Suzanne

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Mitglied
Eine Hommage an Suzanne Vega und Leonard Cohen; zwei Musiker- und PoetInnen, die mich tief beeindruckt und geprägt haben.



Suzanne,

du wünschtest dir damals,
dass Sprache flüssig wäre.
Hofftest, sie könnte so
die flüchtige Unschärfe fangen,
die - kaum wahrgenommen -
dem Denken entflieht
und für immer verweht.

Also nahmst du mich mit
hinunter zu deinem Platz
am Fluss.
Wir lauschten den Booten,
naschten süße Orangen
und nippten an würzigem Tee.

"Es geht um die Wellenlänge"
meintest du. "Vertrau mir!"
So vermaßen wir das Wasser,
tauchten in uns ein,
in die beredte Stille
des Sommernachmittags,
sanken wie Steine
zwischen die Weisheit
jenseits der starrsinnigen Worte.

Du wolltest sie nie wieder
verwenden, erzähltest du mir
unter einer Sonne, die sich
wie Honig über uns goss,
auf unserer Haut Worthülsen
zu Krusten aus Sand trocknete.

Wir hielten die Füße still,
ließen Fischerboote an uns vorbeiziehen
wie Gedanken, blinzelten uns
Farbwolken unter die Lider,
und der Tag
floss durch unseren Geist und
brannte sich ein
in unsere makellosen Körper.






jan_2023

Die Zitate und Anleihen für einige Elemente der Bilder stammen aus den Songs "If Language Were Liquid" von Suzanne Vega und "Suzanne" von Leonard Cohen
 
Zuletzt bearbeitet:

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Mitglied
Das ist richtig schön :)
:) Danke schön, lieber Arthur! :)


PS: wenn dir das gefällt, empfehle ich dir auch die beiden Songs anzuhören, die mich dazu inspiriert haben. Suzanne Vegas "if language were liquid" und das ebenso grenzgeniale wie schöne "Suzanne" natürlich von Leonard Cohen. Beide haben mich tief geprägt und beeindruckt.
 

sufnus

Mitglied
Hi Fee! :)
Wer wollte Deine gefühlvollen Zeilen, hoffnungsgespiegelt und wehmutgestimmt, in deutungsschwere, zum Wort verfestigte Gedanken einmauern?
Der Kommentator gibt sich hier mal halbgeschlagen. Halbschlagsahne quasi. Nicht ganz flüssig, aber auch nicht solide gefügt. Vielleicht ähneln einige Bilder eher einem Aroma als einer Flüssigkeit, man kann sie schmecken, aber es fällt schwer, darin etwas aufzubewahren. In Flüssigkeiten mit einem Wassergehalt von 85-88% habe ich hingegen schon manche schöne Erinnerung aufbewahrt. Andere Flüssigkeiten sind noch flüchtiger, die überlasse ich den höheren Mächten (Part des Anges). Aber ich schweife ab.
Dein Gedicht hat mir sehr viel Freude gemacht! :)
LG!
S.
 

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Halbgeschlagen mag ich Schlagobers am liebsten, lieber sufnus.

Gerne bin ich deinen Abschweifungen zum Text ;) gefolgt und habe deren Aroma erdbeergleich mit der halbgeschlagenen Sahne genossen. Vielen lieben Dank! Die Freude ist ganz meinerseits.

Dir, lieber Andreas, herzlichen Dank für die dagelassenen Sterne!

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24675

Gast
Lyrischer Impressionismus – ich weiß nicht, ob es so etwas gibt, dein Gedicht wäre es. Die inspirierenden Lieder dazu kenne ich nicht, interessieren mich auch nicht. Im Gegenteil: Das so eindringlich Gemalte muss für meinen Geschmack nicht auch noch gedanklich untermalt werden. Ein einziges Wort halte ich, mit Verlaub, in deinem Text für störend (weil von der Grundstimmung abdrehend): "makellosen". Vielleicht Geschmacksache. Gruß lP
 
naschten süße Orangen

Hey Fee,
Eine Homage an Leonard Cohen, wie sie schöner nicht sein könnte. Your're the deepest thinker arround here, that's for sure...
Suzanne takes you down to her place near the river
You can hear the boats go by, you can spend the night beside her
And you know that she's half-crazy but that's why you want to be there
And she feeds you tea and oranges
Made my day...
Beislgrüße
 

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Mitglied
Wow! Was für ein Echo! Vielen, lieben Dank an alle!

