Tapetenfarbenweiß

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Aretes

Mitglied
Tapetenfarbenweiß

Sie starrt hinaus
durch weiße Schwaden
auf weiße Blumen
auf weiße Felder.

Sie dreht sich um,
sieht weiße Schalen
auf weißen Tischen
auf weißen Böden.

Piep! - steh auf!
Piep! - bleib steh'n!
Piep! - warte noch - Piep! - ein bisschen!

Du starrst sie an,
siehst die grünen strahlenden Augen,
siehst die roten lachenden Lippen,
siehst die blonden leichten Haare.

Du drehst dich um.
Du siehst sie.
Dir steigen die Tränen:
alles weiß!
 

Tula

Mitglied
Hallo
Ich verstehe es als Blick auf das Kind im Krankenhaus, möglicherweise sehr krank, und dennoch von der weißen Pracht da draußen begeistert.

Und ja, hat mich unmittelbar berührt.

LG
Tula
 
Zuletzt bearbeitet:

Aretes

Mitglied
Hallo @Tula ,
so in etwa hatte ich mir das auch überlegt. Der Aspekt mit dem Schnee passt auch sehr gut, daran habe ich gar nicht direkt so gedacht.

Danke für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass es dir gefallen hat.

LG
Aretes
 

Aretes

Mitglied
Hallo @revilo,

es wäre nett wenn du einmal kurz schreiben könntest, was unklar für dich ist.
Das ist eines meiner ersten Gedichte und ich suche immer Verbesserungsmöglichkeiten.
Danke schonmal im vorraus.

LG
Aretes
 

revilo

Mitglied
Grüß Dich, ich verstehe einfach nicht, worum es Dir geht. Aber Tula hat ja schon eine offenbar zutreffende Erklärung gegeben. Für meinen Geschmack taucht einfach das Wort "weiß" viel zu oft auf. Das Gedicht liest sich sich daher ein wenig gedrängt und aufdringlich.
 
Zuletzt bearbeitet:

revilo

Mitglied
Vollends unverständlich bleibt für mich trotz Tulas sicherlich einleuchtender Erklärung S 3. Das klingt so ein wenig wie piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.
 

Aretes

Mitglied
Hallo @revilo,
danke für deine Rückmeldung. Ich hab mal kurz aufgeschrieben wie ich mir das so vorgestellt haben. Vielleicht ist das dann klarer:confused:
Das Gedicht liest sich sich daher ein wenig gedrängt und aufdringlich.
das Gedicht soll auch ein etwas beklemmendes Gefühl hervorrufen. Ich hatte mir folgende Situation überlegt:
Eine Person (das kann eine gute Freundin, die Mutter, Schwester und sonst wer sein) ist schwer krank/ständig im Krankenhaus.
Deswegen das ganze "weiß". Ich finde das nämlich manchmal schon etwas erdrünkend.
Diese Person ist ziemlich am Ende, verzweifelt und hat nicht mehr viel Freude/Hoffnung. Deswegen ist alles für sie "weiß" also farblos.

Vollends unverständlich bleibt für mich trotz Tulas sicherlich einleuchtender Erklärung S 3. Das klingt so ein wenig wie piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb.
Dabei hab ich mich an dem Geräusch eines Herzmonitors orientiert, der durchgehend piept. Zwischen jedem "Piep" sind die Gedanken des Besuchers, welcher auch in der 4. und 5. Strophe beschrieben wird. Der sieht das Leiden der Person in all seinen Farben (deswegen die Farben). Der Besucher fühlt mit der Person.

Ich hoffe ich konnte herüberbringen, was ich meinte. Hast du vielleicht einen Tipp für mich wie ich den Herzmonitor besser darstellen kann?
Vielen Danke für die Rückmeldung
Aretes
 
G

Gelöschtes Mitglied 20939

Gast
Sehr wortgewaltig und berührend zugleich. Ausserdem liegt es in der Kunst des Schreibens vieldeutig zu sein. Ich finde den Raum für jegliche Interpretationen äusserst angenehm!
 
G

Gelöschtes Mitglied 20969

Gast
Mir gefällt das Gedicht. Ich verstehe es nicht, egal. Muss ich darüber nachdenken? Warum? Ich sehe es an wie ein Frühwerk Piet Mondrians ins Lyrische tranponiert. Eine verspielte Absurdität in weiß. Für ein "erstes" Gedicht – fünf Sterne.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
An diesem Text sollte doch noch kräftig gearbeitet werden. Es ist erkennbar, worum es geht. Aber in jedem Abschnitt ist immer ein Zuviel: das Weiße, die akkustische Gängelung, die viel zu dick aufgetragene Farbenpracht als Antwort zum überall präsenten Weiß (...die Augen sind nicht nur grün, sie strahlen auch ... die Lippen sind nicht nur rot, sie lachen auch ... blonde, leichte Haare: oje ...). Hier kommt auch noch ein unlogisches Raum/Zeitproblem hinzu: Eben hat das Du die schöne Todgeweihte (sie oben weiße Blumen = Todessymbol!) angestarrt, dann dreht sich das Du um - und sieht sie wieder oder immer noch ... ?? Die Schlussszene muss besonders einfach und still gehalten sein, bitte nicht das Wort Tränen verwenden, eher umschreibend - aber kurz und prägnant! - im Text sein.
Schließlich der Titel: Wieder zuviel ... ein Kompositum ganz unglücklicher Art! (Wenn man gemein wäre, ginge auch Rauhfasertapetenfarbenweiß ... pardon!). Warum nicht einfach Der Besuch oder so ähnlich ...?

