Thèfian, Kapitel 2

pol shebbel

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Avokóron rannte. Nur einen Gedanken gab es in seinem Kopf: rennen, rennen, rennen! Staub war in der Luft, Staub, der ihn zum Husten brachte und in den Augen biss. Der Boden erzitterte von ohrenbetäubendem Donner. Wie von Sinnen rannte Avokóron, er sah kaum wohin - zeitweise war nicht einmal der Boden zu sehen in dem plötzlichen Staubnebel. Und so kam es schliesslich, dass Avokóron stolperte und fiel.

Noch während des Fallens krümmte er sich instinktiv, rollte auf dem harten Boden ab und kauerte wenig später am Boden, sich mit der einen Hand abstützend und die andere erhoben in der Nähe seiner Schulter, bereit, hinter seinen Rücken nach dem Schwert zu greifen.

Der Donner hatte aufgehört, und der Staub in der Luft begann sich zu senken. Langsam, schemenhaft, wurde die nähere, dann die weitere Umgebung wieder sichtbar.

Es war eine enge Schlucht, auf deren Grund er sich befand. Das hatte er schon vorher gewusst. Doch die Schlucht war verändert: dort, wo vorhin der Eingang gewesen war, türmte sich jetzt ein grauschwarzer Schuttkegel. Verflucht - sie hatten sich voll in die Falle locken lassen. Wie hatten die Kerle es geschafft, eine solche Gerölllawine auszulösen? Das erforderte sorgfältige Untersuchungen des Geländes und koordiniertes Vorgehen. Eigentlich gar nicht typisch für Thèfian... Wo waren die anderen Soldaten der eigenen Truppe? Hoffentlich hatten sie sich in Sicherheit bringen können. Verdammt... Blitzschnell liess Avokóron seine Blicke schweifen. Es war eminent wichtig, dass sie zusammenblieben – das hatte er gestern der Truppe vordoziert.

Auf den ersten Blick war in der näheren Umgebung niemand zu sehen – doch etwas anderes zog plötzlich Avokórons Aufmerksamkeit auf sich: Pfeifend kam etwas über den Schuttkegel am Taleingang geflogen, schlug entfernt auf dem Boden auf, und mit einem trockenen „Plopp“ schoss ein Pilz aus graugelbem Qualm in die Höhe. Sie hatten mit dem Feuerwerk begonnen... Das war geplant gewesen, um die Sicht zu trüben und damit die Überlegenheit der Thèfian mit Pfeil und Bogen auszugleichen. Aber so schnell? Nach einer Katastrophe wie diesem Erdrutsch konnte man doch nicht einfach mit dem vorherigen Plan weitermachen. Eine Bestandesaufnahme war nötig. Doch schon kam ein zweiter Feuerwerkskörper herangeschossen und explodierte in einer Rauchwolke, und gleich darauf ein dritter, deutlich näher diesmal; eine Druckwelle aus heisser, stinkender Luft jagte plötzlich über Avokóron hin. Verflucht! Mit einem Ruck erhob er sich – und sah wieder etwas neues.

Flammen.

Das Buschwerk war in Brand geraten!

Augenblicklich erkannte Avokóron die tödliche Gefahr. Die Sträucher waren knochentrocken, in Windeseile würde der ganze Talgrund in Flammen stehen. Er musste hier weg, so schnell wie möglich.

Mit einer heftigen Bewegung drehte sich Avokóron um und warf sich gegen den Berg. Seine Hände stiessen schnell auf Widerstand; der Hang war steil. Ohne nur einen Sekundenbruchteil innezuhalten, begann Avokóron zu klettern.

Unter normalen Umständen wäre dieses Unternehmen eine knifflige Kletterpartie gewesen; unter den gegenwärtigen Umständen war es die Hölle. Der Rauch biss ihm in den Augen - er musste sie zugekniffen halten - und liess seine Lungen brennen; Hustenanfälle schüttelten ihn, so dass er den Halt zu verlieren drohte; seine Kräfte liessen rasch nach, je mehr Stinkgas er einatmete. Doch es ging stetig aufwärts – und schliesslich schwang er sich mit letzter Kraft einen Absatz hinauf, eine Art Felsenterasse im Hang, wo etwa zwei Schritt breit der Boden wieder etwas ebener war; dort blieb er ein paar Minuten lang schwer atmend liegen. Jeder Atemzug brachte nun, in der Höhe, wieder sauerstoffreichere Luft; und so waren schliesslich seine Kräfte so weit zurückgekehrt, dass er den Kopf heben und hinabschauen konnte.

Graue und weissgelbe Rauchschwaden dominierten das ganze Gesichtsfeld von unten bis oben; dazwischen, vom Grund der Schlucht her, glühte es orangerot durch den Dunst: das brennende Buschwerk. Wo all die Krieger waren, konnte Avokóron nicht ausmachen – man konnte nur wenige Schritte klar sehen. Die Feuerwerker hatten ganze Arbeit geleistet. Der Zeitpunkt für das Erstürmen der Bergflanke war ideal. Plötzlich von neuer Kraft erfüllt, rappelte Avokóron sich hastig auf.

