - auch, wenn ich im Forum lese...übrigens die Forenfunktion, die ersten Zeilen angezeigt zu bekommen, wenn man mit der Maus über den Titel in der Übersicht geht, finde ich da sehr gelungen, denn sie nimmt den Titeln diese Bürde, wie ich finde).

Aber ich weiß, dass das nicht jeder so handhabt beim Onlinekonsum von Lyrik und dass der Titel da mit dieser Zusatzfunktion behaftet ist oder sein sollte. Damit hadere ich öfters, wenn es um meine Gedichttitel geht. Ich schätze, viele meiner Gedichte würden unter "ohne Titel" laufen. Weil ich das Vorgreifen, das Titel meist leisten, eigentlich nicht mag.

Ich lass das hier noch eine Weile sacken. Im Moment will noch keine Alternative für die Superslomo am Horizont auftauchen. Herzlichen Dank auf jeden Fall für all die wertvollen Gedanken und Rückmeldungen und das Interesse!

LG,
fee
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Claudia,

immer wieder zieht es mich zu deinem wunderbaren Gedicht.
Es muss einfach empfohlen werden.

Liebe Grüße
Manfred
 

sufnus

Mitglied
Hi Claudia!
Es sind ja schon richtigerweise die Qualitäten dieser wirklich schönen Verse vielstimmig hervorgehoben worden.
Da konzentrier ich mich jetzt einfach auf den Titel, weil der ja unterschiedliche Wirkungen entfacht hat. Dann trag ich da doch nochmal was zum Summenbild bei. Tatsächlich empfinde ich den Titel als sehr gelungen. Genau, wie es Deine Intention war, Claudia, verhindert der Titel eine übertriebene Geistesschwere oder Einengung der Zeilen und bringt sogar in dieser gefühlten Entschleunigung der Zeitlupe noch eine weitere Ebene mit ein. Dabei korrespondiert der Begriff dennoch für mich sehr gut mit dem Inhalt des Gedichts. Die Widerständigkeit könnte sich einerseits aus dem Anglizismus ergeben, viele Leser "traditioneller" Lyrik sind eine gewisse Polyglossie in der Lyrik einfach nicht gewohnt und fremdeln dann etwas. Aber vielleicht sollte man dieser Haltung nicht allzu vorauseilend nachgeben? Und dann kann sich die Widerständigkeit auch ganz einfach daraus ergeben, dass die Abkürzung slomo vielleicht manch einem einfach nichts sagt und es sich wie ein Buchstabenverdreher von Slalom liest (?). Das könnte natürlich durch Ausschreiben "behoben" werden, aber ich find den Titel dann fast zu lang.
Aber ich glaube, am Ende des Tages, wäre auch ein Titel, der nicht alle Herzen gewinnt, kein wirkliches "Problem" für ein Gedicht. Und ich mag ihn wie gesagt. Sehr sogar. :)
LG!
S.
 

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Mitglied
Genau, wie es Deine Intention war, Claudia, verhindert der Titel eine übertriebene Geistesschwere oder Einengung der Zeilen und bringt sogar in dieser gefühlten Entschleunigung der Zeitlupe noch eine weitere Ebene mit ein. Dabei korrespondiert der Begriff dennoch für mich sehr gut mit dem Inhalt des Gedichts.
Hey, sufnus!

Besten Dank für diese Rückmeldung! Es ist natürlich erfreulich, wenn etwas genau so ankommt, wie man das selbst sieht und empfindet - vor allem, weil es ja genau dafür keine Garantie gibt.

Die Widerständigkeit könnte sich einerseits aus dem Anglizismus ergeben, viele Leser "traditioneller" Lyrik sind eine gewisse Polyglossie in der Lyrik einfach nicht gewohnt und fremdeln dann etwas. Aber vielleicht sollte man dieser Haltung nicht allzu vorauseilend nachgeben? Und dann kann sich die Widerständigkeit auch ganz einfach daraus ergeben, dass die Abkürzung slomo vielleicht manch einem einfach nichts sagt und es sich wie ein Buchstabenverdreher von Slalom liest (?). Das könnte natürlich durch Ausschreiben "behoben" werden, aber ich find den Titel dann fast zu lang.
Ja, da hin gehen auch meine Vermutungen. Die Super Slow Motion fand ich auch zu lang. Mir war bewusst, dass die inzwischen durchaus gängige Kurzform der Slomo nicht jedem geläufig ist und vom Klang her doch seeehr modern und sloppy rüberkommt...aber genau diesen Kontrast zum dazugehörenden Naturgedicht wollte ich ja so. Weil's ja um mehr geht als bloßes Schwelgen in schönen Naturaufnahmen.

Schön, dass du das auch so siehst (und ums Sehen geht es ja in erster Linie hier im Text...wenn man genau hinsieht ;) ).

Herzliche Grüße,
fee
 

Perry

Mitglied
Hallo Claudia,
ich habe die Titeldiskussion gern mitverfolgt, weil ich durchaus Wert darauf lege einen Mittelweg zwischen Leseanreiz und Inhaltsbezug zu finden.
Mein Ansatz, geht oft in die Richtung einen Bogen vom Schlussbild zurück zum Titel zu schlagen.
In diesem Sinn würde mir "haltlos" gefallen, würde auch zum "Fall" im Anfangsbild passen. ;)
LG
Manfred
 

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Mitglied
einen Mittelweg zwischen Leseanreiz und Inhaltsbezug zu finden.
Mein Ansatz, geht oft in die Richtung einen Bogen vom Schlussbild zurück zum Titel zu schlagen.
Ein schöner Ansatz, wie ich finde. Danke für deine Einlassung, Manfred.

Schön, zu lernen, wie KollegInnen das so handhaben. ;)

Ich habe manchmal ganz konkret von Anfang an einen Titel im Kopf - meist hat er dann mit dem initialen Gefühl zu tun, das mich dazu bewegt hat, den Text zu schreiben. Manchmal aber - meist bei den eher assoziativer geschriebenen Texten - ist der Titel eher ein Arbeitstitel für mich. So, wie man bei einem abstrakten Gemälde ja auch oft "ohne Titel" wählt, damit so viel offen bleibt für den Betrachter wie möglich.

Ich fände "haltlos" in diesem Sinne auch zu eindimensional für die Erschließung des Textes. Das klammert ein paar Ebenen völlig aus und fügt eine hinzu, die gar nicht drin steckt. Dank dir aber für den Vorschlag.

LG,
Claudia
 



 
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