Diese Geschichte liegt mir gerade sehr am Herzen.
Sie ist noch lange nicht fertig und ich hoffe, dass ich sie regelmäßig fortsetzen kann, falls sie hier ein kleines Publikum findet
Falls ihr einige Bilder zu der Geschichte sehen wollt oder selbst welche zeichnen möchtet, dann schaut mal auf meine HP:
http://www.teardrop.de.tf
Unter "A Vampire's Diary"
Zweiter Eintrag
Vor kurzem ist die Nacht hereingebrochen. Sie ist wunderschön und klar und die Sterne sind so wundervoll. Sie sind so beständig und mein einziger Halt.
Der Mond scheint zu mir herein und sein Licht reicht aus, um zu schreiben, auch wenn ich es gar nicht bräuchte. Doch ich bin mir sicher, dass auch ein Mensch hier sehen könnte.
Doch ich will fortfahren mit meiner Geschichte:
Meine kleine Welt war erschüttert von dem Tod meiner Mutter und nichts schien mehr zu sein wie zuvor. Ich vermisste ihre Stimme, die mir abends vorsang, ich vermisste ihre Geschichten, die sie mir stets erzählte und ich vermisste ihr Lachen. Mir fehlte ihr Geruch, ihre warme, weiche Haut, ihre Lippen, die mich vor dem Einschlafen immer auf die Stirn geküsst hatten. Ich erinnere mich noch genau an ihre Hände. Sie ließ es sich nie nehmen, mich zu baden, sie wollte es niemals meine Kinderfrau tun lassen. Ihre Hände, wie sie mich badeten, wie sie mich hochhoben. Sie waren zart und einzigartig. Sie gestikulierte mit ihnen, wenn sie mir von fernen Ländern, von Prinzessinnen und Fabeltieren erzählte und wie gebannt starrte ich immer auf ihre Finger, die im Schein des Mondes tanzten und die Geschichte zum Leben erweckten.
Sie fehlte mir so.
Ich genoss die Ausbildung einer Prinzessin, lernte mich wie eine zu bewegen, so zu sprechen und mich entsprechend zu benehmen. Gleichzeitig lernte ich mit meinen Brüdern bei einem Hoflehrer und erhielt somit eine allumfassende Bildung in den Naturwissenschaften und vielem mehr.
Überall wo ich auftauchte sagte man mir, wie sehr ich meiner Mutter ähnlich sei. Doch es war nur äußerlich, denn ich lachte nicht so viel wie sie und ich besaß nicht ihr Talent, mit Worten zu spielen und die Menschen damit in einen Bann zu ziehen.
Meine größte Aufgabe war die, bei der alten Frau in der Hexerei unterrichtet zu werden und für meine kleine, neugeborenen Schwester zu sorgen. Sie war ein kleiner Engel und ich trug sie immer bei mir, wenn ich nicht gerade im Dschungel unterwegs war. Mein Vater gab ihr den Namen meiner Mutter: Juliet. Sie war ein kräftiges Baby und mein Vater betrachtete meine Umsorgungen mir Wohlwollen und er ließ mich gewähren.
Das einzige, um das er mich wirklich bat, war, jedes Mahl mit ihm zusammen einzunehmen. Dann saßen wir allein am Tisch und unterhielten uns. Manchmal ertappte ich ihn, wie er mich anstarrte und ich glaube, dass er in mir meine Mutter sah. Er war ein sehr guter Vater für mich und meine Geschwister. Doch trotz allem musste ich meine Ausflüge in den Wald vor ihm verheimlichen, denn er war sehr gläubig und hätte mir den Umgang mit der alten Frau niemals erlaubt.
Natürlich versuchte er, mich der Religion nah zu bringen, doch ich konnte niemals daran glauben. Ich hörte zu, sprach jedoch nicht, wie es meine Angewohnheit war, und machte mir meine eigenen Überlegungen. Ich konnte nicht glauben, dass eine Allmacht, die gut sein soll, mir meine geliebte Mutter genommen hat. Warum, wenn sie so allmächtig ist, hat sie meine Mutter nicht am Leben gelassen? Und woher soll ein Mensch wissen, was nach dem Tode kommt? Niemand war schon mal tot und ich weigerte mich, an die Religion und ihre Schriften zu glauben, doch ich äußerte es nicht, um meinen Vater nicht zu beunruhigen.
