pol shebbel
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„Alle Mann – Achtung!“ Die sonore Stimme Héguiturs dröhnte über den Exerzierplatz. „Begrüsst jetzt mit mir den Thèfianbezwinger Avokóron, Sohn des Anthup!“
Die Krieger auf dem Platz, tadellos in Formation, standen stramm, während Avokóron auf ein Zeichen Héguiturs nun den Platz betrat, mit energischem, doch nicht zu hastigem Schritt - ein ganz kleines bisschen Show konnte schon sein. Avokóron stellte sich neben dem Kommandanten auf, beide standen ein paar Sekunden lang ebenfalls stramm; dann liess Héguitur Befreiung vom Strammstehen geben und ergriff das Wort.
„Die meisten von euch wissen schon, weswegen wir hier stehen. Seit ein paar Wochen befinden sich fremde Truppen in unserem Gebiet, über die Berge von Geania her sind sie vermutlich eingedrungen. Seither hat sich die Sicherheit im Gebirge stark verschlechtert. Reisende auf den Passstrassen wurden ausgeraubt, auf mindestens zwei Dörfer wurden sogar Überfälle verübt. Ein langjähriger Friede wurde also gebrochen - etwas, was unter keinen Umständen toleriert werden kann! Und wir, als Ordnungskräfte dieses Landes, im Namen des Königs von Iovif Uèr, haben die Aufgabe, die Sicherheit wiederherzustellen - das Pack aus dem Imperium zur Strecke zu bringen oder sie über die Pässe zurückzujagen, dahin, wo sie hergekommen sind! Bloss – es ist nicht einfach irgend ein Pack. Es sind Thèfian...“
Auf dem letzten Wort lag Emphase, und das Gesicht des Kommandanten hatte dabei – und in der bedeutungsschwangeren Pause danach – einen bedenklichen Ausdruck. Nicht gerade das, was man normalerweise unter „den Kampfgeist stärkend“ verstand – aber angesichts des Themas in jeder Hinsicht angemessen.
„Ich erteile nun“, schloss Héguitur seine Einführung, „das Wort dem edlen Avokóron!“
Avokóron trat einen Schritt vor. Sein Blick schweifte kurz die aufgereihten Truppen entlang. Die meisten waren junge Leute, eine neue Generation, im Frieden aufgewachsen und nun vor ihrer ersten Bewährungsprobe stehend. Es würde nicht die einfachste Bewährungsprobe sein, definitiv nicht. Allerdings machten die jungen Burschen nicht den Eindruck, als ob sie wüssten, was vor ihnen lag: Vor dem Beginn des Appells hatte Avokóron ein paar von ihnen ziemlich ausgelassen herumalbern gesehen. Nun, um ihnen das auszutreiben, war er hier.
„Ich grüsse euch im Namen König Anfrèrus“, begann Avokóron zu sprechen. „Ich möchte mit einer Frage beginnen. Weiss jemand von euch schon, was es mit dem Volk der Thèfian für eine Bewandtnis hat?"
Die Krieger zögerten; mit einer Frage konfrontiert zu werden, hatten sie wohl nicht erwartet. Schliesslich jedoch hob auf der linken Seite der Formation einer die Hand, ein junger Bogenschütze mit einer langen blonden Mähne, und rief: „Das sind Leute, die ihre Haare niemals schneiden und die deshalb unglaublich stark sind.“
Diese Aussage erzeugte auf dem Platz sofort etwas Unruhe; Pfiffe und vereinzelte Lacher ertönten. Das Haar des jungen Bogenschützen sah aus, als ob es auch niemals geschnitten würde...
