Tagebucheintrag 8.3.2009

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Heinrich

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Tagebucheintrag 8.3.2009:

Heute schreibe ich zum letzten mal in dieses Tagebuch. Einst dachte ich, die Kirche wuerde keine Rolle mehr in unserer Gesellschaft spielen. Damit hatte ich zumindest zum Teil Recht. Mit einer beschraenkten Sichtweise versuchte ich nicht weit zu blicken, all das Leid und Uebel nicht zu sehen. Ja, in anderen Geselleschaften hat Religion einen hoeheren Stellenwert, in vielen. Ob das gut oder schlecht ist, wusste ich damals nicht und weiss ich auch heute nicht. Trotzdem hatte ich die Aufklaerung im Hinterkopf, die die europaeische Kultur in den Jahrhunderten durchgemacht hatte. Dies gab mir irgendwie ein Indiz. Schon damals habe ich mich gefragt, ob es gut ist ein Kind in die Welt zu setzen. Heute weiss ich, dass es mein kleiner Sohn Hilbert viel schwerer haben wird als ich es je hatte, wenn es ueberhaupt eine Chance gibt. Nach wie vor stellt sich mir die Frage nach dem Warum. War dies alles denn wirklich noetig? Wieso sind Menschen so wie sie sind? Gleichzeitig fuehle ich mich so hilflos, so schwach, so einmillardstel. Wir waren so ueberzeugt von uns und von dem was wir taten, dass wir gar nicht merkten wie ignorant wir sind. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie viel Leid es einmal gab und frueher dachte ich alles waere gut, alles ueberstanden, doch dem ist nicht so! Das Fazit spare ich mir an dieser Stelle, da es schon oft genug gesagt wurde.

Heinrich.
 

GabiSils

Mitglied
Lieber Heinrich,

hm... vielleicht hättest du das Fazit doch hinschreiben sollen? Mir ist überhaupt nicht klar, was es mit der Rolle der Kirche/Religion auf sich hat. Die Situation, die du schilderst, scheint post-Weltkrieg 3 oder so etwas zu sein. Im Grunde sagst du aber überhaupt nichts aus. Oder? Übersehe ich etwas? Ist das Menetekel hier schon Aussage genug?

Ganz klasse finde ich "ich fühle mich so einmilliardstel" :)

Gruß,
Gabi
 

Heinrich

Mitglied
Hallo Gabi,


danke, dass Du Dir auch diesen Text angesehen hast. Wieder kann ich nicht viel sagen, sonst haette ich ja gleich das Fazit in einem Satz posten koennen. Dennoch denke ich, den Leser mit Hinweisen der Intention naeher gebracht zu haben (die Menetekel musste ich erst nachschlagen). Beabsichtigt war ein apokalypisches Szenario. Wenn man jetzt noch fragt wie es dazu kam, wird klar was ich sagen wollte (hoffe ich zu mindest). Vielleicht muss ich die Gedanken, die ich beim Leser wecken will, irgendwie auch ausformulieren.

Heinrich.
 

GabiSils

Mitglied
Hallo heinrich,

ja, ein wenig mehr Hinweise wären gut; so wie es jetzt ist, sagt es eben alles und nichts aus. Man kann in viele Richtungen denken, Rolle der Kirche/Religion/Dogmen/Ideologien und ihre Auswirkungen auf die Menschen, kollektiver Haß, Verfolgung und Verführbarkeit, Verlust der Kontrolle ... aber das alles ist in der Tat nicht neu, und du weckst lediglich Assoziationen, erinnerst an "all das Schlechte in der Welt". ohne einen neuen Gedanken einzubringen, etwas Weiterführendes. So ein Text ist für mich "gutgemeint, aber was soll's?"
Hart ausgedrückt: Du hättest dir nicht nur das Fazit, sondern den ganzen Text sparen können; oder aber *deutlich* ausführlicher werden.

Gruß,
Gabi
 

Heinrich

Mitglied
gut

Hallo Gabi,


schoen, dass Du offen und ehrlich Deine Meinung schreibst. Irgengwie muss ich Dir auch Recht geben. Es ist nicht neu, auch wenn es 2009 geschrieben wird. Jedoch ist es fuer den Erzaehler (Autor des Tagebuchs) neu, denn er hat einen Prozess durchlaufen und eine Erkenntnis gewonnen, die er mitteilt. Das ist wohl nicht gut ruebergekommen.

Heinrich.
 

GabiSils

Mitglied
Hallo Heinrich,

das kommt schon rüber, die Entwicklung. Aber es wäre nur von Interesse, wenn es im Rahmen einer Geschichte stehen würde. Warum sonst sollte den Leser die Erkenntnis eines Menschen des Jahres 2009 etwas angehen? Die Warnung: denkt um, Leute, sonst ergeht es euch genau wie dem, ist zuwenig. Man denkt, da müßte noch etwas kommen, und ist enttäuscht.

Gruß,
Gabi
 



 
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