Doch ich will mehr über die Zeit, die ich bei der Frau verbrachte, erzählen. Niemals nannte sie mir ihren Namen, doch es kam, dass ich sie Großmutter nannte. Ich weiß nicht mehr, ob sie es mir anbot oder ob ich es von allein tat, doch ich kannte meine Großmutter mütterlicherseits nie und ich wünschte mir so sehr, dass diese Alte meine Großmutter sei.
Sie lehrte mich zuerst, Kräuter zu erkennen, zu unterscheiden und zu sammeln. Sie wusste genau, wo man nach welchem Kraut suchen musste und ich lernte schnell, es ihr nachzumachen. Anschließend erklärte sie mir die Wirkungen der Kräuter, vom Gift über die Droge bis zur Medizin. In der Bibliothek meines Vaters schlug ich die vielen Kräuter nach und versuchte, ihre Wirkung zu ergründen. Bei manchen gelang es mir, doch andere waren in den Büchern überhaupt nicht zu finden. Ich besorgte mit Papier, Feder und Tinte und schrieb meine Entdeckungen heimlich auf. Ich versteckte die Aufzeichnungen im Garten in einem hohlen Stein.
Bald schon war es an der Zeit, dass ich lernte, bestimmte Tränke zu mischen und ihre Wirkung zu bestimmen. Auch trug Großmutter mir auf, selbst Kräuter zusammen zustellen um bestimmte Wirkungen hervorzurufen. Anfangs war ich dabei sehr unbeholfen, doch es gelang mir stets besser.
Zu dieser Zeit begann ich, zu begreifen, dass Großmutter meine Mutter hätte retten können, mit ihrer Medizin und ihrem Wissen. Ich begann umso mehr, mich in die Kräuter zu vertiefen und ich braute eine Medizin, wenn jemand krank wurde, um sie daraufhin heimlich in das Essen des Kranken zu mischen. Meist zeigten meine Mischungen eine gute Wirkung und wieder schrieb ich meine Beobachtungen auf.
Ich war vielleicht acht Jahre alt, als ich die Kräuter des Dschungels beherrschte und Großmutter mich in die weiße Magie einführte.
Juliet war gerade zwei Jahre alt und ich begann, sie länger allein zu lassen, um mich zu Großmutter zu begeben. Glücklicherweise war der Hof meines Vaters so groß und ich war so ruhig, dass niemand etwas vermutete und ich konnte ungestört bis zum nächsten Mahl weg bleiben.
Großmutter erklärte mir als erstes die Kräfte der Astralkerzen. Ich erlernte, ihre Wirkung an ihrer Farbe zu bestimmen und wieder versuchte ich, dies anhand der Bücher in der Bibliothek zu erklären, doch es gelang mir nicht. Großmutter sagte, dass es nicht möglich sei, da dieses Wissen nur mündlich an auserkorene Mädchen weitergegeben würde und dass es niemals in falsche Hände gelangen dürfe.
Ich führte meine Schriften fort und hatte schon viele Bücher gefüllt. Ich war neugierig auf die Magie und verschlang jedes Wort, das Großmutter sagte. Ich wusste, was sie mir ermöglichte und es erfüllte mich mit Trauer, dass ich dies alles nicht früher wusste. Ich hätte meiner Mutter helfen können.
Als ich meinen zwölften Monsun erlebte, kannte ich viele Rituale und meine Ausbildung bei Großmutter war beinahe abgeschlossen. Sie wunderte sich immer wieder, dass es so schnell ging. Ich liebte sie zu diesem Zeitpunkt beinahe so sehr, wie ich meine Mutter geliebt hatte. Trotz meinem Wissen fehlte mir noch etwas, was ich all die Jahre insgeheim erstrebt hatte: Ich wollte mit dem Geist meiner Mutter Kontakt aufnehmen. Ich wusste, dass es möglich war und ich wusste alles, was ich darüber hatte wissen müssen. Doch niemals gelang es mir. Und Großmutter konnte mir nicht sagen, was ich falsch machte, denn man musste dieses Ritual allein durchführen. Ich wusste, dass es viele Arten von Geistern war und die grobste Unterscheidung war jene, erdgebunden oder aufgestiegen zu sein. Ich wusste, dass man erdegebundene sehr einfach rufen konnte und ich hatte dies schon einige Male geschafft. Doch ich wusste auch, dass die erdgebundenen niedere Geister waren und ich war überzeugt, dass meine Mutter aufgestiegen war.