Ich bin etwas erstaunt, dass trotz des sehr deutlichen Zitats in der zweiten Strophe und des Titels offensichtlich noch keiner auf Leonard Cohen gekommen ist (außer Hans, wie ich gerade sehe). Auch Suzanne Vega halte ich für nicht allzu unbekannt (wenn auch etwas weniger als Mr. Cohen). Auch sie zitiere bzw. übersetze ich in der ersten Strophe reichlich nah am Original, um das Zitat als solches möglichst deutlich zu machen. Nicht, dass es wirkt, als hätte ich plagiiert!!!!

Daher möchte ich hier deutlich sagen, dass jeweils 33,3% eures Lobes Suzanne Vega und Leonard Cohen gebühren. Der Text ist als eine Hommage an deren großes poetisches Denken und Können gedacht und wer die Songs kennt oder sich die Lyrics zu Gemüte führt, wird erkennen, dass ich zu einem guten Teil deren Bilder zitiere oder weiterspinne. Mit ihnen jongliere im Text. Sie neu kombiniere und mit ein wenig Zugabe von Eigenem zu etwas anderem mache, das dennoch ganz laut beider Echo in sich trägt. Das war mein Anliegen - zwei Liedtexte und LiedermacherInnen zu würdigen.

Ich war nicht sicher, wie deutlich ich das in der Präsentation machen sollte - und vor allem auf welche Weise. Ich habe auf jeden Fall nun die Lieder als Zitatquellen als Fußnote hinzugefügt und den Text als Hommage deutlicher gemacht.

LG,
fee

PS an lyrikPower: der "makellose Körper" ist ein Zitat und war für mich unverzichtbar.
 
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Mitglied
Hey Fee,
Eine Homage an Leonard Cohen, wie sie schöner nicht sein könnte. Your're the deepest thinker arround here, that's for sure...

Made my day...
Beislgrüße
Danke, lieber Hans!

You've just made mine! ;)
Schon mal die Texte von Suzanne Vega unter die Lupe genommen oder ihre Songs gehört? Die beiden könnten Geschwister sein...
Ich kann sie dir wärmstens empfehlen (und ihre Stimmlage kann ich perfekt nachsingen...ist genau meine ;) ).

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24675

Gast
Hi Fee,
im Vorspann zu deinem Text sprichst du von einer Hommage an Cohen und Vega – im Nachspann schreibst du: "… wer die Songs kennt oder sich die Lyrics zu Gemüte führt, wird erkennen, dass ich zu einem guten Teil deren Bilder zitiere oder weiterspinne." Der Nachspann als Vorspann wäre die sinnvollere Wahl gewesen, das hätte mich davon abgehalten, "deren Bilder" als die deinen zu bewerten. Nichts für ungut.
lP
 

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Mitglied
das hätte mich davon abgehalten, "deren Bilder" als die deinen zu bewerten.
Ich habe weiter oben nicht umsonst geschrieben, dass ich mir unsicher war, wie ich das beim, am, vor dem, nach dem Text richtig "darstellen" sollte und die Bilder sind ja nicht 1:1 "kopiert, sondern schon meine - allerdings eben mit vielen (aber nicht alleine mit) Puzzleteilen aus deren Liedtexten geschaffen und es stand von Anfang an ganz oben über dem Text ein Hinweis, der auf zwei große KünstlerInnen hinwies. Diese hatte ich zuerst nicht namentlich genannt, weil ich - was wohl naiv war - annahm, es würde zumindest einen von ihnen ohnehin jeder sofort erkennen und weil der Liedtitel selbst auch beide ins Spiel bringt (einmal als Liedtitel des Cohen-Songs und einmal als Vorname der Liedermacherin). Und in meiner Antwort auf den ersten lobenden Kommentar von Arthur habe ich die beiden und die betreffenden Songs ja dann auch sofort namentlich genannt.

Keine Angst - ich weiß, was ein Plagiat ist und was nicht, und du wurdest hier bestimmt nicht von mir vorgeführt, falls du das befürchtest.

Vielleicht ist "zu einem guten Teil" vom Maß her übertrieben formuliert (und war wohl unglücklich gewählt und ist meiner Verehrung für die beiden Liedtexte geschuldet...ebenso wie die Prozentaufteilung vermutlich). Und "deren Bilder zitiere" ist bei genauerer Überlegung nicht ganz treffend. Ich kann es - weil es so dicht verwoben ist - nicht abschätzen, ehrlich gesagt. Ich hab das jetzt mal oben beim Text so umformuliert, wie es wohl eher trifft....
 
Zuletzt bearbeitet:

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Mitglied
Ich habe mal, zur Verdeutlichung (auch nochmal zur eigenen und um etwaige Detektivarbeit zu ersparen) die verwendeten Collage-Teilchen und Zitate fett markiert, die ich verwendet habe. Das sollte klarer machen, welche Bilder von mir sind und wieviel "Eigenleistung". Wichtig ist vielleicht auch noch zu wissen, dass die einzelnen "Collage-Worte" auch von mir in einen anderen Kontext gesetzt wurden.

