(t)rotzig

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die zartheit die versteckt sie
in klobig harten stiefeln
ihre konturen in pullis oversize
sie hält sich ständig fest an
viel zu langen ärmeln
kaut ihre lippen blutig
und hofft dass keiner weiß
wie's tief tief in ihr drin
so aussieht denn es fällt
nie licht in sie hinein durch
die löcher in den strümpfen
in nase lippen ohren
in träumen stets verloren
wovon - sie sagt es nicht
kann nur die nase rümpfen
und rotzt es ins gedicht





.feb_2024
 
Zuletzt bearbeitet:

Anni123

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leider trauen sich heute viele Menschen nicht mehr authentisch zu sein, liebe Free
Vielleicht und rotzt dir's ins Gesicht?
Nur Mjjt zum "Anderssein" ;) - ich schaff es seit 65 Jahren :) LG von Anni
 

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Lieben Dank, @Johnson und @Anni123 ,

fürs Vorbeischauen, Reinlesen und die Rückmeldungen in verbaler wie auch sterniger Form.
Der Mut zum Anderssein ist oft das Einzige, was bleibt, wenn man - warum auch immer - nicht mit dem Strom schwimmt. Bis zu einem gewissen Grad hat man da ja keine Wahl...mal ist man einfach ins falsche Umfeld hineingeboren, mal kann man mit bestimmten Familientraditionen oder Verhaltenscodices der Umgebung nicht warm werden, weil man anders (leicht verschoben) wahrnimmt, was geschieht (oder im System auch einfach nur die Rolle des schwarzen Schafes zugedacht bekommt).

Als Kunsterzieherin hatte ich etliche dieser jungen Menschen in Klassen sitzen und beobachtet, wie sie entweder leise rebellierten oder auch laut. Wie sie nicht oder falsch, weil nur oberflächlich wahrgenommen wurden unter dieser äußeren Hülle, die Protest und Rückzug zugleich darstellt. Und so gut wie immer waren das unheimlich spannende, kreative Köpfe und manche schrieben eben auch Gedichte und/oder Liedtexte - fanden also eine Stimme für ihre inneren Kämpfe mit einer Gesellschaft, die der Oberfläche viel zu viel Wert beimisst.
Und da steckt eine Menge Mut dahinter, das so zu verarbeiten anstatt nur sinnlos zu rebellieren. Und ein Teil von mir kann sich da schon immer identifizieren. Mir fehlte nur als Teenager die seelische Ausstattung, zu protestieren...ich habe das mit etwas Verspätung nachgeholt. ;) Schaffe es "wissentlich" also noch nicht ganz so lange. ;)

Die einen rotzen in Gesichter, ja. Die anderen ihre Gedanken in Gedichte. Und die sind irgendwie der nicht wegleugenbare Beweis dafür, dass man aus nicht so guten Gefühlen doch auch etwas Schönes machen kann anstatt es in Hass zu verwandeln. Das fand ich schon immer faszinierend.

LG euch beiden!
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