Tagebuch von damals, 17. 12. 2021: Was erlaubt ihr mir

Noch in nahezu jedem Krieg gab es rund um die großen Feiertage sowas wie einen weihnachtsfriedlichen Waffenstillstand; bloß in diesem seltsamen Krieg mit dem Virus war es erstmals vorgekommen, dass man den Menschen ganz unverhohlen und mit voller Absicht auch noch das heilige Fest verderben und kaputtschießen wollte.
„Weihnachten werde ungemütlich“ ballerte man die ungeheure Drohung vor allem in Richtung der Ungeimpften, das ist gut einen Monat her.
Selbst für die ganz private Weihnacht bräuchte es plötzlich eine Sondererlaubnis, eine Genehmigung, einen amtlichen Stempel, Zutritt nur für Geimpfte.

Was erlaubt ihr mir?
Diese seltsame Frage beantwortet sich heute, am 17., schon wieder anders.
Nun also doch darf auch der Ungeimpfte mit seiner höchsteigenen Familie feiern, zumindest im kleinen Kreis, ganz ohne G-Vorschriften.
Natürlich nur vorübergehend.
Die Ausnahmeregelung gilt für die drei Weihnachtsfeiertage N° 24, 25, 26 sowie für Silvester.
Hmmmpff.

Ist das jetzt der große Kursschwenk und ein erstes Friedensangebot, da man wie angekündigt mit Worten und vielleicht Taten abrüsten wollte - oder ist es dann doch nur eine gewährte Gnade, dass auch die ungehörigen Nicht-Geimpften halbwegs ihr Weihnachten haben sollen? Eine Art sentimentale Nachsichtigkeit? Kleine Amnestie für die in Ungnade gefallenen Delinquenten?
Oder ist es gar nur das resignative Einknicken der Politik, die sich ja doch denken kann, dass sich an ein Weihnachtsverbot sowieso kaum jemand gehalten hätte? Hat man etwa unter Aufbietung einer letzten Restvernunft eingesehen, dass es keinen Sinn macht, familiäre Weihnachtsfeste zu kriminalisieren und in die privaten Wohnstuben hineinzuregieren?
Hat man das höchst schändliche Vorgehen gegen unbescholtene Bürger last minute doch noch reuig erkannt?

Was immer ausschlaggebend war, Dankbarkeitsgefühle werden sich nicht einstellen, nicht bei mir.
Für das Selbstverständliche braucht man nicht unbedingt dankbar sein.
Eher misstrauisch könnte man werden, wenn einem das Selbstverständliche plötzlich als große Güte verkauft werden soll.
Was erlaubt ihr euch mir zu erlauben.

 



 
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