TAG I

Max Neumann

Mitglied
TAG I

schimmern
silber auf dem wasser
jugendliche am ufer bunt
ausrufe und weltengesuche
gleichgültigkeit und sehnsucht

wie alle
alle wie sie wie
alle
wie sie sind

gleichgültigkeit eines tages aus
helligkeit und albernheit
glitzernden märchen
trockenen tüchern

tücher gegerbt wie: haut
zwischen
stirn wangen mundwinkeln
des mannes im anzug in
frankfurt am main

winkel loser erinnerungsfurchen
im gesicht von einem der wie
TAG I
gleichgültigkeit verabscheut und vorantreibt
um dem leben

gleichzukommen

um zu versuchen anderen
die es anderen ihren
brüdern und schwestern
gleichtun gleichzutun

bruder: öffne
beine finger flügel
verabscheue
mich / ihn

singe zur schwester aus gold
besinge die gültige

befliege alle lall'nden
vergiss nicht die stätte

den weg
zum heim
die zugfahrpläne

merke dir das heim
bruder
höre zu

es ist ein ort zwischen
erinnern und vergessen
mythen und faltanleitungen

wie zwischen
gleich und keit
das gültige

vergiss bruder nicht wie
es zu vergessen gewesen sein wird
das vergessen deiner jahre

den jahren um
erinnerungen und sümpfe
einzusanden

die äcker bruder

harke und rechen
sichel und drescher
felder und kerne
bullen und sterne
 

Tula

Mitglied
Hallo Tissop

Ein interessanter Text, ich erlese mir hier einige Widersprüche im Kampf gegen Gleichgültigkeit und sozial-genormte Gleichheit. Das erste mag sicher, oder zumindest teilweise, aus dem zweiten erwachsen.

Ich überlege wie du auf den Titel-Helden gekommen bist. Ich weiß, es gibt einen Film TAG, den ich aber nicht weiter kenne. Allgemein verwirrend ist der sprachliche Bezug zum deutschen Tag vs. englischem tag. Mir fehlt wahrscheinlich eine Eselsbrücke, frage mich aber auch, ob es für die Aussage des Gedichts den TAG braucht. Insgesamt habe ich mit der zweiten Hälfte einige Verständnisprobleme. Vielleicht kannst du da etwas nachhelfen.

LG
Tula
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo Tula,

danke für deinen Kommentar. Interessant, dass du auch ein wenig mit dem Bezug zum Englischen "tag" aneckst. Geht mir manchmal auch so, jedoch insgesamt ist es für mich verschmerzbar, denn ich habe eine ganze Reihe Gedichte geschrieben, welche alle mit dem Wort "Tag" beginnen im Titel und dann eben der Reihe nach kleine Fortsetzungen ergeben, markiert durch Zahlen im Titel. (Also Tag I, Tag II usw.) Mit diesem Bezug erscheint der Titel vielleicht logischer.

Einen Titel-Helden gibt es nicht, sondern ein lyrisches Ich, das mitunter über andere Menschen sich äußert.

Was deine Anregung zu einer Erklärungshilfe anbelangt, muss ich leider passen. Denn ich interpretiere meine eigenen Texte grundsätzlich nicht, sorry.

Mir fiel auf, dass viele Dichter und Autoren das hier in der Leselupe tun, finde ich auch völlig okay, aber selbst mache ich das nicht, da ich in Sorge bin, daraus könne eine Schreibblockade entstehen.

LG

Tissop
 



 
Oben Unten