Avokóron liess sie eine Weile lachen. „Nun, nur teilweise richtig“, befand er dann. „Die Thèfian sind in der Tat berüchtigt für zwei Dinge: extrem lange Haare und ihre gewaltige Kraft. Es stimmt jedoch nicht, dass ihre Kraft von der Länge des Haares herrührt – jedenfalls nicht direkt. Zur Erläuterung muss ich etwas ausholen. Sagt mir doch, junger Krieger: Womit wurde Euer Diensteid magisch besiegelt?“
„Mein Diensteid?“ Der blondmähnige Bogenschütze wirkte jetzt etwas verlegen. „Mit - mit einer Haarlocke, Herr.“
Wiederum entstand etwas Heiterkeit auf dem Platz. Avokóron schoss kurz einen scharfen Blick in die Runde, worauf es sofort wieder still wurde. „Eine Haarlocke“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. „Genau das hatte ich gedacht. Haare sind bekanntlich sehr beliebt zur Besiegelung von magischen Verträgen. Eine Haarlocke kann jeder entbehren – doch gleichzeitig ist sie ein hoch persönlicher Gegenstand und enthält entsprechend viel Magie. Aus Haarlocken verfertigt man Liebeszauber, und schwarze Magier können damit noch weit bedenklichere Dinge anstellen... Der Besitz einer Haarlocke verleiht Macht über den entsprechenden Menschen. Deshalb ist es bekanntlich ratsam, auf seine Haare achtzugeben und seinen Barbier mit Umsicht auszuwählen. Und die Thèfian nun, um zum Thema zurückzukommen, die Thèfian sind ein Volk, bei dem diese Umsicht besonders stark ausgeprägt ist.
Die Hauptgottheit der Thèfian ist Thyrkai, die Göttin der Freiheit. Der Gedanke, jemand könne über eine Haarlocke magische Gewalt über sie erlangen, ist ihnen unerträglich. Sie lassen niemanden ihre Haare nur berühren, geschweige denn schneiden, das ganze Leben lang nicht. Und dabei gibt es nun, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, ein praktisches Problem!"
Avokóron machte eine kurze Pause, um den versammelten Zuhörern Gelegenheit zu geben, sich zu fragen, worin dieses Problem bestehe, und fuhr dann gleich mit der Antwort fort.
„Wie verhindert man, dass einem jemand mit Gewalt die Haare raubt? Haare, die mit zunehmender Länge ein immer einfacheres Ziel abgeben? Die Antwort auf diese Frage, meine Herren, ist der Grund für die berüchtigte Riesenkraft der Thèfian!
Die Stärke der Thèfian rührt nicht von ihren Haaren her, sondern von dem harten Training, dem sie von Kindesbeinen an unterzogen werden. In allen Kampfkünsten werden sie unterrichtet, und in allen werden sie Meister, damit niemand es wagen kann, ihnen nahe zu kommen! Und damit jeder, der es doch wagt, garantiert sein Leben verliert. Seht her!“
Avokóron breitete seine Arme aus und liess seine imposanten Muskeln sehen. „Unter den Thèfian, meine Herren, gibt es keinen, der nicht mindestens solche Arme hat wie ich. Sie sind ausserdem ohne Ausnahme teuflische Bogenschützen – der Bogen ist ihre bevorzugte Waffe, weil er über weite Distanz wirkt. Und falls es einer ausnahmsweise doch in ihre Nähe schafft, wird er ihre unnachahmliche Schwertkunst zu spüren bekommen. In einem Wort: einen Thèfian im Zweikampf zu besiegen – dies sage ich aus eigener Erfahrung – ist nahezu unmöglich.“
Avokóron schwieg und liess wieder seinen Blick über die Zuhörer schweifen. Die meisten von ihnen wirkten nun doch ziemlich geschockt – das war die Wirkung, die zu erzielen er beabsichtigt hatte. Was vor ihnen lag, war kein Zuckerschlecken – Herumalbern war wirklich fehl am Platz.
„Jetzt fragt ihr euch vielleicht“, fuhr Avokóron fort, „wozu wir dann hier stehen, wenn es sowieso unmöglich ist, zu siegen. Nun, es ist nicht unmöglich – wenn man die richtige Strategie wählt. Die Thèfian sind von beinahe unüberwindbarer Stärke im Zweikampf – beim Gefecht in grösseren Verbänden jedoch haben sie eine grosse Schwäche. Ihre Verehrung der Freiheit geht so weit, dass sie es ablehnen – beziehungsweise kaum imstande sind – Befehlen zu folgen. Deswegen sind sie übrigens bei Fürsten und Königen meistens unbeliebt. Gelegentlich werden sie, ihrer grossen Stärke wegen, als Söldner engagiert – wie zur Zeit offensichtlich vom geanischen Imperium - aber das ist immer mit Scherereien verbunden: Weil man sie niemals dazu bringen kann, einen Eid schwören, geschweige denn diesen gar mit einer Haarlocke zu besiegeln, kann man sich ihrer Treue nie sicher sein. Leben tun sie typischerweise als Einzelgänger, ständig auf Reisen und mit Vorliebe in Gegenden, wo sonst kein Mensch hinkommt. Bestenfalls bilden sie manchmal kleine Gruppen, doch stets nur mit lockerem Zusammenhalt, und ohne viel Loyalität untereinander. Ein Thèfian wird kaum sein Leben riskieren, um einem Gefährten zu Hilfe zu kommen, und er wird auch nicht wollen, dass man ihm zu Hilfe kommt. Denn jemandem sein Leben zu verdanken, heisst, von diesem abhängig zu sein – und nicht einmal das können die Thèfian ertragen. Ihr Motto lautet: lieber tot als ein Sklave!
