Tanzplatz der Hexen

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Als er einst ein Kind war,
zart und klein noch von Gestalt
und eine fein geschrieb'ne Nachricht sah,
die hieß: Die Hexen tanzen bald

Schlich er sich nachts leise
fast bis zum Waldesrand
sah von fern die Hexen im Kreise
tanzen zu einer Weise

Tanzen bis zum Morgengrauen,
er hielt sich versteckt,
wurde nicht müde, sie anzuschauen,
dann wurd' er entdeckt
von einer Hexe im grünen Gewande

Sie rief: "Was macht er hier?
Es ist eine Schande!"
Er lief fort,ohne sich umzudreh'n,
dachte, um ihn wär's geschehen,
da zischte eine Hexe auf einem Besen vorbei
in schnellem Ritt,
sie hob ihn darauf und nahm ihn mit,

Sie sprach:"Abrakadabra! Eins, zwei, drei,
gleich wachst du auf und es ist vorbei!"
Er schrie auf einmal, wurde wach -
und sah, es war sein Schlafgemach.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Silberne Delfine,

dies ist ein wildes Durcheinander unterschiedlicher Versmaße. Du wechselst zwischen Jambus, Daktylus und Trochäus, und das auch noch bei sehr unterschiedlichen Zeilenlängen.

Für ein Gedicht reicht es eben nicht, dass sich etwas grob reimt. Vielleicht solltest Du Dich mal mit Verslehre befassen und Dich nicht wundern, wenn Deine Werke schlecht bewertet werden.

Gruß Ciconia
 

molly

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

da ich nun einmal eine Schwäche für Hexen habe, überlegte ich mir, wie ich Dein Gedicht anfangen würde:

Ich lief zum nahen Wald
und folgte einer Weise,
da sah ich schon die Hexen,
sie tanzten wild im Kreise.

Du müsstest jetzt alle Strophen in diesem Versmaß weiterer schreiben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Verslehren lernen

Nein Ciconia, aus welcher Schublade soll Delphine denn Deine Schublehre bzw. Verslehre holen gehen? Willst Du Lehrlinge rumschicken?

Irgendwann irgendwo in den letzten Tagen, ich denke vorige Woche wars, da hat ein kluger Mann auf Ringelnatz hingewiesen: Der reimt mit stark variierender Verslänge. Und zwar gut, sehr gut.

So viel zur "Verslehre".

Nein, es gibt Wichtigeres zu kritisieren bzw. zu beschreiben und Vorschläge zu machen.
Mir z.B. würde eine erotische Pointe ganz gut gefallen, nicht so ein bloßes Aufwachen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Ich zitiere mal aus dem Forentext:
Großer Respekt gebührt selbstverständlich dem Vermögen, ein metrisch stimmiges Reimgedicht zu verfassen.
Und dann kommst Du mit der abstrusen Ansicht
Nein, es gibt Wichtigeres zu kritisieren bzw. zu beschreiben und Vorschläge zu machen.
Allmählich wird’s lächerlich, Mondnein!

Gruß Ciconia
 

Tula

Mitglied
Hallo

ich bin kein Diplomat, aber: ihr habt beide recht (Ciconia, Mondnein):

Du wechselst zwischen Jambus, Daktylus und Trochäus

stimmt; sprachlich wirkt das dann unbeholfen. Theorie beiseite gelegt: Einfach selbst laut vorlesen

Doch die Sache mit Ringelnatz stimmt auch. Denn der 'perfekte' Reim wirkt schnell monoton, langweilig. Das ist das Geholpere vom Ringelnatz viel unterhaltsamer.

Ein erotisches Ende oder irgendeine andere Komik fände ich auch besser. Hexen tanzen auch nicht zu Weisen. Als Empfehlung und Vergleich eins vom Erich
http://www.gedichte.eu/ex/muehsam/wueste-krater-wolken2/bleib-sitzen-wo-du.php

Das Gedicht ist aber ausbaufähig. Als Inspiration für einen alternativen Anfang:

Als er ein Jüngling war,
geschmeidig, zart noch von Gestalt,
da hörte er die Alten raunen:
Die Hexen sind im Wald!
Oh! - Geh' da bloß nicht hin...

Zwar stockte ihm das Blut,
doch wollt' er sich das Grau'n beschau'n
und schlich des nachts zum Waldesrand...
Dort tanzten schöne Frau'n!
... um einen Kessel Gin...


:)

LG
Tula
 

molly

Mitglied
:) Tula, Dein Anfang gefällt mir.