Großmutter war zu alt, um höhere Geister anzurufen, ihr Herz war zu schwach und ihre Konzentration ließ zu schnell nach. Und ich konnte es nicht. Jedesmal, wenn ich das Ritual vollzog und danach erschöpft und entmutig zusammensank, weinte ich leise um den Verlust, der mein ganzes Leben überschattete.
Ich erinnerte mich daran, dass Mutter einst zu mir sagte, dass nach dem Tod der größte Wunsch der Seele Wahrheit wird und sie würde sich wünschen, ewig bei mir zu sein. Ich wollte so gern daran glauben. Doch ich konnte sie nicht sehen, nicht spüren, wie sollte ich daran glauben?
Ich fragte Großmutter nach dem Tod und sie sagte, sie wisse nur von niederen Geistern, dass sie gebunden an die Erde sind und dass die anderen aufgestiegen sind. Ich begriff, dass Großmutter selbst es auch niemals geschafft hatte, einen aufgestiegenen Geist anzurufen und Angst stieg in mir auf. All die Jahre trug ich die Hoffnung in mir, durch Großmutters Ausbildung wieder mit Mutter reden zu können, doch diese Hoffnung schwand dahin. Sollte ich meinen hellsten Stern wirklich für immer verloren haben? Nacht für Nacht, wenn ich nur noch die gleichmäßigen Atemzüge Juliets hörte und mir ihres Schlafes sicher sein konnte, traten meine Tränen leise hervor und mein kurzes Leben erschien mir so sinnlos.
Trotzdem wollte ich für Vater und Juliet da sein, wie ich es meiner Mutter in ihrer letzten Stunde versprochen hatte.
Ich habe noch so viel zu berichten, doch der Hunger quält mich. Die Nacht ruft und ich muss fort.
Ich wünschte, Mutter könne bei mir sein.
Sie ist noch lange nicht fertig und ich hoffe, dass ich sie regelmäßig fortsetzen kann, falls sie hier ein kleines Publikum findet
Falls ihr einige Bilder zu der Geschichte sehen wollt oder selbst welche zeichnen möchtet, dann schaut mal auf meine HP:
http://www.teardrop.de.tf
Unter "A Vampire's Diary"
Zweiter Eintrag
Vor kurzem ist die Nacht hereingebrochen. Sie ist wunderschön und klar und die Sterne sind so wundervoll. Sie sind so beständig und mein einziger Halt.
Der Mond scheint zu mir herein und sein Licht reicht aus, um zu schreiben, auch wenn ich es gar nicht bräuchte. Doch ich bin mir sicher, dass auch ein Mensch hier sehen könnte.
Doch ich will fortfahren mit meiner Geschichte:
Meine kleine Welt war erschüttert von dem Tod meiner Mutter und nichts schien mehr zu sein wie zuvor. Ich vermisste ihre Stimme, die mir abends vorsang, ich vermisste ihre Geschichten, die sie mir stets erzählte und ich vermisste ihr Lachen. Mir fehlte ihr Geruch, ihre warme, weiche Haut, ihre Lippen, die mich vor dem Einschlafen immer auf die Stirn geküsst hatten. Ich erinnere mich noch genau an ihre Hände. Sie ließ es sich nie nehmen, mich zu baden, sie wollte es niemals meine Kinderfrau tun lassen. Ihre Hände, wie sie mich badeten, wie sie mich hochhoben. Sie waren zart und einzigartig. Sie gestikulierte mit ihnen, wenn sie mir von fernen Ländern, von Prinzessinnen und Fabeltieren erzählte und wie gebannt starrte ich immer auf ihre Finger, die im Schein des Mondes tanzten und die Geschichte zum Leben erweckten.
Sie fehlte mir so.
Ich genoss die Ausbildung einer Prinzessin, lernte mich wie eine zu bewegen, so zu sprechen und mich entsprechend zu benehmen. Gleichzeitig lernte ich mit meinen Brüdern bei einem Hoflehrer und erhielt somit eine allumfassende Bildung in den Naturwissenschaften und vielem mehr.