Bitte nicht persönlich nehmen, Aretes, aber auch das Kritische ist in der Literatur zu Hause.
Trotzdem vier Sterne, denn du hast ein sehr schwieriges Thema angefasst und immerhin allgemein verdeutlichen können.

Es grüßt
Dyrk
 

Aretes

Mitglied
Hallo Dyrk (@DOSchreiber ),
danke für deine Rückmeldung. Mir sind manche Sachen die du genannt hast jetzt erst aufgefallen.
Das Raum-/Zeitproblem, hab ich überlegt, könnte ich lösen, indem ich die letzte Strophe komplett überarbeite. Was würdest du von dieser Version halten?

Du drehst dich weg.
Du kennst sie,
nur nicht in weiß.


Mit dem Titel habe ich mich auch sehr schwer getan, weil ich nicht genau wusste, ob man damit jetzt eher den Inhalt zusammenfassen oder vielleicht einen neuen Aspekt geben soll. Deinen Vorschlag (oder Kommentar) mit dem "Rauhfasertapetenweiß" finde ich eigentlich auch ganz gut, weil es ja so erdrückend wirken soll, wie es auch die Rauhfasertapeten im Krankenhaus sind.

Es wäre toll, wenn du eine kurze Rückmeldung zu der überarbeiteten letzten Strophe geben könntest.

Viele Grüße
Aretes
 

Tula

Mitglied
Hallo

Zum genannten Raum- Zeitproblem, ich sehe / lese das nicht so:

Du drehst dich um.
Du siehst sie.

Für mich hat sich bei Lyrich das Bild so eingeprägt, dass er es auch nach dem Versuch, sich abzuwenden, dennoch weiter vor dem geistigen Auge hat. Wobei die zweite Zeile dafür trotzdem ausdrucksstärker sein könnte.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo Aretes,

im Grunde ist von meiner Seite aus alles gesagt, hauptsächlich mein Einwand, dass Einiges in deinem Text sich dadurch relativiert, indem es durch Wiederholung und allzu 'lautem' Zeigen zwar bedeutend wirkt, aber das Gegenteil erreicht: Den Charakter und seine Wirkmächtigkeit zu verlieren.

Jedoch noch eine Assoziationskette: ... sie starrt aus dem Fenster auf weiße Felder ... sie dreht sich um, auf dem Tisch weiße Blumen, halb geöffnet ... aus einem schwarzen Kasten vor getünchter Wand das Piepen ... du siehst ihre grünen Augen, ihr (fremdes) Lächeln, (barfuß?) ... du drehst dich um, verschwommen siehst du das offene Laken ...

Alles Metaphern: aus der Ferne der Tod (weiße Felder), er lässt das Leben nicht zu (halb geöffnet), er ist der siegende Spielmann (schwarzer Kasten) und Verführer (grüne Augen/Lächeln), Vorbereiter (barfuß) und Vollender (Laken) seines Werks.

Das, Aretes, soll dich nicht in die Enge treiben und daran hindern, an deinem Gedicht festzuhalten. Ich fühle mich nicht besonders wohl, allzu tief in das dichterische Geschehen anderer Kollegen einzudringen. Schreib' dein eigenes Gedicht - Punkt!

Schönen Gruß von
Dyrk



 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich mag den Text so, wie er ist. Nur "Du starrst sie an, " würde ich ändern in "Du kennst sie" oder "Du erinnerst dich an sie" oder sowas, was das "pralle Farbbild" aus der aktuellen Situation herauslöst.

Im Übrigen sah ich kein Krankenhaus, sondern "modernes stylisches Leben" - draußen kalter Winter, drinnen alles in stylischem (Hochglanz-)Weiß, Agieren nach Zeitplan (z. B. per Handysignal gesteuert) und diese ganze gelackte Perfektion erfasst auch den Menschen, den man als lebensvoll kennen- und lieben gelernt hatte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Eine kühne Interpretation von jon, aber immerhin eine Interpretation - sozusagen das Kulturpendant zu Gothic. Man könnte es vielleicht Anaemic (von: blutarm) nennen. Die Lupe als Gründerin einer neuen Subkultur - warum eigentlich nicht?!

Es grüßt
Dyrk
 



 
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