Suzanne,

du wünschtest dir damals,
dass Sprache flüssig wäre.
Hofftest, sie könnte so
die flüchtige Unschärfe fangen,
die - kaum wahrgenommen -
dem Denken entflieht
und für immer verweht.

Also nahmst du mich mit
hinunter zu
deinem Platz
am Fluss.
Wir lauschten den
Booten,
naschten süße Orangen
und nippten an würzigem Tee.

"Es geht um die Wellenlänge"
meintest du. "Vertrau mir!"
So vermaßen wir das Wasser,
tauchten in uns ein,
in die beredte Stille
des Sommernachmittags,
sanken wie Steine
zwischen die Weisheit

jenseits der starrsinnigen Worte.

Du wolltest sie nie wieder
verwenden
, erzähltest du mir
unter einer Sonne, die sich
wie Honig über uns goss,
auf unserer Haut Worthülsen
zu Krusten aus Sand trocknete.

Wir hielten die Füße still,
ließen Fischerboote an uns vorbeiziehen
wie Gedanken, blinzelten uns
Farbwolken unter die Lider,
und der Tag
floss durch unseren Geist und
brannte sich ein
in unsere makellosen Körper.
 
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sufnus

Mitglied
Hi Fee,
im Vorspann zu deinem Text sprichst du von einer Hommage an Cohen und Vega – im Nachspann schreibst du: "… wer die Songs kennt oder sich die Lyrics zu Gemüte führt, wird erkennen, dass ich zu einem guten Teil deren Bilder zitiere oder weiterspinne." Der Nachspann als Vorspann wäre die sinnvollere Wahl gewesen, das hätte mich davon abgehalten, "deren Bilder" als die deinen zu bewerten. Nichts für ungut.
lP
Hi lP,
ich seh jetzt nicht ganz, was Dich genau stört (ob Dich überhaupt wirklich etwas stört) - im "schlimsten Fall" hast Du das Gedicht durchgelesen und dabei gedacht, Donnerwetter ... flüssige Sprache ... Orangen naschen .... es geht um die Wellenlänge .... das sind aber schöne Sprachbilder, wie ist die Fee bloß da drauf gekommen? Und dann im Nachspann merkst Du halt ... aha ... das ist ein Pastiche, eine Verbeugung vor den beiden Songs. So what? :)
Intertextualität ist ein wesentliches Merkmal in der Kunst und die erlaubte (erwünschte!) Bandbreite reicht von der stilistischen Nachahmung, die man bei Deinen Morgensterniaden studieren kann, geht weiter zur Verwendung von Zitaten wie bei Fee und hat im Cento, welches komplett aus vorgefundenen, neu kombinierten Textbausteinen besteht, noch längst nicht den Schlusspunkt erreicht. Zum Thema Cento empfehle ich übrigens Reineckes "Sleutel voor de hoogduitsche Spraakkunst" ein stupendes Cento-Sammelsurium!
Das Plagiat ist eher ein Thema wissenschaftlicher Texte als eines künstlerischer Texte (Brechts Diktum von der "laxen Haltung" in Fragen geistigen Eigentums trifft den Punkt). Natürlich gibt es die Causa Celan vs. Claire Goll (die ein weit trüberes Licht auf Claire Goll als auf Celan warf, aber letztlich nur Verlierer zurückließ), aber eigentlich geht das alles an der Sache vorbei.
Mein Lieblingsstückchen über die Frage geistigen Eigentums ist übrigens Ernst Jandls Gedicht "ein gleiches" - google-findbar auf Lyrikline, ein wirklich ganz wunderbares Gedicht meines Lieblingsjandls! :)
LG!
S.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Ganz wunderbar zu lesen, liebe Claudia! Und erleichternd, dass andere sich ausgiebig geäußert haben ... ich mag im Moment nicht so viel reden.

Kristian
 

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Mitglied
Meinen allerbesten Dank, lieber sufnus,
für Beitrag #14!!!!!

eines der besten gedichte, die ich hier je gelesen habe...........LG
Jöh! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, lieber Oliver.
Meinen herzlichsten Dank für dieses schöne Lob und die Sterne!

Und auch dir, lieber Kristian,
herzlichen Dank für den Kommentar und die großzügig gegebenen Sterne!

Ich muss mich für viele Sterne auch noch bei Tula, rainer Genuss und dio bedanken!!! Oh, und eben sind noch welche von Patrick dazugekommen, wie ich sehe....lieben Dank!!!!) Hab mich riesig darüber gefreut! Danke!

LG euch allen!
fee
 



 
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