Überall wo ich auftauchte sagte man mir, wie sehr ich meiner Mutter ähnlich sei. Doch es war nur äußerlich, denn ich lachte nicht so viel wie sie und ich besaß nicht ihr Talent, mit Worten zu spielen und die Menschen damit in einen Bann zu ziehen.
Meine größte Aufgabe war die, bei der alten Frau in der Hexerei unterrichtet zu werden und für meine kleine, neugeborenen Schwester zu sorgen. Sie war ein kleiner Engel und ich trug sie immer bei mir, wenn ich nicht gerade im Dschungel unterwegs war. Mein Vater gab ihr den Namen meiner Mutter: Juliet. Sie war ein kräftiges Baby und mein Vater betrachtete meine Umsorgungen mir Wohlwollen und er ließ mich gewähren.
Das einzige, um das er mich wirklich bat, war, jedes Mahl mit ihm zusammen einzunehmen. Dann saßen wir allein am Tisch und unterhielten uns. Manchmal ertappte ich ihn, wie er mich anstarrte und ich glaube, dass er in mir meine Mutter sah. Er war ein sehr guter Vater für mich und meine Geschwister. Doch trotz allem musste ich meine Ausflüge in den Wald vor ihm verheimlichen, denn er war sehr gläubig und hätte mir den Umgang mit der alten Frau niemals erlaubt.
Natürlich versuchte er, mich der Religion nah zu bringen, doch ich konnte niemals daran glauben. Ich hörte zu, sprach jedoch nicht, wie es meine Angewohnheit war, und machte mir meine eigenen Überlegungen. Ich konnte nicht glauben, dass eine Allmacht, die gut sein soll, mir meine geliebte Mutter genommen hat. Warum, wenn sie so allmächtig ist, hat sie meine Mutter nicht am Leben gelassen? Und woher soll ein Mensch wissen, was nach dem Tode kommt? Niemand war schon mal tot und ich weigerte mich, an die Religion und ihre Schriften zu glauben, doch ich äußerte es nicht, um meinen Vater nicht zu beunruhigen.
Doch ich will mehr über die Zeit, die ich bei der Frau verbrachte, erzählen. Niemals nannte sie mir ihren Namen, doch es kam, dass ich sie Großmutter nannte. Ich weiß nicht mehr, ob sie es mir anbot oder ob ich es von allein tat, doch ich kannte meine Großmutter mütterlicherseits nie und ich wünschte mir so sehr, dass diese Alte meine Großmutter sei.
Sie lehrte mich zuerst, Kräuter zu erkennen, zu unterscheiden und zu sammeln. Sie wusste genau, wo man nach welchem Kraut suchen musste und ich lernte schnell, es ihr nachzumachen. Anschließend erklärte sie mir die Wirkungen der Kräuter, vom Gift über die Droge bis zur Medizin. In der Bibliothek meines Vaters schlug ich die vielen Kräuter nach und versuchte, ihre Wirkung zu ergründen. Bei manchen gelang es mir, doch andere waren in den Büchern überhaupt nicht zu finden. Ich besorgte mit Papier, Feder und Tinte und schrieb meine Entdeckungen heimlich auf. Ich versteckte die Aufzeichnungen im Garten in einem hohlen Stein.
Bald schon war es an der Zeit, dass ich lernte, bestimmte Tränke zu mischen und ihre Wirkung zu bestimmen. Auch trug Großmutter mir auf, selbst Kräuter zusammen zustellen um bestimmte Wirkungen hervorzurufen. Anfangs war ich dabei sehr unbeholfen, doch es gelang mir stets besser.
Zu dieser Zeit begann ich, zu begreifen, dass Großmutter meine Mutter hätte retten können, mit ihrer Medizin und ihrem Wissen. Ich begann umso mehr, mich in die Kräuter zu vertiefen und ich braute eine Medizin, wenn jemand krank wurde, um sie daraufhin heimlich in das Essen des Kranken zu mischen. Meist zeigten meine Mischungen eine gute Wirkung und wieder schrieb ich meine Beobachtungen auf.