Und genau hier haben wir, Krieger unter Eid auf König und Vaterland, unseren Vorteil. Die eherne Regel beim Kampf gegen Thèfian lautet: zusammen bleiben! Zusammen bleiben, sich nie abdrängen lassen, koordiniert vorgehen, den Kameraden helfen. Allein haben wir keine Chance – aber zusammen sind wir stark.“
Ein schöner Schlusssatz war das. Avokóron liess etwas Zeit verstreichen, um ihn wirken zu lassen; dann wandte er Héguitur zu, zum Zeichen, dass er fertig war.
Der Kommandant trat wieder vor. „Ich danke für diese vortrefflichen Erläuterungen. Leute, ihr habts gehört – merkt es euch! Morgen gilts ernst... Aufbruch: bei Sonnenaufgang. Alle sind pünktlich da, verstanden? An die Offiziere: Ihr meldet euch jetzt gleich anschliessend bei mir zur Lagebesprechung. Den anderen gebe ich für heute frei. Feiert, so lange ihr noch könnt!“
Diese Ankündigung wurde von vielstimmigem Johlen beantwortet. Die Krieger begannen, übermütig ihre Helme in die Luft zu werfen und wieder herumzualbern; der Ernst, den Avokóron ihnen versucht hatte beizubringen, war wie weggeblasen – was Avokóron veranlasste, etwas indigniert den Kopf zu schütteln.
Mit so einer Einstellung war der Sieg mitnichten sicher...
Die Krieger auf dem Platz, tadellos in Formation, standen stramm, während Avokóron auf ein Zeichen Héguiturs nun den Platz betrat, mit energischem, doch nicht zu hastigem Schritt - ein ganz kleines bisschen Show konnte schon sein. Avokóron stellte sich neben dem Kommandanten auf, beide standen ein paar Sekunden lang ebenfalls stramm; dann liess Héguitur Befreiung vom Strammstehen geben und ergriff das Wort.
„Die meisten von euch wissen schon, weswegen wir hier stehen. Seit ein paar Wochen befinden sich fremde Truppen in unserem Gebiet, über die Berge von Geania her sind sie vermutlich eingedrungen. Seither hat sich die Sicherheit im Gebirge stark verschlechtert. Reisende auf den Passstrassen wurden ausgeraubt, auf mindestens zwei Dörfer wurden sogar Überfälle verübt. Ein langjähriger Friede wurde also gebrochen - etwas, was unter keinen Umständen toleriert werden kann! Und wir, als Ordnungskräfte dieses Landes, im Namen des Königs von Iovif Uèr, haben die Aufgabe, die Sicherheit wiederherzustellen - das Pack aus dem Imperium zur Strecke zu bringen oder sie über die Pässe zurückzujagen, dahin, wo sie hergekommen sind! Bloss – es ist nicht einfach irgend ein Pack. Es sind Thèfian...“
Auf dem letzten Wort lag Emphase, und das Gesicht des Kommandanten hatte dabei – und in der bedeutungsschwangeren Pause danach – einen bedenklichen Ausdruck. Nicht gerade das, was man normalerweise unter „den Kampfgeist stärkend“ verstand – aber angesichts des Themas in jeder Hinsicht angemessen.