Aber ich finde, erst muss man sich mal an die Metrik halten, ein Gefühl für ein Lied bekommen. Das finde ich in diesem Gedicht nicht. Bevor jemand sich an "Ringelnatz" macht, muss er erstmal reimen ÜBEN!
Bei meinem ersten Gedicht war das auch so. Ich fand es gut, die Dichter hier aber waren (zu Recht) entsetzt. Was bin ich froh, dass ich auf sie gehört habe.

Nicht verzagen, SiberneDelfine

Viele Grüße

molly
 
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Kommentare und vor allem Dank an Tula für den wunderbaren Vorschlag!

Mit Trochaeus, Jambus etc. habe ich mich schon befasst, aber vermutlich betone ich alles falsch. Es fällt mir einfach schwer, da ein Muster einzuhalten, zumindest bis jetzt.

Unterschiedliche Verslängen dagegen finde ich persönlich ganz hübsch.

Ich dachte auch, unter "Gereimtes" müsse man nicht unbedingt feste Formen einstellen?

LG SilberneDelfine
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In der Tat sollte es stimmig sein.
Das bedeutet nicht, dass es strenge Regelmäßigkeit zeigen soll.
Es bedeutet aber große Ansprüche an Genauigkeit (da Fehler in "normaler" Lyrik eher "verziehen" werden).

Ich schreibe mal, was mir hier auffiel:

Als er einst ein Kind war,
zart und klein noch von Gestalt[red],[/red]
und eine fein geschrieb[blue]e[/blue]ne Nachricht sah,
die hieß: Die Hexen tanzen bald,

[red]s[/red]chlich er sich nachts leise
fast bis zum Waldesrand[red],[/red]
sah von fern die Hexen im Kreise
tanzen zu einer Weise[red],
[/red]
tanzen bis zum Morgengrauen,
er hielt sich versteckt,
wurde nicht müde, sie anzuschauen,
[blue]doch[/blue] dann wurd[blue]e[/blue] er entdeckt
von einer Hexe im grünen Gewande[red].[/red]

Sie rief: "Was macht er hier?
Es ist eine Schande!"
Er lief fort, ohne sich umzudreh[red]e[/red]n,
dachte, um ihn wär's geschehen,
da zischte eine Hexe auf einem Besen vorbei
in schnellem Ritt,
sie hob ihn darauf und nahm ihn mit.

Sie sprach: "Abrakadabra! Eins, zwei, drei,
gleich wachst du auf und es ist vorbei!"
Er schrie auf einmal, wurde wach -
[blue]und war in seinem[/blue] Schlafgemach.



Bitte auf konsistente Zeichensetzung und konsistente Groß- und Kleinschreibung achten.
Die meisten Kürzungen habe ich aufgehoben, besser ist es klanglkich, die Endsilben nicht zu verschlucken.

Inhaltlich ist es nicht schlecht.
 
Hallo Bernd,

auch hier: vielen Dank für deinen Kommentar und dein Interesse sowie dein Lob zum Inhaltlichen.

Zur Groß- und Kleinschreibung: Ich dachte, am Anfang einer jeden Strophe würde der erste Buchstabe groß geschrieben? Ich habe zu Hause Gedichtbände, wo es so gemacht wird - und dann auch wieder nicht. Gibt es da eine feste Regel?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es gab verschiedene Regeln für Großschreibung an Vers - oder Strophenanfang.
Heute wird meist entsprechend Satzstruktur geschrieben. Es steht Dir natürlich frei, den Strphenanfang groß zu schreiben. Es sollte aber dann eine Funktion im Gedicht selbst haben.
Beispiel: Andeuten von alten Traditionen. Das sollte dann möglichst konsistent sein.
 
Hallo Bernd,

vielen Dank für die Antwort.

Ich habe jetzt noch mal in meinen Gedichtbänden gestöbert. In einigen ist es auch durchgehend so gehalten wie in deiner Verbesserung: Wenn eine Strophe an eine vorhergehende anknüpft, man also im normalem Satz klein schreiben würde, dann wird es auch im Gedicht so gemacht, obwohl es eine neue Strophe ist.

Ich freue mich, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast - ich wusste nämlich nicht, was nun eigentlich richtig ist oder nicht. Ich werde es in Zukunft so handhaben.
 
Hallo Mondnein,

ich mag Ringelnatz auch :)

Was die erotische Pointe betrifft, nun, mein Protagonist ist noch ein Kind - da hielt ich eine erotische Pointe eher nicht für so angebracht.
 



 
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