Ich war vielleicht acht Jahre alt, als ich die Kräuter des Dschungels beherrschte und Großmutter mich in die weiße Magie einführte.
Juliet war gerade zwei Jahre alt und ich begann, sie länger allein zu lassen, um mich zu Großmutter zu begeben. Glücklicherweise war der Hof meines Vaters so groß und ich war so ruhig, dass niemand etwas vermutete und ich konnte ungestört bis zum nächsten Mahl weg bleiben.
Großmutter erklärte mir als erstes die Kräfte der Astralkerzen. Ich erlernte, ihre Wirkung an ihrer Farbe zu bestimmen und wieder versuchte ich, dies anhand der Bücher in der Bibliothek zu erklären, doch es gelang mir nicht. Großmutter sagte, dass es nicht möglich sei, da dieses Wissen nur mündlich an auserkorene Mädchen weitergegeben würde und dass es niemals in falsche Hände gelangen dürfe.
Ich führte meine Schriften fort und hatte schon viele Bücher gefüllt. Ich war neugierig auf die Magie und verschlang jedes Wort, das Großmutter sagte. Ich wusste, was sie mir ermöglichte und es erfüllte mich mit Trauer, dass ich dies alles nicht früher wusste. Ich hätte meiner Mutter helfen können.
Als ich meinen zwölften Monsun erlebte, kannte ich viele Rituale und meine Ausbildung bei Großmutter war beinahe abgeschlossen. Sie wunderte sich immer wieder, dass es so schnell ging. Ich liebte sie zu diesem Zeitpunkt beinahe so sehr, wie ich meine Mutter geliebt hatte. Trotz meinem Wissen fehlte mir noch etwas, was ich all die Jahre insgeheim erstrebt hatte: Ich wollte mit dem Geist meiner Mutter Kontakt aufnehmen. Ich wusste, dass es möglich war und ich wusste alles, was ich darüber hatte wissen müssen. Doch niemals gelang es mir. Und Großmutter konnte mir nicht sagen, was ich falsch machte, denn man musste dieses Ritual allein durchführen. Ich wusste, dass es viele Arten von Geistern war und die grobste Unterscheidung war jene, erdgebunden oder aufgestiegen zu sein. Ich wusste, dass man erdegebundene sehr einfach rufen konnte und ich hatte dies schon einige Male geschafft. Doch ich wusste auch, dass die erdgebundenen niedere Geister waren und ich war überzeugt, dass meine Mutter aufgestiegen war.
Großmutter war zu alt, um höhere Geister anzurufen, ihr Herz war zu schwach und ihre Konzentration ließ zu schnell nach. Und ich konnte es nicht. Jedesmal, wenn ich das Ritual vollzog und danach erschöpft und entmutig zusammensank, weinte ich leise um den Verlust, der mein ganzes Leben überschattete.
Ich erinnerte mich daran, dass Mutter einst zu mir sagte, dass nach dem Tod der größte Wunsch der Seele Wahrheit wird und sie würde sich wünschen, ewig bei mir zu sein. Ich wollte so gern daran glauben. Doch ich konnte sie nicht sehen, nicht spüren, wie sollte ich daran glauben?
Ich fragte Großmutter nach dem Tod und sie sagte, sie wisse nur von niederen Geistern, dass sie gebunden an die Erde sind und dass die anderen aufgestiegen sind. Ich begriff, dass Großmutter selbst es auch niemals geschafft hatte, einen aufgestiegenen Geist anzurufen und Angst stieg in mir auf. All die Jahre trug ich die Hoffnung in mir, durch Großmutters Ausbildung wieder mit Mutter reden zu können, doch diese Hoffnung schwand dahin. Sollte ich meinen hellsten Stern wirklich für immer verloren haben? Nacht für Nacht, wenn ich nur noch die gleichmäßigen Atemzüge Juliets hörte und mir ihres Schlafes sicher sein konnte, traten meine Tränen leise hervor und mein kurzes Leben erschien mir so sinnlos.
Trotzdem wollte ich für Vater und Juliet da sein, wie ich es meiner Mutter in ihrer letzten Stunde versprochen hatte.
Ich habe noch so viel zu berichten, doch der Hunger quält mich. Die Nacht ruft und ich muss fort.
Ich wünschte, Mutter könne bei mir sein.