„Ich erteile nun“, schloss Héguitur seine Einführung, „das Wort dem edlen Avokóron!“
Avokóron trat einen Schritt vor. Sein Blick schweifte kurz die aufgereihten Truppen entlang. Die meisten waren junge Leute, eine neue Generation, im Frieden aufgewachsen und nun vor ihrer ersten Bewährungsprobe stehend. Es würde nicht die einfachste Bewährungsprobe sein, definitiv nicht. Allerdings machten die jungen Burschen nicht den Eindruck, als ob sie wüssten, was vor ihnen lag: Vor dem Beginn des Appells hatte Avokóron ein paar von ihnen ziemlich ausgelassen herumalbern gesehen. Nun, um ihnen das auszutreiben, war er hier.
„Ich grüsse euch im Namen König Anfrèrus“, begann Avokóron zu sprechen. „Ich möchte mit einer Frage beginnen. Weiss jemand von euch schon, was es mit dem Volk der Thèfian für eine Bewandtnis hat?"
Die Krieger zögerten; mit einer Frage konfrontiert zu werden, hatten sie wohl nicht erwartet. Schliesslich jedoch hob auf der linken Seite der Formation einer die Hand, ein junger Bogenschütze mit einer langen blonden Mähne, und rief: „Das sind Leute, die ihre Haare niemals schneiden und die deshalb unglaublich stark sind.“
Diese Aussage erzeugte auf dem Platz sofort etwas Unruhe; Pfiffe und vereinzelte Lacher ertönten. Das Haar des jungen Bogenschützen sah aus, als ob es auch niemals geschnitten würde...
Avokóron liess sie eine Weile lachen. „Nun, nur teilweise richtig“, befand er dann. „Die Thèfian sind in der Tat berüchtigt für zwei Dinge: extrem lange Haare und ihre gewaltige Kraft. Es stimmt jedoch nicht, dass ihre Kraft von der Länge des Haares herrührt – jedenfalls nicht direkt. Zur Erläuterung muss ich etwas ausholen. Sagt mir doch, junger Krieger: Womit wurde Euer Diensteid magisch besiegelt?“
„Mein Diensteid?“ Der blondmähnige Bogenschütze wirkte jetzt etwas verlegen. „Mit - mit einer Haarlocke, Herr.“
Wiederum entstand etwas Heiterkeit auf dem Platz. Avokóron schoss kurz einen scharfen Blick in die Runde, worauf es sofort wieder still wurde. „Eine Haarlocke“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort. „Genau das hatte ich gedacht. Haare sind bekanntlich sehr beliebt zur Besiegelung von magischen Verträgen. Eine Haarlocke kann jeder entbehren – doch gleichzeitig ist sie ein hoch persönlicher Gegenstand und enthält entsprechend viel Magie. Aus Haarlocken verfertigt man Liebeszauber, und schwarze Magier können damit noch weit bedenklichere Dinge anstellen... Der Besitz einer Haarlocke verleiht Macht über den entsprechenden Menschen. Deshalb ist es bekanntlich ratsam, auf seine Haare achtzugeben und seinen Barbier mit Umsicht auszuwählen. Und die Thèfian nun, um zum Thema zurückzukommen, die Thèfian sind ein Volk, bei dem diese Umsicht besonders stark ausgeprägt ist.
Die Hauptgottheit der Thèfian ist Thyrkai, die Göttin der Freiheit. Der Gedanke, jemand könne über eine Haarlocke magische Gewalt über sie erlangen, ist ihnen unerträglich. Sie lassen niemanden ihre Haare nur berühren, geschweige denn schneiden, das ganze Leben lang nicht. Und dabei gibt es nun, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, ein praktisches Problem!"
Avokóron machte eine kurze Pause, um den versammelten Zuhörern Gelegenheit zu geben, sich zu fragen, worin dieses Problem bestehe, und fuhr dann gleich mit der Antwort fort.
„Wie verhindert man, dass einem jemand mit Gewalt die Haare raubt? Haare, die mit zunehmender Länge ein immer einfacheres Ziel abgeben? Die Antwort auf diese Frage, meine Herren, ist der Grund für die berüchtigte Riesenkraft der Thèfian!
