Lieber mondnein!
Hmm -
mir erläutert deine Erläuterung nur wenig - sie bringt eher weitere Rätsel ins Spiel und stellt andere Behauptungen auf, denen ich nicht zu folgen vermag.
Der Wagnersche Tannhäuser ist auch wieder so eine Melange verschiedener mittelalterlicher Dichtungen, wie sie für Wagners Werke so bezeichnend sind. Insofern sprengt er mit seiner Tannhäuser-Figur auch keine (früh)romantischen Klischees, sondern bedient sie auf vertraute - historisierende - Pseudoweise. Die Kumulation nationalträchtiger Mythen gewürzt mit drei Esslöffeln Wagnerscher Geschichtsverzuckerung (aber kein "Rokoko") und reichlich - für damalige Verhältnisse - "unerhörtem" Sex runden das Kirmesbudenspektakel ab, das zu seiner künstlerischen Legitimation natürlich der "reinen Liebe" bedarf, inklusive ihrer Todeserfüllung.
Damit konzentriert Wagner den gesammelten Schwulst des 19. Jh in einem Werk, kein Palimpsest einer frühzeitlichen Schrift also, vielmehr ein Konglomerat alter Heldensagen mit dem Ziel der moralischen Überhöhung.
Im Gedicht wird diese stillose Doppelbödigkeit zwar angedeutet, nicht aber in ihrem hemmungslosen Kitsch hinterfragt. Eher noch bewundert, indem selbst hier noch hehre, zeitlose Motive unterstellt werden.
Grüße
JB