Renee Hawk
Mitglied
Eine merkwürdige Begegnung
Wie jeden Donnerstag holte ich meine Tochter von ihrem nachmittäglichen Malunterricht in der „Kindermalschule Janssen“ ab. Die Malschule war leider recht verkehrsungünstig situiert; weder per Bus noch Straßenbahn erreichte man sie auch nur annähernd.
So stand ich also draußen an mein Auto gelehnt und wartete. Mit mir warteten noch andere Eltern und auch ein älterer Mann (wohl auf seine Enkelkinder).
Nach etwa zehnminütiger Wartezeit kamen einige Kinder heraus; meine Tochter war immer noch nicht dabei. Der ältere Mann sah sich die Kinder an, schüttelte mit dem Kopf und kam auf mich zu.
"Entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, wo ich bin? Ich kenne mich hier nicht aus und habe mich verlaufen."
Ich fragte ihn, woher er denn gekommen sei. Er wusste es nicht. Er wusste auch nicht, ob er alleine oder in Gesellschaft hierher gekommen war. Er wusste allerdings, dass er in dieser Stadt wohnte. Aber nicht, WO er wohnte.
Als ich ihn fragte, wie er denn hieße, sagte er:
"Das habe ich vergessen. Ich weiß es nicht. Entschuldigen Sie, aber ich muss mich an diese Situation erst gewöhnen."
***
Entgeistert schaute ich ihn an. Sammelte mich einen Moment und griff behände unter seinen Arm.
»Sie haben doch bestimmt Ihre Brieftasche dabei?«
»Ich weiß es nicht.« Seine rechte Hand tastete in Brusthöhe über seinen Mantel, dann schüttelte er den Kopf.
»Ein Portemonai vielleicht?«
Seine Hand klopfte an seiner Gesäßtasche, dann schüttelte er wieder den Kopf. »Tut mir leid«, fügte er verwirrt hinzu.
»Macht nichts, wir werden Sie schon finden«, sagte ich schmunzelnd und überspielte so meine Unsicherheit. Meine Augen flogen über die Köpfe der herausströmenden Kinder, meine Tochter konnte ich noch immer nicht entdecken. Nervös blickte ich auf meine Armbanduhr. Es wurde höchste Zeit.
»Ich muss nach oben, schauen wo meine Tochter bleibt. Sie hätte schon längst hier sein müssen. Bitte warten Sie solange auf uns.«
»Das werde ich gerne machen«, sagte er und lehnte sich an meinen Wagen, während ich in Richtung Gebäude ging und schnellen Schrittes die vierzehn Treppenstufen hinauslief.
***
Wie jeden Donnerstag holte ich meine Tochter von ihrem nachmittäglichen Malunterricht in der „Kindermalschule Janssen“ ab. Die Malschule war leider recht verkehrsungünstig situiert; weder per Bus noch Straßenbahn erreichte man sie auch nur annähernd.
So stand ich also draußen an mein Auto gelehnt und wartete. Mit mir warteten noch andere Eltern und auch ein älterer Mann (wohl auf seine Enkelkinder).
Nach etwa zehnminütiger Wartezeit kamen einige Kinder heraus; meine Tochter war immer noch nicht dabei. Der ältere Mann sah sich die Kinder an, schüttelte mit dem Kopf und kam auf mich zu.
"Entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, wo ich bin? Ich kenne mich hier nicht aus und habe mich verlaufen."
Ich fragte ihn, woher er denn gekommen sei. Er wusste es nicht. Er wusste auch nicht, ob er alleine oder in Gesellschaft hierher gekommen war. Er wusste allerdings, dass er in dieser Stadt wohnte. Aber nicht, WO er wohnte.
Als ich ihn fragte, wie er denn hieße, sagte er:
"Das habe ich vergessen. Ich weiß es nicht. Entschuldigen Sie, aber ich muss mich an diese Situation erst gewöhnen."
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Entgeistert schaute ich ihn an. Sammelte mich einen Moment und griff behände unter seinen Arm.
»Sie haben doch bestimmt Ihre Brieftasche dabei?«
»Ich weiß es nicht.« Seine rechte Hand tastete in Brusthöhe über seinen Mantel, dann schüttelte er den Kopf.
»Ein Portemonai vielleicht?«
Seine Hand klopfte an seiner Gesäßtasche, dann schüttelte er wieder den Kopf. »Tut mir leid«, fügte er verwirrt hinzu.
»Macht nichts, wir werden Sie schon finden«, sagte ich schmunzelnd und überspielte so meine Unsicherheit. Meine Augen flogen über die Köpfe der herausströmenden Kinder, meine Tochter konnte ich noch immer nicht entdecken. Nervös blickte ich auf meine Armbanduhr. Es wurde höchste Zeit.
»Ich muss nach oben, schauen wo meine Tochter bleibt. Sie hätte schon längst hier sein müssen. Bitte warten Sie solange auf uns.«
»Das werde ich gerne machen«, sagte er und lehnte sich an meinen Wagen, während ich in Richtung Gebäude ging und schnellen Schrittes die vierzehn Treppenstufen hinauslief.
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