Und erstarrte sofort wieder.

Bisher war er noch nicht dazu gekommen, seine nähere Umgebung zu erkunden. Jetzt, beim ersten Blick aufwärts, sah er, dass keine zehn Schritte von seiner derzeitigen Position ein schwarzes Loch in der Felswand gähnte – der Eingang zu einer Höhle.

Und aus der Höhle kam eine eisengepanzerte Gestalt mit dem schwarzen Helmvisier der Thèfian gestürmt.
 

FrankK

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Hallo pol shebbel

Es war eine enge Schlucht, auf deren Grund er sich befand. [blue][strike]Das hatte er schon vorher gewusst.[/strike][/blue]
Natürlich hat er es vorher gewusst, er ist doch in diese Schlucht hineinmarschiert.

Verflucht - sie hatten sich [blue][strike]voll[/strike][/blue] in [blue]die[/blue] Falle locken lassen.
Klingt eher nach jugendlichem Slang: Boah, voll stark, eyh.
Ist, glaube ich, eher überflüssig als notwendig. Falls Du betonen möchtest, dass die ganze Kompanie gemeint ist, vielleicht besser anders formulieren:
"Verflucht - er hatte sich mit seinen Männern in [blue]eine[/blue] Falle locken lassen."

Wo waren die anderen Soldaten der eigenen Truppe?
Avokóron ist doch der Anführer - sollte er sich dann nicht eher fragen:
"Wo waren seine Soldaten / Männer?"

... eine Druckwelle aus heißer, stinkender Luft jagte [blue]plötzlich [/blue]über Avokóron hin.
Das "plötzlich" stört mich etwas, zumal es kurz vorher auch schon ein 'plötzlich' gab. Er beobachtet doch die heranfliegenden Körper und weiß um deren Wirkung, er sollte also nicht überrascht sein.

Flammen.

Das Buschwerk war in Brand geraten!
So weit auseinandergezogen verliert es, glaube ich, etwas an Wirkung. vielleicht besser:
"Flammen! Das Buschwerk war in Brand geraten!"

Mit einer heftigen Bewegung drehte sich Avokóron um und warf sich gegen [blue]den Berg[/blue].
Wirkt etwas gigantisch - und etwas merkwürdig. Vielleicht besser: "... gegen die Felswand."

Unter normalen Umständen wäre dieses Unternehmen eine knifflige Kletterpartie gewesen; unter den gegenwärtigen Umständen war es die Hölle.
"Unter ... Umständen" zweimal dicht aufeinander - im Folgesatz dramaturgisch streichbar:
"... gewesen; gegenwärtig war es die Hölle."

... je mehr Stinkgas er einatmete.
Wenn es sich um spezielle "Rauchbomben" handelte, dürfte er von ihrem Einsatz wissen und sich frühzeitiger in Sicherheit bringen.

... eine [blue][strike]Art[/strike][/blue] Felsenterasse im Hang ...
Es darf ruhig konkret sein - es ist Deine Geschichte und Du bist der Erschaffer dieser Welt.

Graue und weißgelbe Rauchschwaden dominierten das ganze Gesichtsfeld von unten bis oben
... bis oben? Also auch über ihm? Wieso könnte er dann dort, wo er lag, wieder besser Atmen und Kraft schöpfen?

Wo [blue][strike]all[/strike][/blue] die Krieger waren, konnte Avokóron nicht ausmachen – man konnte nur wenige Schritte klar sehen.
Das "all" empfinde ich als störend, dass er nicht wusste, wo sich seine Leute befanden, ist eine wiederholte Information, ebenso der Hinweis über die schlechte sicht.

Die Feuerwerker hatten ganze Arbeit geleistet. Der Zeitpunkt für das Erstürmen der Bergflanke war ideal.
Wer (es ist niemand weiter in Sichtweite innerhalb des Talkessels) könnte jetzt noch welche Bergflanke erstürmen und wofür?

[blue][strike]Plötzlich[/strike][/blue] von neuer Kraft erfüllt, rappelte Avokóron sich [blue][strike]hastig[/strike][/blue] auf.
Sehr häufig passiert etwas einfach "Plötzlich", das mit der neuen Kraft will mir gar nicht passend erscheinen.
Es ist auch nicht klar, was ihn zur Eile antreiben könnte.

Und erstarrte sofort wieder.
Unpassendes Bild - vorher war er nirgends (vor Schreck) erstarrt.
Vielleicht mit dem vorherigen Satz zusammenfassen:
"Von neuer Kraft erfüllt, rappelte Avokóron sich auf und erstarrte."

Bisher war er noch nicht dazu gekommen, seine nähere Umgebung zu erkunden.
Für einen Soldaten, besonders für einen Offizier, eine eher untypische Verhaltensweise.


Trotz der Menge an Anmerkungen gerne gelesen.


Viele Grüße
Frank
 



 
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