Die Stärke der Thèfian rührt nicht von ihren Haaren her, sondern von dem harten Training, dem sie von Kindesbeinen an unterzogen werden. In allen Kampfkünsten werden sie unterrichtet, und in allen werden sie Meister, damit niemand es wagen kann, ihnen nahe zu kommen! Und damit jeder, der es doch wagt, garantiert sein Leben verliert. Seht her!“
Avokóron breitete seine Arme aus und liess seine imposanten Muskeln sehen. „Unter den Thèfian, meine Herren, gibt es keinen, der nicht mindestens solche Arme hat wie ich. Sie sind ausserdem ohne Ausnahme teuflische Bogenschützen – der Bogen ist ihre bevorzugte Waffe, weil er über weite Distanz wirkt. Und falls es einer ausnahmsweise doch in ihre Nähe schafft, wird er ihre unnachahmliche Schwertkunst zu spüren bekommen. In einem Wort: einen Thèfian im Zweikampf zu besiegen – dies sage ich aus eigener Erfahrung – ist nahezu unmöglich.“
Avokóron schwieg und liess wieder seinen Blick über die Zuhörer schweifen. Die meisten von ihnen wirkten nun doch ziemlich geschockt – das war die Wirkung, die zu erzielen er beabsichtigt hatte. Was vor ihnen lag, war kein Zuckerschlecken – Herumalbern war wirklich fehl am Platz.
„Jetzt fragt ihr euch vielleicht“, fuhr Avokóron fort, „wozu wir dann hier stehen, wenn es sowieso unmöglich ist, zu siegen. Nun, es ist nicht unmöglich – wenn man die richtige Strategie wählt. Die Thèfian sind von beinahe unüberwindbarer Stärke im Zweikampf – beim Gefecht in grösseren Verbänden jedoch haben sie eine grosse Schwäche. Ihre Verehrung der Freiheit geht so weit, dass sie es ablehnen – beziehungsweise kaum imstande sind – Befehlen zu folgen. Deswegen sind sie übrigens bei Fürsten und Königen meistens unbeliebt. Gelegentlich werden sie, ihrer grossen Stärke wegen, als Söldner engagiert – wie zur Zeit offensichtlich vom geanischen Imperium - aber das ist immer mit Scherereien verbunden: Weil man sie niemals dazu bringen kann, einen Eid schwören, geschweige denn diesen gar mit einer Haarlocke zu besiegeln, kann man sich ihrer Treue nie sicher sein. Leben tun sie typischerweise als Einzelgänger, ständig auf Reisen und mit Vorliebe in Gegenden, wo sonst kein Mensch hinkommt. Bestenfalls bilden sie manchmal kleine Gruppen, doch stets nur mit lockerem Zusammenhalt, und ohne viel Loyalität untereinander. Ein Thèfian wird kaum sein Leben riskieren, um einem Gefährten zu Hilfe zu kommen, und er wird auch nicht wollen, dass man ihm zu Hilfe kommt. Denn jemandem sein Leben zu verdanken, heisst, von diesem abhängig zu sein – und nicht einmal das können die Thèfian ertragen. Ihr Motto lautet: lieber tot als ein Sklave!
Und genau hier haben wir, Krieger unter Eid auf König und Vaterland, unseren Vorteil. Die eherne Regel beim Kampf gegen Thèfian lautet: zusammen bleiben! Zusammen bleiben, sich nie abdrängen lassen, koordiniert vorgehen, den Kameraden helfen. Allein haben wir keine Chance – aber zusammen sind wir stark.“
Ein schöner Schlusssatz war das. Avokóron liess etwas Zeit verstreichen, um ihn wirken zu lassen; dann wandte er Héguitur zu, zum Zeichen, dass er fertig war.
Der Kommandant trat wieder vor. „Ich danke für diese vortrefflichen Erläuterungen. Leute, ihr habts gehört – merkt es euch! Morgen gilts ernst... Aufbruch: bei Sonnenaufgang. Alle sind pünktlich da, verstanden? An die Offiziere: Ihr meldet euch jetzt gleich anschliessend bei mir zur Lagebesprechung. Den anderen gebe ich für heute frei. Feiert, so lange ihr noch könnt!“
Diese Ankündigung wurde von vielstimmigem Johlen beantwortet. Die Krieger begannen, übermütig ihre Helme in die Luft zu werfen und wieder herumzualbern; der Ernst, den Avokóron ihnen versucht hatte beizubringen, war wie weggeblasen – was Avokóron veranlasste, etwas indigniert den Kopf zu schütteln.
Mit so einer Einstellung war der Sieg mitnichten sicher...